: Neonazi im Schafspelz?
JU-Kreisvorsitzender wegen Rechtskontakten in der Kritik
Für Thomas Hartenfels ist die Sache klar. Er ein Neonazi? „An den Haaren herbeigezogen“ seien solche Vorwürfe. Gegen entsprechende Plakate, die seit gestern an der Kölner Universität aushängen, geht der Kreisvorsitzende der Jungen Union im Rheinisch-Bergischen Kreis nun juristisch vor. Anzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede sei bereits erstattet, eine Unterlassungserklärung in Vorbereitung, sagte Hartenfels gestern der taz.
Urheberin der Plakataktion, die den auch beim CDU-Hochschulableger RCDS und im Uni-AStA aktiven Studenten als „Neonazi im AStA“ outet, ist die Alternative Liste. Die größte linke Hochschulgruppe der Uni wirft Hartenfels unter anderem vor, im Jahr 2000 mit neofaschistischen „freien Kameradschaften“ demonstriert zu haben und Autor der nationalen Jungen Freiheit zu sein. „Wir fordern den Rücktritt des AStA Uni Köln. Es reicht!“, so die AL.
Tatsächlich ist Hartenfels schon öfter mit guten Beziehungen nach rechts aufgefallen. Er hat für die Junge Freiheit geschrieben, wird auf deren Internetseite bis heute als Autor geführt. Die Zusammenarbeit sei beendet, sagte er der taz, wofür es aber keine inhaltlichen Gründe gebe. Im Jahr 2003 gehörte er zu den Erstunterzeichnern des Appells „Kritische Solidarität mit Martin Hohmann“, in dem die „Tätervolk“-Rede des damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten als „keineswegs antisemitisch“ bezeichnet worden war. Erst nach Protesten in seinem CDU-Heimatverband Rösrath zog er die Unterschrift zurück.
Zu der fraglichen Demonstration von „freien Kameradschaften“ gab Hartenfels gegenüber der taz nur teilweise Auskunft. Die AL hat zwei Fotos veröffentlicht, die ihn dort zeigen sollen. „Ich vermute mal, das ich das bin“, sagte er zu einem der beiden Bilder, auf dem er vor einigen Polizisten stehen soll. Für eine Stellungnahme zum zweiten Bild, das ihn im Kreise einiger Glatzen- und Bomberjackenträger zeigen soll, war er dann bis Redaktionsschluss nicht mehr zu erreichen.
Der AStA hat Hartenfels mittlerweile beurlaubt, nimmt ihn aber zugleich in Schutz. „Wir halten ihn nicht für einen Neonazi“, sagte Öffentlichkeitsreferent Renke Rommerkirchen. Der AStA will die „Schmutzkampagne“ der AL heute Abend vor dem Studierendenparlament der Uni zur Sprache bringen. Auch die Alternative Liste mobilisiert zu der Sitzung. Es könnte spannend werden. DIRK ECKERT