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Milliardendeal in NigeriaDer Käufer hat kein Geld

Der Verkauf der staatlichen Telefonfirma "Nitel" ist vorerst geplatzt. Schon die erste Rate wurde nicht überwiesen. Ein obskurer Deal im Zwielicht.

Staatschef Goodluck Jonathan hatte grünes Licht gegeben für den Milliardendeal. Bild: reuters

ABUJA SIMEON taz | In Nigeria steht eines der größten Privatisierungsvorhaben Afrikas wieder einmal vor dem Zusammenbruch. Am Freitag verstrich eine Frist für den Aufkäufer der staatlichen nigerianischen Telefongesellschaft "Nitel", eine erste Rate von 750 Millionen Dollar an die Regierung zu zahlen. Damit ist unklar, ob der für insgesamt 2,5 Milliarden Dollar angesetzte Verkauf stattfindet und warum Nigerias Regierung den Zuschlag für Nitel einer Firma gegeben hat, die offenbar das Geld dafür nicht hat.

Das Konsortium "New Generation" aus der chinesischen Firma "China Unicom", der in Dubai basierten "Minerva" und der nigerianischen "GiCell" des lokalen Geschäftsmannes Usman Gumi war im Februar als Meistbietender aus der staatlichen Ausschreibung eines 75-Prozent-Anteils an der kränkelnden Nitel hervorgegangen.

Nachdem der damalige Vizepräsident Goodluck Jonathan Präsident wurde, ließ er ab März die Ausschreibung überprüfen. "New Generation" hatte zunächst 337.000,33 US-Dollar für Nitel geboten; in der zweiten Runde wurden daraus plötzlich 2,5 Milliarden.

Nach mehrmonatigen Untersuchungen gab Staatschef Jonathan im Oktober grünes Licht für "New Generation". Das Konsortiums sollte spätestens zehn Tage nach Erhalt eines entsprechenden Schreibens der Privatisierungsbehörde eine erste Rate von 750 Millionen Dollar zahlen, die Restsumme von 1,75 Milliarden Dollar innerhalb von 60 Tagen. Der Brief traf am 25. Oktober bei "New Generation" ein.

Nun sagt Usman Gumi, seine Finanzierer hätten "kalte Füße" bekommen. Die Privatisierungsbehörde hatte gestern Nachmittag keine Wahl und verlängerte die Frist um 30 Tage. Damit steht der Deal im Zwielicht.

Nitel, der frühere staatliche Telefonmonopolist Nigerias, gilt als eines der ineffizientesten Unternehmen des Landes. Nigerias 150 Millionen Einwohner teilen sich 100.000 Nitel-Festnetzanschlüsse. Dafür gibt es über 80 Millionen Mobilfunknutzer, allerdings hat Nitel davon nur einige hundert.

Ein Großteil der Nitel-Einnahmen versickert in privaten Taschen, so dass dringend nötige Investitionen seit Jahrzehnten ausbleiben. Mehrfach haben Nigerias Regierungen seit der Demokratisierung 1999 versucht, Nitel zu verkaufen. Jedes Mal platzte die Privatisierung.

2002 zahlte "International Investors" aus London die vereinbarten 1,317 Milliarden Dollar nicht. 2003 wurde die niederländische "Pentascope" zum Übergangsverwalter bestellt, um Nitel zu sanieren, und gab Hunderte von Millionen Dollar ohne greifbares Ergebnis aus. 2006 bot die ägyptische "Orascom" 256 Millionen Dollar für Nitel, aber dies lehnte Nigerias Regierung ab. Nigerias damaliger Präsident Olusegun Obasanjo versuchte dann, Nitel-Anteile an die nigerianische Firma "Transcorp" zu verkaufen, die zum Teil ihm selbst gehören soll; dieser Deal flog rechtzeitig auf.

Die seit 2001 aktive private Konkurrenz hat demgegenüber nicht geschlafen. Nach amtlichen Angaben gab es in Nigeria Ende August 81,9 Mobilfunkanschlüsse, eine Zunahme von 7,5 Millionen seit Jahresanfang. Marktführer ist die südafrikanische MTN, gefolgt von Globacom.

In diesem Jahr sind erstmals private Unterwasserbreitbandkabel nach Nigeria in Betrieb gegangen; den Anfang machte "Main One" im Juli, und Anfang dieser Woche verkündete Globacom den Start seines eigenen Kabels "Glo-1", das 600 Millionen US-Dollar gekostet hatte. Die staatliche Nitel betreibt das Kabel "Sat-3", und nur deswegen ist sie überhaupt noch etwas wert. Bei der Nitel-Ausschreibung wurden MTN und Globacom aus Wettbewerbsgründen disqualifiziert, womit "New Generation" als Meistbietender übrigblieb.

Sollte "New Generation" jetzt ausfallen, kommt "Omen International" zum Zuge. Diese chinesische Staatsfirma hatte 957 Millionen Dollar für Nitel geboten. In Nigerias Telekommunikation stehen in den nächsten Jahren Milliardeninvestitionen an, um Internet und Mobilfunk flächendeckend anzubieten.

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1 Kommentar

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  • TD
    Tyler Durden

    Und da sagen die Leute immer in Afrika sei Dritte Welt...

    Also Business- und Finanz-Gebaren entspricht schon voll dem Erste Welt Standard.

    Die Heuschrecke, man mag sie für eine biblische Plage halten, ist eines der höchst entwickelten Wesen der Erste-Welt-Fauna.

     

    Liebe taz. Was genau ist denn daran ungewöhnlich, dass jemand eine Sache ohne eigenes Geld kauft und dann den Kredit, der von ehrenwerten Institutionen wie der Deutschen Bank dazu zur Verfügung gestellt wird, von der Firma selber zurückzahlen lässt?

    Ihr habt mich ganz verwirrt... bitte um Aufklärung?