: „Bipolare Gesellschaft“
VORTRAG Medienpädagogin erzählt von Genderproblemen im Kinderzimmer
■ 45, ist Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen beim Bayerischen Rundfunk.
taz: Frau Götz, heißt gender- neutrales Spielzeug, dass Jungen mit „Prinzessin Lillifee“ und Mädchen mit „Bob der Baumeister“ spielen?
Maya Götz: Es ist keine Katastrophe, wenn ein Junge mal einen Rock anzieht oder die Farbe rosa mag. Eltern und Erzieher reagieren oft entsetzt, aber sie sollten den Kindern helfen, sich individuell auszuleben.
Was sind die Probleme dieser Klischee-Spielzeuge?
Für Mädchen haben wir die Prinzessin, dahinter steht auch die Botschaft: Du bist wertvoll. Das bieten wir Jungen leider nicht so an, die müssen nämlich erst einmal drei Drachen getötet haben, bevor sie wichtig und etwas besonderes sind. Jungen sind erst wertvoll, wenn sie Waffen oder Technik benutzen.
Ist das der Grund, warum wir so wenige Ingenieurinnen haben?
Wir prägen die Mädchen von Anfang an so, dass sie ihre Energie aus ihrem Körper holen müssen. Sie sollen ein bestimmtes Aussehen haben, das reicht dann bis zu „Germany’s next Topmodel“. Nur wenige Mädchen wählen in Deutschland technische Berufe, da bieten wir ihnen zu wenig Fantasie. Im internationalen Vergleich liegen wir damit sehr weit hinten.
Was muss sich ändern?
Heutzutage ist es unmodern, sich mit geschlechtsspezifischen Problemen zu beschäftigen und wir tun alle so, als wären wir gleichberechtigt und emanzipiert. Aber wir sind von der Gleichberechtigung noch weit entfernt sind und es gibt immer noch eine bipolare Gesellschaft. Wir müssen Mädchen von Anfang an zeigen, dass sie mit Technik einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Wenn dies durch mehr Männer in der Kinderbetreuung ergänzt wird, wäre das ein wichtiger Schritt. INT.: KIM NEUBAUER
18 Uhr, Stadtbibliothek