Chefredakteur "Männerzeitung" im Interview: "Der Macho ist ein Faszinosum"

Familie ist positiv für den Mann, sagt Ivo Knill, Chefredakteur der Schweizer "Männerzeitung". Vor zehn Jahren erschien das Blatt zum ersten Mal.

"Macho und Verführung, das passt zusammen", sagt Ivo Knill. Bild: biberkatze / photocase.com

taz: Herr Knill, die deutsche Frauenministerin wird von Kritikern gern als Männerministerin bezeichnet, weil sie vor allem Politik für Männer und Jungs machen will. Könnte Kristina Schröder bei Ihnen Chefredakteurin werden?

Ivo Knill: Wir könnten ihr sicher bei dem einen oder anderen Thema helfen. Zum Beispiel bei der Jungenarbeit, bei Scheidungs- und Familienfragen, bei der Teilzeit für Männer.

Sie unterstützen Frau Schröder?

Sie bringt wichtige Akzente in die Gleichstellungsdiskussion. Lange war das Ziel, die Benachteiligung von Frauen abzubauen. Das war notwendig. Heute muss man aber auch die Sicht der Männer einbeziehen.

Sind die Männer diskriminiert.

Ivo Knill, 46, hat Germanistik und Geschichte studiert und ist Chefredakteur der "Männerzeitung". Das Blatt erscheint vier Mal im Jahr in einer Auflage von 4.500 Exemplaren.

Nein, wir wollen jetzt auch keine Diskriminierung herbeireden. Wir setzen auf die Stärken und die Zukunftsperspektiven für Männer. Davon haben Männer und Frauen etwas.

Haben Trennungsväter, die - wie manche in Deutschland - mobil machen gegen ihre Ex-Frauen, bei Ihnen ein Podium?

Es gibt eine Plattform, auf der verschiedene Männerorganisationen regelmäßig zu Wort kommen, darunter auch Scheidungsmänner. Hier dürfen sie unzensiert sagen, wie es ihnen geht und welche Probleme sie haben.

In der aktuellen Ausgabe titeln Sie "Macho. Sei leise und bestimmt". Was denn nun: Macho oder Leisetreter?

Ein Macho ist ein Mann, der ein kleines Geheimnis hat. Frauen mögen das.

Ach so.

Der Macho ist ein Faszinosum. Macho und Verführung, das passt zusammen. Nur liebe Männer wollen Frauen nicht. Uns Männern geht das doch genau so: Wie oft verlieben wir uns in Frauen, von denen wir wissen, dass sie abgründig sind und uns nicht gut tun.

Wann ist ein Mann modern?

Wenn er alles auslebt, was er in sich trägt: die netten und die unbequemen Teile. In den vergangenen Jahren wurde aber fast nur die familiäre Seite des Mannes abgefordert.

Schadet die Familie dem Mann?

Nein, sie tut ihm gut. Aber bei dieser Frage haben sich nur die Männer bewegt. Die Frauen nicht.

Wie meinen Sie das?

Das Statistische Amt der Schweiz hat ausgerechnet, dass hierzulande Männer 32 Stunden in der Woche Haus- und Familienarbeit leisten. Vor 10 Jahren waren es noch 24 Stunden. Männer haben also 8 Stunden zugelegt. Und das bei gleichbleibendem Pensum an Erwerbsarbeit.

Und die Frauen?

Sie leisten weiterhin mehr Familien- und weniger Erwerbsarbeit.

Das klassische Alleinverdienermodell. Sind daran die Frauen schuld?

Der Mann ist kein Opfer. Es gelingt Männern aber nicht, aus der traditionellen Rolle als Alleinverdiener herauszukommen.

Ist das ein privates oder ein gesellschaftliches Problem?

Es gibt in der Schweiz keine Vätermonate. Und Männer, die eine Vaterzeit nehmen wollen, haben große Schwierigkeiten. Sie müssen sich gegen Arbeitgeber durchsetzen, die das grundweg ablehnen.

Wie wollen Sie das ändern?

Wir haben eine politische Botschaft: Gebt den Männern die Rahmenbedingungen, die sie brauchen. Wir wollen Männerleben abwechslungsreicher machen und Lebensmodelle aufzeigen. Männer können und müssen hier aber viel selber machen, leise und bestimmt. Und solidarisch mit anderen Männern.

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