Streit zwischen Thailand und Kambodscha: Tausende fliehen vor Gefechten

Seit Tagen gibt es immer wieder Gefechte zwischen Kambodscha und Thailand. Hintergrund ist der jahrzehntelange Streit um den Hindu-Tempel Preah Vihear.

Die Menschen im Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha fliehen vor den neuen Gefechten. Bild: dpa

BANGKOK taz | Ein alter Konflikt flammt neu auf: An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha lieferten sich Soldaten beider Länder seit Tagen heftige Auseinandersetzungen. Dabei starben bislang mehrere Menschen, tausende flohen vor der Gewalt. Kambodschas Premier Hun Sen rief am Montag den UN-Sicherheitsrat an und forderte, die Vereinten Nationen sollten Blauhelme entsenden. Den Nachbarn bezeichnete Kambodscha als "Aggressor". Thailands Armee und Regierung hingegen wiesen alle Vorwürfe zurück und beharrten darauf, dass Kambodscha zuerst gefeuert habe.

Eine internationale Einmischung lehnt vor allem Thailand ab: "Thailand bleibt dabei, dass das Problem am besten in den bereits bestehenden bilateralen Verhandlungsforen gelöst wird", so ein Sprecher des Außenministeriums. Erst am Wochenende war ein Waffenstillstand vereinbart worden, der allerdings nicht lange hielt.

Hintergrund der neuen Scharmützel ist der jahrzehntelange Streit um den aus dem 11. Jahrhundert stammenden Hindu-Tempel Preah Vihear. Zwar hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag 1962 Kambodscha den Tempel zugesprochen. Unklar ist aber bis heute, wem der Boden rund um "Preah Vihear" gehört - knapp fünf Quadratkilometer Dschungel. Dieses Gebiet beanspruchen sowohl Thailand als auch Kambodscha für sich.

Die Spannungen hatten sich zuletzt im Juli 2008 verschärft, nachdem die Unesco den Tempel auf Initiative Kambodschas als Weltkulturerbe anerkannt hatte. Dies war sogar mit Einwilligung des damaligen thailändischen Außenministers Noppadon Pattama geschehen. Eine ultranationalistische Gruppe innerhalb der sogenannten Volksallianz für Demokratie (PAD) hatte ihm daraufhin den Ausverkauf heimatlichen Bodens vorgeworfen.

Noppadon, ein Gefolgsmann des 2006 vom Militär gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra, habe auf diese Weise Geschäftsinteressen Thaksins im Nachbarland sichern wollen. Noppadon war schließlich zurückgetreten. Wenige Monate später hatten sich beide Länder heftige Gefechte geliefert.

Auch die jüngste Gewalt dürfte kein Zufall sein: Derzeit initiieren die "Gelbhemden", wie die Anhänger der "Volksallianz" auch genannt werden, wieder einmal Straßenproteste. Damit wollen sie den ungelösten Streit um den Tempel Preah Vihearn erneut politisch instrumentalisieren. Seitdem die "Volksallianz" der Demokratischen Partei (DP) und damit auch Premier Abhisit Vejjajiva zur Macht verholfen hatte, war das Bündnis in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Nach der Regierungsübernahme jedoch hatten sich etliche in den Reihen der DP von den "Gelbhemden" distanziert - "um sich das Image politischer Neutralität zu verpassen", kommentieren Beobachter.

Die "Volksallianz für Demokratie" wendet ihre allerdings nur spärlich besuchten Demonstrationen nun gegen Abhisit. Von ihm verlangen sie, er solle gegen Kambodscha durchgreifen. Vor allem solle er die Freilassung zweier Ultranationalisten erwirken, die derzeit im Nachbarland wegen Spionage in Haft sitzen.

Die beiden Thais hatten zusammen mit fünf Landsleuten Ende Dezember illegal die Grenze zu Kambodscha überquert. Mit von der Partie war pikanterweise auch ein Angehöriger der Demokratischen Partei, der aber wieder auf freiem Fuß ist.

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