Axel-Springer-Straße vor Gericht: Wieder Ärger um Verlängerung

Verwaltungsgericht verhandelt Klage gegen Öffnung der Axel-Springer-Straße zum Spittelmarkt. Umweltschützer fürchten Lärm und Staub.

Verdeckt auf diesem Foto das umstrittene Straßenstück: Springer-Hochhaus. Bild: ap

Es ist nur ein kleiner grauer Platz am Spittelmarkt, umstellt mit Bauzäunen, eingekreist von Hochhäusern. Genau hier soll nach Senatsplänen der Durchbruch erfolgen: die vierspurige Verlängerung der Axel-Springer-Straße zur Leipziger Straße. Anwohner und der BUND halten das für unsinnig. Am heutigen Freitag wird ihre Klage vor dem Verwaltungsgericht verhandelt.

Für die Verlängerung der Axel-Springer-Straße gen Norden zum Spittelmarkt sieht der Senat je zwei Spuren pro Richtung und einen Mittelstreifen vor. Das aber wird teuer: 11,4 Millionen Euro soll die Erweiterung und der vierspurige Ausbau der Springerstraße auf 300 Metern kosten. Allein 7,5 Millionen Euro fallen für Lärmschutz an. Schon seit Jahren plant der Senat den Lückenschluss zwischen Mitte und Kreuzberg. Er soll Anlieger vom Verkehr entlasten.

Bereits 2008 wurde am Spittelmarkt für die Pläne das leer stehende Gebäude des früheren Modeunternehmens Ebbinghaus abgerissen. Ende 2010 war etwas westlich davon ein Hotelneubau fertiggestellt worden, der künftig direkt neben der neuen Straße stehen wird. Die geplante Verknüpfung zwischen Leipziger und Springerstraße ist Teil der Aufwertung des Spittelmarktquartiers, zu dem auch Neubauten von Wohnungen und Stadtvillen gehören.

Der Umweltverband BUND befürchtet mit dem Ausbau der Springerstraße mehr Lärm und eine grenzwertüberschreitende Feinstaubbelastung. Zusammen mit einem Anwohner hatte der Verband gegen das Planfeststellungsverfahren Klage eingereicht. Das Verwaltungsgericht will darüber am Freitagvormittag entscheiden. Der Streit hat den Baubeginn bereits über ein Jahr verzögert.

Beim BUND hofft man auf die Beibehaltung des Status quo. Als Kompromiss könne man mit einer zweispurigen Variante und Tempo 30 leben, so BUND-Verkehrsreferent Martin Schlegel. Eine Verkehrsentlastung werde der Ausbau der Springerstraße kaum bringen. "Im Gegenteil würden einfach mehr Autos in die Ecke Spittelmarkt gezogen."

Die Grünen bezeichnen die Pläne auch angesichts der immensen Kosten als überflüssig. "Die 11 Millionen Euro sollte der Senat lieber in Schlaglöcher oder Straßenbahnen stecken", wettert Grünen-Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling. Nach der A 100 werde die kleine Axel-Springer-Straße zum teuersten Pflaster der Stadt. "Straßenneubau hat noch nie für weniger, sondern immer für mehr Verkehr gesorgt", erklärt Hämmerling. Sie hoffe auf eine "Watsche" für den Senat vor dem Verwaltungsgericht.

Mathias Gille, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, verteidigt den Straßendurchbruch als "verkehrsplanerisch sinnvoll und notwendig". Für Anlieger seien Lärmschutzmaßnahmen ergriffen worden, das weitere Umfeld werde deutlich vom Verkehr entlastet. Im Gegensatz zum BUND erwartet der Senat keine Überschreitung von Feinstaubgrenzen. "Insgesamt ist der Nutzen der Maßnahme größer als die Kosten", so Gille. "Wir hoffen, dass das Gericht dieser Planung recht gibt." Bereits im März soll dann mit dem Bau begonnen werden, im Frühjahr 2012 die Verbindung stehen.

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