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Zumal die SPD kein Angebot für niemanden parat hält...
Mit Sigmar Gabriel wird die SPD ihr Tal der Tränen nicht überwinden, verfügt er doch maximal über das Charisma eines Toastbrots. Gerade in Zeiten klammer Kassen muss Politik mehr können, als Gelder geben und Gelder nehmen.
Politik muss gesellschaftliche Prozesse moderieren und konstruktive Visionen vermitteln für das, wofür es sich lohnen könnte zu sparen, zu verzichten und anzupacken.
Dass man jedoch, laut Helmut Schmidt, mit Visionen ins Krankenhaus gehört, scheint die SPD leider ernst genommen zu haben. Hier irrte der völlig überbewertete Ex-Kanzler jedoch gewaltig und hat seiner SPD keinen Gefallen mit dieser vielzitierten, aber unbedachten Äußerung getan.
Politiker ohne Visionen enden wie Sigmar Gabriel oder Kurt Beck: So inspirierend und mitreißend etwa, wie der graumelierte Lohnsteuerprüfer des Finanzamts Pinneberg Abteilung F bis J.
Politiker mit Visionen konnten die Herzen der Menschen stets erreichen und mitreißen. Das ist bei der ausgebrannten, faden und feigen Garde der SPD jedoch nicht der Fall. Sie ignoriert beharrlich die strategische Mehrheit links der CDU und vergibt somit die einmalige Chance, alternative und sozial gerechte Gesellschaftsmodelle jenseits der schwarz-gelben Karriereschlipse zu entwickeln und zu realisieren. Stattdessen verhilft sie der CDU in Bund und Land zur Macht und baut als Juniorpartner den Gegner CDU ohne Not erst richtig auf. Ohne die SPD hätte es keine Kanzlerin Merkel, keinen Ole van Beust und kein schwarz-grün gegeben.
Ohne Mut zur Veränderung hat die SPD kein Angebot für niemanden und so wählt der aufrechte Bürger doch lieber gleich das Original. Der SPD fallen die wegsterbenden Wähler zu, die schon immer SPD gewählt, den Grund dafür wahrscheinlich jedoch schon längst vergessen haben.
Würde ich die SPD wählen müssen, dann nur wegen eines Politikers mit Visionen und Anstand: Dem kniefallenden Kanzler und seiner Vision, den Ausbruch aus der völlig verspießerten und verknöcherten Gesellschaft der 50er und 60er Jahre anzutreten und "mehr Demokratie wagen zu wollen".
Willy Brandt, wahrscheinlich fast der einzige deutsche Politiker der Nachkriegszeit, vor dem ich mich verbeugen würde.
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Kommentar Wählergruppen: Für die SPD geht es nur noch bergab
Die beiden Ausreißerresultate von SPD und CDU sind wenig aussagekräftig. Die Sozialdemokraten sind vollkommen überbewertet, die Christdemokraten wurden weit unter Wert geschlagen.
Es ist nicht ehrlich. Das Ergebnis der Hamburger Bürgerschaftswahl ist mit außerordentlicher Vorsicht zu genießen. Die SPD ist vollkommen überbewertet, die CDU wurde weit unter Wert geschlagen. Die drei anderen Parteien - GAL, Linke, FDP - liegen demgegenüber in ihrer üblichen Bandbreite. Die Linken ziemlich in der Mitte, Grüne und Gelbe eher am oberen Rand.
Bei den beiden Ausreißerresultaten von SPD und CDU handelt es sich um Momentaufnahmen. Sie werden sich kaum wiederholen, weil sich die spezifische politische Situation so nicht wiederholen wird. Denn Ole von Beust hat seine CDU hilflos zurückgelassen - niemand wird ihm das nachmachen wollen.
Im Stadtstaat Hamburg hat sich seit zwei Jahrzehnten ein ausgeprägtes Wählermilieu der Mitte herausgebildet, das ohne Parteibindungen ist. 1993 profitierte davon die Statt-Partei, 2001 Schill, 2004 und nur leicht abnehmend auch 2008 Ole von Beust, nun eben Olaf Scholz.
Das einzig Beständige daran ist die Unbeständigkeit. Diese Wählergruppen schwappen hin und her wie Wasser in der Wanne, in hohem Maße ist ihre Stimmabgabe emotional bedingt.
Je weniger Stammwähler es gibt, desto höher sind die Wechselwirkungen. Diesmal haben sie der SPD genutzt. Das kann in vier Jahren ganz anders sein.
Die SPD steht auf dem Gipfel. Von nun an geht es bergab.
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Kommentar von
Sven-Michael Veit
Hamburg-Redakteur
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