Protest gegen CO2-Verpressung: Beeskow legt sich quer

Im brandenburgischen Beeskow will der Stromkonzern Vattenfall Kohlendioxid aus Braunkohlekraftwerken einlagern. Dagegen formiert sich Widerstand.

Ärger ist gelb: Anti-CCS-Protest in Beeskow. Bild: dpa

Etwa 2.500 Menschen folgten am Sonntag einem Aufruf zum "flammenden Protest" in Beeskow. Fast jeder dritte Einwohner der Kreisstadt des Landkreises Oder-Spree wendet sich damit gegen die Einlagerung von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken im Boden unter ihren Gemeinden.

"Wir wollen in der Erde keinen Müll", singen die Demonstranten in einem Gospelchor gegen die Pläne des Energiekonzerns Vattenfall an. Vier Protestzüge mit Fackeln ziehen in den Abendstunden los und treffen sich auf dem Marktplatz. Dort bilden sie ein großes X aus Fackeln: Das aus den Anti-Atom-Protesten bekannte X ist inzwischen auch hier zum Symbol des Widerstands geworden. Der Bürgermeister von Beeskow, Frank Steffen (SPD), kündigt rechtliche Schritte gegen die Genehmigung von Probebohrungen durch das Land Brandenburg an. Zur Unterstützung der Proteste lässt die Kirchengemeinde ihre Glocken 350-mal läuten.

"Brandenburg darf nicht zur Müllhalde für Vattenfalls Kohlekraftwerke werden", sagte Mike Kess von der Bürgerinitiative "CO2-Endlager stoppen". "Wir fordern stattdessen die Landesregierung auf, den Irrweg der Braunkohleverstromung zu beenden und die Energiewende nicht weiter zu behindern."

Der schwedische Staatskonzern Vattenfall will im Landkreis Oder-Spree Kohlendioxid aus seinen Braunkohlekraftwerken in der Lausitz im Boden einlagern. Damit soll die Braunkohleverstromung klimafreundlicher werden. Kritiker befürchten Gefahren durch austretendes Kohlendioxid und bezeichnen die "Carbon Capture and Storage (CCS)"-Technologie als "greenwashing" klimaschädlicher Kohlekraftwerke. Auf Bundesebene wird zurzeit über das geplante CCS-Gesetz gestritten. Mehrere Bundesländer, darunter Schleswig-Holstein und Niedersachsen, wünschen sich ein Vetorecht, um die Einlagerung in ihren Bundesländern verbieten zu können. Brandenburgs rot-rote Regierung steht hinter den Plänen von Vattenfall, obwohl die Linkspartei im letzten Landtagswahlkampf massiv gegen CCS gewettert hatte.

Zwei Standorte sind bislang für die CCS-Pläne in Brandenburg im Gespräch: Beeskow und Neutrebbin im Landkreis Märkisch-Oderland. In Jänschwalde in der Lausitz soll ein neues Kohlekraftwerk mit Kohlendioxidabscheidung entstehen, das CO2 soll dann über Pipelines in die CCS-Regionen transportiert werden. Seit Bekanntgabe der Pläne kommt es immer wieder zu heftigen Protesten in den betroffenen Regionen. Unterstützt wurde die Demonstration am Sonntag auch von Menschen aus den vom Braunkohletagebau betroffenen Dörfern. Wenn Vattenfall seine Kohlepläne realisiert, müssten mehrere Dörfer dem Bergbau weichen und die Menschen umgesiedelt werden.

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