Israelisch-arabischer Theatermacher tot: Attentat auf Juliano Mer-Khamis
Der israelisch-arabische Direktor des Freheitstheaters in Dschenin im Westjordanland ist tot. Er wurde am Montag in seinem Auto von fünf Kugeln getroffen – die Täter sind noch unbekannt.
DSCHENIN afp | Der israelisch-arabische Direktor eines Theaters in Dschenin im Westjordanland ist von Unbekannten erschossen worden. Juliano Mer-Khamis wurde am Montagnachmittag im Flüchtlingslager von Dschenin in seinem Auto von fünf Kugeln getroffen, wie der örtliche Polizeichef Mohammed Tajim sagte. Nach Zeugenberichten waren die Täter maskiert.
Der Gouverneur von Dschenin, Kadura Mussa, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es seien noch keine Verdächtigen festgenommen worden. Die palästinensischen Sicherheitskräfte hätten aber ein Ermittlungskomitee zu dem Mord gebildet und hofften, in den kommenden Stunden Ergebnisse vorzeigen zu können. Der palästinensische Regierungschef Salam Fajad verurteilte die Tat als "verabscheuungswürdiges Verbrechen".
Die Leiche des 52-jährigen Mer-Khamis, der israelischer Staatsbürger war, wurde nach Israel gebracht, wie ein AFP-Fotograf beobachtete. Dort war der Schauspieler und Theatermacher, der von sich selbst sagte, er sei zugleich "Jude und Palästinenser", sehr bekannt. Mer-Khamis hatte das Freiheitstheater in Dschenin geleitet, das von seiner Mutter, der israelischen Friedensaktivistin Arna Mer, gegründet worden war.
Sein Vater Saliba Khamis war Palästinenser christlichen Glaubens. In dem Theater sollten Kinder und Jugendliche einen Raum fern von Gewalt und Besatzung haben. 2002 wurde es bei einem Einsatz der israelischen Armee gegen radikale Palästinenser zerstört. Einige Jahre später baute Mer-Khamis es wieder auf – mithilfe des örtlichen Chefs der bewaffneten El-Aksa-Brigaden, Sakaria Subeidi.
Leser*innenkommentare
tunnelblick
Gast
zwischen allen stühlen sitzend, fiel er hindurch. beinah bin ich geneigt zu meinen, dass der mord an mer-khamis ein böses omen ist. gerade menschen wie er einer war, werden doch so dringend gebraucht- mutige akteure zwischen den fronten als vermittler, brückenbauer, hoffnungsträger. was bleibt ist verzweiflung, und kein ende ist in sicht.
Post Scriptum
Gast
Wer ein einziges Leben zerstört, macht sich nicht weniger schuldig, als wenn er die gesamte Welt zerstört hätte. Und wer ein einziges Leben rettet, dem ist so viel Verdienst zuteil, als wenn er die gesamte Welt gerettet hätte. (Der Talmud, frei übersetzt)
Samy
Gast
Das macht mich einfach nur sehr traurig.
Ich habe das Theater selbst besucht und war von dessen Leistung unter diesen besonderen Umständen zutiefst beeindruckt.
Israel und Palästina verlieren einen Mann der beide Kulturen der Völker in sich trug und den Anspruch erhob eine Brücke zu sein.
Wir haben einen Mann verloren der es immer geschafft hat Hoffnung zu transportieren.Selbst in die tiefsten Ecken eines Flüchtlinglagers.
Arnas Kinder werden nicht vergessen !