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Wenn es einen sooo großen Fachkräftemangel gibt, warum schnellen dann die Löhne dieser Berufsgruppen nicht in sagenhafte Höhen ?
(Märchen von Angebot und Nachfrage)
Es gibt einen hohen Bedarf an Erziehern und Sozialpädagogen. Da der Staat aber Geld sparen will, wird auf dieses Fachpersonal zu Dumpinglöhnen möglichst in GmbHs eingestellt oder verzichtet. Es werden Stellen abgebaut oder 400 Euro Jobs, Teilzeitjobs draus gemacht oder projektbezogen für 3-11 Monate eingestellt, so dass die Menschen nicht mal auf 12 Monate Erwerbstätigkeit kommen und dann direkt in Hartz 4 fallen.
Außerdem läßt das Arbeitsamt gerade im Schnellverfahren Tagesmütter und Familienhelfer ausbilden, die zwar keine Fachkompetenz ( Sozialpädagogen haben ein Studium absolviert, Erzieher 4 Jahre Ausbildung)haben, dafür aber billig sind. Sie werden zu Aufstockern im ALG 2 Bezug und machen den Markt für Fachkräfte kaputt. Gerade gibt es auch eine Petition im Bundestag zu Arbeitslohn und Verbesserung der Rahmenbedingungen im sozialen Bereich.
So lange gestandene Ingenieure ueber 50 keinen Job finden weil sie zu alt/zu teuer/... sind, glaube ich kein Wort vom Fachkraeftemangel in diesem Bereich. Wie das anderswo aussieht, weiss ich nicht.
Wenn die Firmen Personal brauchen und ihre Stellen auch besetzen wollen, sollen sie anstaendig zahlen und vernuenftige Arbeitsbedingungen bieten.
... Mobilisierung von Frauen, Älteren, Arbeitslosen oder jugendlichen Schulabbrechern ..."
Tja, bei den Hartz-Reformen wurde genau dies behauptet: Die Mobilisierung von Arbeitslosen, Armen und Sozialhilfeempfängerin für den Arbeitsmarkt. Und ich muss diesem Kommentar zustimmen.
Hinzuzufügen würde ich nur, dass Hartz-IV diese Mobilisierung stoppt, nicht fördert, weil in diesem Paket Maßnahmen, Regeln und Gesetze enthalten sind, die dazu führen, dass Langzeitarbeitslose nie mehr da raus kommen.
Beispiel 1-EURO-Job: Es gibt keine Erfolge. Die Teilnehmer lernen nichts, finden durch die Maßnahme nichts und werden vor Ort praktisch kaum betreut oder qualifiziert.
Beispiel Trainingsmaßnahmen: Die Träger müssen extrem billig anbieten und erhalten vollkommen heterogene Gruppen, die kaum ein Lernniveau gemeinsam haben. Ergebnis: Null. Meist werden nicht mal Prüfungen oder Zertifikate nagestrebt.
Beispiel Jobcenter-ARGE: Hier werden Akte geführt, pünktlich um 11.30 der Publikumsverkehr beendet und in den drei-ein-halb Stunden davor schieben Security-Leute Dienst, denn das miese Klima und die vielen Konflikte beängstigen die Mitarbeiter.
Beispiel Selbständigkeit: Wer bei der ARGE diesen Weg gehen will, muss monatlich mindestens fünf, eher zehn Stunden in die Betreuung des Amts stecken. Und muss grundsätzlich damit einverstanden sein, dass die ARGE die Selbständigkeit abbrechen kann. Ergebnis: Mehr als schlecht.
Damit mobilisiert die ARGE/Arbeitsamt keinen einzigen. Und warum soll sich das ändern? Weil die jetzt ein Papier haben? Bislang war Arbeitslosigkeit und Hartz erwünscht. Vor allem, um die Löhne zu drücken, Gewerkschaften zu behindern.
es ist zum auswachsen. da werden aeltere arbeitnehmer nicht nur von der industrie, sondern mehr und mehr auch vom oeffentlichen dienst vorzeitig in rente geschickt ab 45 jahren ist man fsat nicht mehr zu vermitteln, von der ag sowieso nicht, arbeitslose nicht gefoerdert (woertlich zu meiner frau (40 jahre alt): sie muessen erst mal vier jahre arbeitslos sein, ehe wir sie foerdern koennen), den jugendlichen keine lehrstelle oder andere entwicklungsmoeglichkeiten geboten, um sie von der strasse zu holen. und dann diese krokodilstraenen, dass es nicht genug fachkraefte in d gibt und dass man sich deshalb fachkraefte aus dem ausland holen muesse. wie verlogen ist das eigengtlich? dieses kurzsichtige und ueber alle massen unfachmaennische pseudopolitische gesuelze heangt einem nachdenkenden zum halse heraus!
Es stimmt, die Minijobs und die damit fast immer einhergehenden Dumpinglöhne gehören abgeschafft oder reduziert. Das wird aber nicht gehen ohne eine Abschaffung der Familienversicherung für Ehegatten, dem Ende der unsäglichen Steuerklasse 5 und des Ehegattensplittings.
Ja klar, Fachkräftemangel wohin man sieht...
Laßt sie herein die ach so fehlenden Facharbeiter. Facharbeiter...ist das eigentlich der neue Ausdruck für ungelernte ausländische Billiger-Arbeiter, die 'uns' ( wer immer 'uns' sein mag) so fehlen?
Es gibt keinen Fachkräftemangel, nur ein Mangel an Fachkräften, die unter Wert arbeiten
und wieder das nervtötende Märchen vom Fachkräftemangel, um noch besser Lohndrückerei durchzusetzen...
Bundesinnenministerin Nancy Faeser will Messer ab sechs Zentimetern in der Öffentlichkeit verbieten. Doch so bekämpft sie Gewaltkriminalität nicht.
Kommentar Fachkräftemangel: Selbstverschuldete Misere
Soll also inländisch der Fachkräftemangel bekämpft werden, gilt es zu handeln und nicht zu wünschen: Minijobs gehören abgeschafft, der Kitaausbau vorangetrieben.
Wenn man nur fest genug an seinen Wunsch glaubt, dann wird er schon in Erfüllung gehen: Diesen Geist atmen die ersten Entwürfe des Konzepts, mit dem die Bundesregierung den Fachkräftemangel bekämpfen will.
Nach Berechnungen fehlen bis 2025 etwa 6,5 Millionen Vollzeitarbeitskräfte. Allein 3,8 Millionen davon sollen im Inland gewonnen werden, durch die Mobilisierung von Frauen, Älteren, Arbeitslosen oder jugendlichen Schulabbrechern.
Aber Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und politische Entscheidungen stehen diesem Wunsch diametral entgegen: Bei der Bundesagentur für Arbeit wird gerade kräftig der Rotstift angesetzt, um die Sparvorgaben der Bundesregierung zu erfüllen. Fördermaßnahmen für Jugendliche, die Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule ins Berufsleben haben, werden ebenso zusammengestrichen wie Projekte, ältere Langzeitarbeitslose wieder in einen Job zu vermitteln.
Ähnlich illusorisch ist die Hoffnung auf die Frauen: Die meisten Frauen in Teilzeitjobs wünschen sich, mehr zu arbeiten. Gleichzeitig boomen die Minijobs: 7,3 Millionen 400-Euro-Jobs gibt es mittlerweile, die Mehrzahl von Frauen besetzt, die aus diesen Geringfügigkeitsfallen nicht mehr herauskommen.
Soll also inländisch der Fachkräftemangel bekämpft werden, gilt es zu handeln, nicht zu wünschen: Minijobs gehören abgeschafft, der Kitaausbau vorangetrieben. In die Betreuung von Jugendlichen mit Problemen in und nach der Schule und von Langzeitarbeitslosen muss deutlich mehr investiert werden.
Auch die Wirtschaft sollte endlich dazu verpflichtet werden, genügend Ausbildungsplätze verpflichtend zur Verfügung zu stellen. Aber selbst dann ist klar: Ohne Zuwanderung geht es nicht.
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Kommentar von
Eva Völpel
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften