Prozess um 60er-Jahre-Kirche

KIRCHENGEBÄUDE Durfte die Corvinuskirche in Hannover unter Denkmalschutz gestellt werden?

Am Dienstag kümmert sich das Verwaltungsgericht Hannover um einen bisher ungewöhnlichen Konflikt: Die Richter müssen entscheiden, ob die 1962 im Klinkerstil gebaute Corvinuskirche in Hannover zu Recht unter Denkmalschutz gestellt wurde – oder nicht. Die Frage könnte noch öfter vorkommen: Bundesweit müssen die beiden großen Kirche sich angesichts schrumpfender Gläubigenzahlen von dutzenden der in den 1960er-Jahre in Neubaugebieten errichteten Kirchenbauten trennen. Manchmal bleibt mangels weiterer Nutzung nur die Abrissbirne.

Gegner eines Abrisses der Corvinuskirche hatten in diesem Fall den Denkmalschutz auf den Plan gerufen. Wie Pastor Lüder Meyer-Stiens erklärte, hatte die Gemeinde ihre beiden Kirchen aufgeben und vom Grundstückserlös der abgerissenen Kirche den Kauf eines katholischen Gotteshauses finanzieren wollen. Beide Konfessionen hätte diese Kirche dann abwechselnd für Gottesdienste nutzen können.

„Es ist so, dass viele Menschen sich emotional an ihr Kirchengebäude binden“, sagte der Sprecher des Bistums Hildesheim, Michael Lukas. Obwohl das Bistum dutzende von Kirchengebäuden absehbar nicht mehr benötige, sei ein Abriss die „allerletzte Option“. Bei den häufig aus Fertigteilen errichteten Kirchen der 1960er-Jahre bliebe manchmal aber kein anderer Ausweg. Die Gebäude seien derart marode, dass es sich nicht mehr lohne, Geld zu investieren, die Energiebilanz sei zudem miserabel.

Alleine im Großraum Hannover errichtete die evangelische Kirche in den 1960er-Jahren 40 neue Gotteshäuser. Innerhalb weniger Gehminuten, diesen Anspruch hatte die Kirche damals, sollten die Menschen zum Gottesdienst gelangen. Wie bei der Corvinuskirche hat sich das Umfeld vielerorts gewandelt.

Nach dem niedersächsischen Denkmalschutzgesetz verwaltet die Kirche ihre Gebäude in eigener Verantwortung und dazu unterhält sie auch eine eigene Denkmalpflege. Erst bei einer anderen Nutzung oder einem Abriss muss sie sich mit der staatlichen Denkmalpflege ins Benehmen setzen. Damit dies, anders als bei der Corvinuskirche, künftig besser klappt, kündigten Denkmalpflege und Kirche am Montag regelmäßige Gespräche an.  (dpa)