Kommentar zur Schulwahl: Schulpolitik im Dilemma

Wer Eltern suggeriert, sie könnten mit entscheiden, muss ihre Wünsche auch ernst nehmen. Trotzdem sind die Kapazitäten der Schulen leider begrenzt.

Der Zorn der Eltern ist berechtigt: Sie sollen eine Schule wählen, sich informieren, drei Wünsche äußern - also, so wird suggeriert, Verantwortung übernehmen. Dann entscheiden die Eltern sich bewusst für eine Schule - und sind dann doch nur einer langen bürokratischen Prozedur ausgeliefert, die vor allem für die Kinder unerträglich lange Ungewissheit bedeutet.

Dabei konnten die Eltern der Schule Ludwigstraße noch vor einem Jahr davon ausgehen, dass ihre Kinder, die sich dort offenbar wohl fühlen, auch in Klasse 5 und 6 zusammenbleiben. Und die neu gegründeten Stadtteilschulen hätten so noch zwei Jahre Entwicklungszeit gehabt, bevor sie die Kinder ab Klasse 7 aufnehmen. Mit anderen Worten: Mit der Primarschule wäre das nicht passiert.

So aber mussten Schulen wie Kurt-Tucholsky in sehr kurzer Zeit ein attraktives Konzept entwickeln. Wenn dies nicht alle Eltern überzeugt, heißt das nicht, dass hier keine gute Schule entsteht. Neugründungen haben auch Vorteile. In früheren Jahren waren gerade die jungen Gesamtschulen schnell beliebt.

Die Schulpolitik steckt in einem Dilemma. Sie kann nicht endlos an der einen Schule Kapazitäten ausweiten, wenn sie gute Schulen in der ganzen Stadt etablieren will. Aber sie sollte ein Verfahren finden, das schneller und transparenter ist und die Wünsche der Eltern respektiert.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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