Open Air am Wannsee: Oper droht ins Wasser zu fallen

Mozarts "Zauberflöte" soll auf die Seebühne am Wannsee. Doch kurz vor der Premiere haben die Veranstalter noch keine wasserrechtliche Genehmigung. Die hat die Senatsumweltverwaltung vorerst versagt.

So sollte es aussehen: Simulation des Veranstalters Bild: dpa

Für den 11. August um 19.30 Uhr ist der Kampf zwischen Licht und Dunkelheit angesetzt, zwischen Sarastro und der Königin der Nacht. Dann soll Mozarts "Zauberflöte" die Seefestspiele Berlin eröffnen, das ehrgeizigste privat finanzierte Kulturprojekt der Region. Bis zum 28. August soll gespielt werden, 4.700 Zuschauer können pro Abend kommen, 30.000 Karten sind insgesamt schon verkauft.

Doch knapp drei Wochen vor der Premiere wird ein anderer Kampf ausgetragen, der des Veranstalters gegen die Behörden. Die Seefestspiele sind noch nicht genehmigt, und die Zeit drängt. Kommende Woche soll die 700 Quadratmeter große Bühne mit ihrer 16 Meter hohen Pyramide auf zehn Pontons von Gatow über die Havel an den Spielort am Strandbad Wannsee gebracht werden.

Peter Schwenkow, Kultur-Impresario mit 35 Jahren Berufserfahrung und CDU-Mitglied, liegt im Clinch mit dem rot-roten Senat. Beteiligte sprechen von "unprofessioneller Vorbereitung", bei einem Krisengespräch in der Senatskanzlei hat Schwenkow laut Informationen aus Teilnehmerkreisen eingeräumt, die Probleme unterschätzt zu haben.

Das Strandbad liegt im Trinkwasser-Schutzgebiet

Am Mittwoch jedenfalls hat die Senatsverwaltung für Gesundheit und Umwelt von Katrin Lompscher (Linke) die wasserrechtliche Genehmigung für die Seefestspiele versagt. Geforderte Unterlagen in diesem seit März schwebenden Verfahren lagen laut taz-Informationen erst am selben Tag in der Behörde vor und reichten augenscheinlich nicht aus.

Das Problem: Das Strandbad Wannsee liegt im Trinkwasser-Schutzgebiet. Daher sind bestimmte Bauten an Land nicht erlaubt. Die Bühne muss auf dem Wasserweg ans Strandbad gebracht werden. Lautsprechertürme und Videowände sind auf Kähnen montiert, da sie ebenfalls an Land keinen Platz finden. Das Verfahren ist also extrem komplex.

Kommenden Mittwoch soll nun die endgültige Entscheidung fallen. Peter Schwenkow zeigte sich optimistisch, die notwendigen Unterlagen bis dahin vorlegen zu können. "So etwas hat es noch nie gegeben", sagte er, "deshalb ist dieser Prozess des Genehmigungsverfahrens ein tägliches Überraschungsfest für alle Beteiligten." Da der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das Projekt aber auch im Senat unterstützt habe, bleibt Schwenkow zuversichtlich. "Erst das totale Commitment des gesamten Senats von Berlin ermöglicht dieses Projekt."

Mit Commitment meint Schwenkow politische Unterstützung, die ihm in der Potsdamer Politik gefehlt habe. In Potsdam-Hermannswerder sollte die Seebühne ursprünglich stehen. Nach Protesten von Anwohnern und Umweltbedenken zogen die Veranstalter ihr Drei-Millionen-Euro-Projekt Anfang März zurück. "Potsdam hat es vergeigt", sagte Schwenkow damals. Was im (SPD-regierten) Potsdam in sieben Monaten nicht möglich gewesen sei, habe der (CDU-geführte) Bezirk Steglitz-Zehlendorf binnen 48 Stunden genehmigen können. Der Bezirk aber, so wird in diesen Tagen deutlich, spielt im gesamten Genehmigungsverfahren nur eine sehr untergeordnete Rolle. "Es ist noch nichts entschieden", sagt jedenfalls Senatssprecher Richard Meng, "und es kann so oder so ausgehen."

Regisseurin Katharina Thalbach bleibt diplomatisch. "Das ist nun nicht gerade besonders anregend", sagt sie in einer Probenpause. "Ich werde improvisieren müssen. Aber durch Fehler entsteht manchmal etwas Schönes."

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