Neues Blutvergießen in Syrien: Militär schießt auf Bewohner von Hama
Präsident Assad schickt kurz vor Beginn des Ramadans seine Truppen in die Widerstandshochburg Hama. Aktivisten berichten von mindestens 62 Toten.
DAMASKUS/BEIRUT/NIKOSIA dpa/afp/rtr | Das Regime von Syriens Präsident Baschar al-Assad will vor Beginn des Fastenmonats Ramadan reinen Tisch machen und hat am Sonntag seine Panzer in die Widerstandshochburg Hama geschickt. Syrische Aktivisten in Beirut sagten, es habe bisher mindestens 62 Tote und über 100 Verletzte gegeben.
Die Truppen rückten im Morgengrauen in Hama ein. Zuvor hatten Spezialisten die Strom- und Wasserversorgung gekappt. Panzer sollen in Wohngebiete gefeuert, Scharfschützen auf Hausdächern Stellung bezogen haben. "Es regnete Granaten über die Stadt, die Soldaten schossen auf alles, was sich bewegte", schilderte einer der Aktivisten die dramatische Lage. "Die Bürger verstecken sich in Treppenhäusern und Kellern, um dem Beschuss zu entgehen."
"Panzer greifen aus vier Richtungen an", sagte ein Arzt, der aus Angst vor einer Festnahme seinen Namen nicht nennen wollte, der Nachrichtenagentur reuters in einem Telefonat. Die Panzer feuerten wahllos um sich und überrollten provisorische Barrikaden, die von den Bewohnern errichtet worden seien. Im Hintergrund waren Maschinengewehr-Schüsse zu hören.
Auch an anderen Orten in Syrien war es am Wochenende zu Gewalt gekommen. In der östlichen Stadt Deir Essor seien sechs Menschen getötet und etwa 50 weitere verletzt worden, so die Angaben von Menschenrechtsgruppen. In Harak im Süden des Landes gab es demnach drei Tote und dutzende Verletzte.
Tägliche Proteste für den Ramadan angekündigt
Aus Hama hatten sich Assads Sicherheitskräfte vor mehreren Wochen völlig zurückgezogen. Seitdem fanden dort regelmäßig besonders stark besuchte Demonstrationen gegen das Assad-Regime statt. Im Jahre 1982 war die Stadt Schauplatz der grausamen Unterdrückung einer Islamistenrevolte durch Assads Vater Hafis gewesen. Dabei waren je nach Schätzung 10.000 bis 30.000 Bewohner getötet worden.
An diesem Montag beginnt in den meisten arabischen Ländern, so auch in Syrien, der Fastenmonat Ramadan. Syrische Aktivisten hatten für den heiligen Monat tägliche Proteste gegen das Assad-Regime angekündigt. Bisher fanden diese vor allem freitags statt. Im Ramadan besuchen die Gläubigen oft jeden Abend ihre Moscheen. In Syrien sind diese häufig Ausgangspunkte der Proteste.
Leser*innenkommentare
luetzgendorff
Gast
Kurzfassung der verlinkten Berichte, die der geschätzte Pedro hier nachdrücklich empfiehlt:
1. Die überwältigende Mehrheit der syrischen Bevölkerung steht wie eine eins hinter Assad.
2. Die Filmchen sind alle fabriziert; es gibt gar keine Einschusslöcher und die Perspektiven stimmen nicht.
3. und im Gegensatz dazu: ja, es gibt Kämpfe, aber dahinter stecken von zionistisch-imperialistischen Mächten (Mossad und CIA) finanzierte Salafisten.
Schlussfolgerung: man sollte Assad unterstützen bei seinem Kampf gegen die finsteren zionistisch-imperialistischen Salafisten, die in Syrien die Demokratie abschaffen wollen, um die Scharia einzuführen und Syrien in die Steinzeit zurückzuwerfen. "Zionistische Salafisten", Respekt, da muss man erst mal drauf kommen!
pedro
Gast
Wenn schon Vergleiche mit Terroristen, dann bitte auch so, dass ein Schuh draus wird. Als Semiten gelten übrigens immer noch alle Bewohner des arabischen Raumes. (vgl. Wikip.)
Ist es nicht interessant zu sehen, wie die Menschen von den Diensten und ihren Helfern mit Qualitätsinformationen psychologisch auf den nächsten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vorbereitet werden? Richtig, nach UN-Charta Kapitel VII "Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen" völkerrechtswidrig.
Dass die Bevölkerungsmehrheit in Syrien, wie schon zuvor in Libyen, gar kein Interesse an einem Blutbad nach irakischem Vorbild hat und wegen ein paar verlogenen Slogans über Demokratie, auch kein Terrorregime der Moslembruderschaft zulassen will, scheint offenbar niemanden zu stören.
Auch wenn dies einige der geneigten Leser unter der erdrückenden Propagandaflut der Massenmedien verständlicherweise absurd finden mögen, so bleibt doch die Hoffnung, dass sachkundige und differenzierte Einschätzungen weiterhin veröffentlicht werden und Beachtung finden, bevor "humanitäre" Vertreter von Konzerninteressen und geopolitische Kriegstreiber, unter dem Deckmantel der Menschenrechte, ihr nächstes Ziel erreichen.
Für alle die das Hinterfragen noch nicht verlernt haben:
Beiträge einer junge Autorin, die Syrien oft bereist hat, weiß was die Menschen wollen, über fundierte Kenntnise zur wirklichen Lage vor Ort verfügt und daher Sachverhalte differenziert darzustellen vermag:
www.sarsura-syrien.de/syrien-hetze-regierung-land-geht-5467.html
Eine Einschätzung der Interessen:
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP09811_240611.pdf
andrej
Gast
Assad macht seit Wochen den Breivik, und läuft gegen die eigene Bevölkerung Amok. Anders als der norwegische Massenmörder hat Assad hierzulande durchaus Sympathisanten, schliesslich ist er neben dem ebenso konsequent die eigene Bevölkerung mordenden Regime in Teheran die militärische Speerspitze des Anti-Se...pardon, -zionismus in der Region.
Aus dieser Baath-ophilie resultiert aber natürlich keinerlei moralische Mitverantwortung. Nein: Die hat man nur, das konnte man in den letzten Tagen ja ausgiebigst lernen, wenn man mit dem Mörder aber auch gar nichts zu tun hat - wie z.B. Sarrazin mit Breivik. Wenn Orwell das noch erlebt hätte, das wär ihm bestimmt n eigenes Kapitel in 84 wert gewesen...
aurorua
Gast
Gibt es da nix zu holen? Erdöl, Gas, Bodenschätze? In Libyen ist die NATO doch auch um die armen, verfolgten und geknechteten Aufständigen zu unterstützen.