Groß angelegte Hacker-Attacke: Politik und Wirtschaft ausgespäht
Über 70 Unternehmen und Behörden wurden Opfer eines Hackerangriffs. Handwerklicher Fehler eine Sicherheitsfirma auf die Spur. Experten vermuten China als Angreifer.
WASHINGTON dapd | Durch eine Protokolldatei eines einzigen Servers hat die Sicherheitsfirma McAfee Einbrüche in die Computersysteme von mehr als 70 Unternehmen und Behörden entdecken können. Mehrere Monate sollen die Hacker laut eines am Mittwoch veröffentlichten Berichts aktiv gewesen sein.
Unter den Opfern des Hackerangriffs waren dem Bericht zufolge das Internationale Olympische Komitee und die UN. Auch die Rechner von Rüstungsunternehmen und zwei Büros der Nachrichtenagentur AP waren infiziert. Dort hätten Journalisten, die sich mit China beschäftigen, infizierte E-Mail-Anhänge erhalten. Weitere Server, die die Täter für ihre Angriffe genutzt haben, konnten nicht mit Sicherheit identifiziert werden.
"Der wahrscheinlichste Kandidat ist China", sagte James Lewis, Experte für Computersicherheit am Center for Strategic and International Studies. Dafür spräche, dass die Schwerpunkte der Angriffe im Zusammenhang mit Taiwan standen und im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking 2008 passierten. "Es ist nicht das erste Mal, das wir das sehen. China macht das seit mindestens 1998", sagte er.
Die Eindringlinge waren vor allem an Daten über sensible US-Militärsysteme sowie Material aus der Satellitenkommunikation und Informationen von Erdgasunternehmen interessiert, teilte McAfee mit. 49 der 72 betroffenen Stellen stammten aus den USA. Einige der angegriffenen Unternehmen gaben an, keine Hinweise auf Datenklau gefunden zu haben.
Seit Jahren war McAfee bekannt, dass es in einem westlichen Land einen Server geben musste, der Schadsoftware verbreitet. Doch erst vor Kurzem habe das Unternehmen entdeckt, dass die Hacker einen handwerklichen Fehler gemacht hatten: Sie konfigurierten den Server so, dass er die Adressen der seit 2006 von ihm kontrollierten Computer in einer Protokolldatei abspeicherte.
Leser*innenkommentare
Seeräuber-Jens
Gast
Früher war mir das auch eher wurscht, aber spätestens seit dem letzten Stallman-Interview der taz fällt auch mir auf, da sowas ja vermutlich redaktionsintern diskutiert wird, daß Ihr euch auf Sprachregelungen geeinigt habt, die man in der breiten mainstream-Medienöffentlichkeit verwendet, die sich allerdings der Sprache derer, die sich vor allem politisch bewußt mit Computern, Software, Internet und all dem befassen, widersperrt.
Ein Hack ist für die alten Hacker kein Einbruch in fremde Computer(systeme). Hacks gab es schon, da gab es noch gar kein Internet (Apranet usw.). Ein Hack ist eine verblüffend einfache Lösung von spielerischer cleverness für ein zuvor ungeheuer schwierig zu lösendes Programmiererproblem.
Naja, ihr seid nicht das Verlautbarungsmagazin vom Chaos Computer Club. Die Leute "da draußen" sollen euch in erster Linie verstehen. Und trotzdem frage ich mich, warum Ihr zu den Idealen Stallmans etwa so bewußt auf Distanz geht.