Gewalt in der Dominikanischen Republik: Fernsehjournalist ermordet

José Agustín Silvestre recherchierte zu den Verbindungen zwischen Drogenmafia und Justiz. Bedroht wurde er schon lange, jetzt ist er tot.

Ermordet: Fernsehjournalist José Agustín Silvestre de los Santos. Bild: screenshot: www.dominicantoday.com

BERLIN taz | José Agustín Silvestre de los Santos fürchtete schon seit Wochen um sein Leben. Wiederholt hatte der Fernsehjournalist sich an die dominikanischen Strafverfolgungsbehörden gewandt und um Schutz ersucht. Er werde von einflussreichen Drogenhändlern bedroht, versicherte er auch in seinen Rundfunk- und Fernsehsendungen. Sein Hilferuf blieb vergeblich. Am vergangenen Dienstag wurde der von Unbekannten entführte 59-Jährige ermordet aufgefunden. Seine Entführer hatten ihn mit zwei Schüssen in die Brust verletzt und mit einem aufgesetzten Genickschuss regelrecht hingerichtet. Inzwischen hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen.

Ermordet wurde Silvestre de los Santos wenige Stunden bevor er an dem Prozess gegen einen Drogenhändler teilnehmen wollte. Dabei geht es um die Auslieferung von Ramón Antonio del Rosario Puente in die USA. Der "Toño Leña" (Toño Brennholz) genannte Geschäftsmann soll Chef einer Gruppe von Rauschgiftkurieren sein, die die Südküste der Dominikanischen Republik als Drehkreuz für den Drogentransport nach Puerto Rico nutzen.

Seit Monaten machte "El Gajo" (der Zweig), wie Silvestre gerufen wurde, mit spektakulären Anschuldigungen Furore. In seinem Programm "Die Stimme der Wahrheit" hatte der Reporter im Mai den Staatsanwalt von La Ro-mana, José Polanco Ramírez, beschuldigt, enge Kontakte zu einem bekannten Drogenschmuggler zu unterhalten.

Eine Verleumdungsklage des Staatsanwalts, der noch immer im Amt ist, endete mit der Festnahme Silvestres wegen Verleumdung. Nur nationale und internationale Proteste von Journalistenverbänden bewirkten die Freilassung gegen die Zahlung einer Kaution in Höhe von umgerechnet 2.000 Euro. Nach seiner Freilassung wechselte er regelmäßig seinen Wohnort, immer wieder nächtigte er in Hotels. Als er am Dienstagmorgen seine Unterkunft verließ, wurde er von vier Männern in ein Allradfahrzeug gezerrt und kurz danach ermordet aufgefunden.

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