Selbstmordkommando tötet viele Menschen: Taliban bekennen sich zu Attentat
Das britische Kulturinstitut in Kabul ist von einem Taliban-Selbstmordkommando angegriffen worden. Dabei kamen mindestens acht Menschen ums Leben.
KABUL dpa | Ein Selbstmordkommando der Taliban hat am Freitag das britische Kulturinstitut in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen und zahlreiche Menschen getötet. Unklar blieb zunächst, ob Ausländer unter den Opfern waren. Der Sprecher des Innenministeriums, Sediq Sediqqi, sagte am Vormittag, der Tod von acht Menschen bei dem Angriff auf den British Council sei bestätigt. "Wir kennen die Identitäten dieser Individuen nicht, untersuchen sie aber." Außerdem seien zwei Selbstmordattentäter ums Leben gekommen.
Die Gefechte dauerten am Vormittag an. Mindestens ein Aufständischer hatte sich nach Angaben des Innenministeriums auf dem Gelände im Viertel Karte-Parwan in der Innenstadt verschanzt.
Ein Angehöriger einer afghanischen Spezialeinheit am Tatort sagte einem Reporter der dpa, unter den Toten seien zwei Wachmänner des British Council, ein Polizist und ein Zivilist. Die Nationalität des Zivilisten war zunächst nicht bekannt. Der private Sender Channel 1 berichtete, auf dem Gelände hielten sich Ausländer auf.
Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS am Tatort sagte, ein erster Angreifer habe sich in seinem mit Sprengstoff beladenen Wagen vor dem Tor des British Council in die Luft gesprengt. Damit habe er seinen Mitkämpfern Zugang zu dem Gelände verschafft.
Zwei Explosionen am frühen Morgen
Anwohner berichteten von zwei Explosionen gegen 05.40 Uhr und 06.00 Uhr (Ortszeit/03.10 Uhr und 03.30 Uhr MESZ). Gegen 10.00 Uhr Ortszeit kam es demnach zu einer dritten Detonation. Augenzeugen sagten, neben afghanischen Sicherheitskräften würden auch ausländische Truppen gegen die Angreifer eingesetzt.
Die Taliban bekannten sich zu der Tat. "Dieser Angriff ist eine Botschaft der Taliban an die britischen Invasoren anlässlich des Unabhängigkeitstages, an dem sie vor 92 Jahren gegen die tapferen Mudschaheddin verloren", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid per Telefon. Afghanistan beging am Freitag seinen Unabhängigkeitstag.
Das Land gehörte zwar nie zum britischen Imperium. Die Briten erkannten am 19. August 1919 nach dem dritten Afghanisch-Britischen Krieg in einem Abkommen aber endgültig die Unabhängigkeit des Landes an. Mit 9500 Soldaten ist Großbritannien der größte Truppensteller in Afghanistan nach den USA. Der British Council ist Großbritanniens internationale Organisation für Bildung und Kultur. Er ist vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut.
Leser*innenkommentare
Boumedienne
Gast
@xVegAnarchistx: völlig deiner Meinung !
Ansonsten...tja, wir haben dort nichts verloren, weder wir noch unsere englischen Cousins...in das Land sind wir wie die Barbaren eingefallen, mit Bomben und Raketen...und in unserem Übermut glauben wir, die Afghanen wären blöd: wir bräuchten nur ein "Kulturinstitut" dahin pflanzen, und schon würden die Einheimischen glauben, wir seien die Guten, und nicht die, die seit 10 Jahren dort Bomben abwerfen...tja, einige "Studenten" sind halt doch nicht so blöd wie wir dachten...bisher hat es kein ausländischer Imperator geschafft, das Land dauerhaft zu besetzen, und auch wir werden, zum Glück, scheitern!
Hut ab vor dem Kampfesmut der Taliban. Die gebündelte Feuerkraft des Westens macht ihnen keine Angst...ein unglaubliches Volk diese Afghanen...
xVegAnarchistx
Gast
Liebe TAZ, wieso spielt ihr dieses dumme Spiel mit die sog. Nationalität eines Menschen selbst im Tod noch wichtig zu finden?
Leute sind gestorben, spielt es da wirklich eine Rolle ob es ein "Ausländer" war oder nicht? Das ist nicht minder primitiv als eine typische BLÖD Schlagzeile im Sinne von: "Flugzeugabsturz, 96 Tote, darunter 12 Deutsche, rest zum glück nur Ausländer"