Gefechte in Afghanistan: Taliban schießen US-Helikopter ab
In Afghanistan wurde ein amerikanischer Hubschrauber von einer Rakete getroffen. 30 US-Soldaten starben, es sind die schwersten Verluste seit 2001. Die Taliban bekennen sich zu dem Angriff.
KABUL/WASHINGTON afp/reuters | Mit dem Tod von 30 Soldaten haben die USA am Samstag den schwersten Verlust seit dem Einmarsch ausländischer Truppen in Afghanistan 2001 erlitten. Bei dem Absturz eines Hubschraubers bei Gefechten mit Taliban-Kämpfern starben in der Provinz Wardak nach Angaben der Nato-geführten Isaf-Truppe zudem sieben afghanische Soldaten und ein Übersetzer. Die Taliban erklärten, den Helikopter abgeschossen zu haben.
Die Isaf machte in ihrer Erklärung keine Angaben zur Ursache des Absturzes. Diese werde in einer Untersuchung noch geprüft, hieß es. Der Sprecher der Provinzregierung von Wardak, Schahidullah Schahid, machte die Taliban für den Abschuss des Transporthubschraubers vom Typ CH-47 Chinook verantwortlich. "Er wurde von einer Rakete, die von Aufständischen abgefeuert wurde, getroffen und vollständig zerstört", sagte Schahid. Auch der regionale Kommandeur der afghanischen Armee, Abdul Rasek, sagte der Presseagentur afp, der Hubschrauber sei nach seinen Informationen am frühen Samstagmorgen im Osten des Landes von einer feindlichen Rakete abgeschossen worden.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid erklärte, die Aufständischen hätten den Hubschrauber abgeschossen. Bei den Kämpfen seien außerdem acht Taliban-Kämpfer gestorben. Ein Augenzeuge sagte afp, der Hubschrauber sei bei dem Versuch abgestürzt, vom Dach des Hauses eines Taliban-Anführers zu starten, auf dem er während des Gefechts gelandet sei.
Laut dem US-Sender ABC News gehörten 25 der getöteten US-Soldaten zu der Eliteeinheit der Navy Seals. Aus US-Regierungskreisen verlautete, die Opfer stammten aus Heer, Marine und Luftwaffe. Entgegen mehreren Medienberichten gehe es nicht um die Navy-Seals-Truppe, die im Mai den Chef des internationalen Terrornetzwerks al-Qaida, Osama bin Laden, in Pakistan getötet habe. Bei den getöteten afghanischen Soldaten handelte es sich nach übereinstimmenden Angaben der Isaf und des afghanischen Verteidigungsministeriums um Angehörige einer Spezialeinheit.
Streben nach einer hoffnungsvollen Zukunft
"Keine Worte können beschreiben, wie sehr wir diesen tragischen Verlust bedauern", sagte der neue Oberkommandierende der US- und der internationalen Truppen in Afghanistan, John Allen. Afghanistans Staatschef Hamid Karsai sprach US-Präsident Barack Obama sein Bedauern über den Tod der Soldaten aus. Obama würdigte die getöteten Soldaten und sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus. "Ihr Tod ist eine Erinnerung an die außergewöhnlichen Opfer, welche die Männer und Frauen unseres Militärs und deren Familien erbringen", hieß es in einer Erklärung. Die afghanischen Soldaten seien "im Streben nach einer friedlicheren und hoffnungsvollen Zukunft ihres Landes" ums Leben gekommen.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta erklärte, der Kurs in Afghanistan werde dennoch weiter verfolgt. Ähnlich äußerte sich Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach in Briefen an Obama und Karsai ihr Beileid aus und sicherte zu, Deutschland werde sich weiter für Frieden in Afghanistan einsetzen.
Bei dem bislang schwersten Zwischenfall für die US-Truppen in Afghanistan waren 2005 16 US-Soldaten getötet worden. Ihr Hubschrauber war in der östlichen Provinz Kunar von den Taliban abgeschossen worden. In diesem Jahr wurden in Afghanistan nach Zählungen von afp auf Grundlage der unabhängigen Webseite iCasualties.org 342 internationale Soldaten getötet, darunter 279 aus den USA. Derzeit sind rund 140.000 ausländische Soldaten in dem Land am Hindukusch stationiert, darunter rund 100.000 aus den USA. Bis Ende 2014 sollen die ausländischen Kampftruppen aus Afghanistan abgezogen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“