Arzt der Colonia Dignidad in Deutschland: Wohnung in Krefeld gemietet
Hartmut Hopp, Arzt in der einstigen Siedlung Colonia Dignidad, wohnt in Krefeld. In Chile wird er gesucht wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch. Ein Haftbefehl liegt hierzulande nicht vor.
KREFELD dpa | Der wegen Verbrechen in der berüchtigten früheren Deutschen-Siedlung Colonia Dignidad in Chile gesuchte Arzt Hartmut Hopp hat am Niederrhein eine Wohnung gemietet. Das Unternehmen Wohnstätte Krefeld bestätigte am Montag Medienberichte, dass es einen Mietvertrag mit Hopp geschlossen habe. Chile hat über Interpol alle Länder um die Festnahme des 67-Jährigen gebeten.
Hopp war mit neun weiteren früheren Mitgliedern der sektenartigen Deutschen-Siedlung in Chile zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er soll Beihilfe zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch den inzwischen gestorbenen Ex-Chef der Siedlung, Paul Schäfer, geleistet haben.
Ein Haftbefehl liegt der Krefelder Polizei nicht vor. Ein Auslieferungsersuchen für Hopp ist nach Angaben des Bundesamts für Justiz in Bonn bislang nicht eingegangen. Deutsche dürfen nicht an das Ausland ausgeliefert werden. Nach Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf gibt es derzeit kein Verfahren gegen Hopp in Deutschland. Es fehlten nähere Angaben über die vorgeworfenen Straftaten. Insbesondere liege das vollständige chilenische Urteil noch nicht vor, sagte ein Sprecher.
Das überwiegend der Stadt Krefeld gehörende Wohnungsunternehmen will den Mieter wieder loswerden. Wohnstätten-Chef Thomas Siegert sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es war uns zum Zeitpunkt der Vermietung nicht bekannt, wer das ist." Die Firma will am Dienstag ein Gespräch mit Hopp führen, um das Mietverhältnis aufzulösen. Der neue Mieter habe seit dem 15. August einen Schlüssel zu der Wohnung.
Leser*innenkommentare
Marion
Gast
Wieso laufen solche Typen hier eigentlich frei herum.
Er hat in den 60er Jahren deutsche Kinder nach Chile entführt, dort Kinder sexuell mißbraucht und war wahrscheinlich auch an Kindsmordenorden beteiligt. Unfassbar.
Mat
Gast
Ja, nee, is klar. Dunkelhäutige Menschen, die irgendwo als Pirat lebten, können hier in D verurteilt werden. Deutsche Vergewaltiger, die sich in Chile an Kindesmißbrauch beteiligt haben, leben hier unbehelligt und müßen keine Strafverfolgung fürchten.
Aber irgendwie ja auch verständlich: Bei dem einen geht es um den Schutz von Eigentum. Bei den Anderen um irgendwelche Kinder, wohlmöglich auch noch chilenische. Who the fuck cares?
Mickes
Gast
Einige Ergänzungen zum Artikel:
1. wird Hartmut Hopp auch wegen Verbrechen anderer Art (u.a. Beihilfe zur Folter und Mithilfe beim "Verschwindenlassen" von Regimegegnern) in Chile juristisch verfolgt
2. gelang dem "unbescholtenen Bürger" (Staatsanwaltschaft Krefeld) die Flucht aus Chile per Helicopter, finanziert durch die sog. Freie Volksmission
3. erhält der Gesuchte erst aus Willich, später dann Krefeld problemlos Sozialhilfemittel und Wohnungsangebote, während andere Bürger in erheblichem Maße zur Auskunft über ihr Vorleben verpflichtet werden, so sie in den Genuß derartiger Leistungen kommen wollen
4. beschleicht die krefelder Bevölkerung das dumpfe Gefühl, dass in jeder ihrer Behörden salamiartig erst zugegeben wird, was man derselben bereits lückenlos nachweisen kann