DIE WAHRHEIT: In Hellas alles kaputtokakis
Nachgefragt: Was macht eigentlich das schon fast wieder vergessene Griechenland?
In Griechenland wächst die Irritation. Mehr oder weniger fassungslos fragt man sich auf den Straßen Athens: Wieso werden eigentlich in den deutschen Medien überhaupt keine Griechenland-Witze mehr gemacht? Denken die vielleicht, uns gibts gar nicht mehr? Irgendwie erinnert das stark an die Achtzigerjahre, als plötzlich, quasi von einem Tag auf den anderen, keine Häschen-Witze mehr erzählt wurden. Sind die Griechen die Häschen unserer Zeit?
Dabei ist die Lage unverändert. Noch immer fragt man sich, ob es eigentlich irgendetwas gibt, das aus Griechenland kommt und einen Schalter hat? Es muss ja nicht gleich eine Mondrakete sein. Aber ein Drucker zum Beispiel, ein Küchenmixer, eine Taschenlampe? Eigentlich nicht. Griechenland, das sind seit Urzeiten Ouzo, Souflaki und kaputte Tempel. Das ist nicht viel, aber immer noch besser als Ouzo, Tempel und kaputte Souflaki. Achtzig Prozent der Landesfläche sind mit farbenfrohem Plastikmüll bedeckt, der Rest mit orthodoxen Kirchen, in denen es nach sehr alten Schuhen riecht.
Griechen kommunizieren lebhaft, doch inhaltsarm. Das liegt daran, dass sie an jedes Wort ein im Grunde völlig überflüssiges -ulos, -akis oder -isis anhängen. Blanker Zierrat, der dem Fremden kulturelle Identität vorgaukeln soll. Wenn der Grieche endlich mit dem Guten-Tag-Sagen fertig ist, ist der Deutsche schon drei Sätze und fünf wissenschaftlich-technische Revolutionen weiter!
Seit den Zeiten des Osmanischen Reiches verbindet Griechen und Türken eine herzliche Feindschaft, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen durch Kriege, Fußball-Länderspiele oder Zypernbesetzungen am Leben gehalten wird.
Harte Arbeit in Griechenland ist was für illegale Albaner. Den Einheimischen hingegen geht es besser, als sie zugeben würden. Sogar die Losverkäufer in Athen verfügen über ein eigenes Rentenversicherungssystem, in dem monatlich ausgelost wird, welcher Pensionär eine Rente erhält. Der öffentliche Dienst, in dem achtzig Prozent der Griechen beschäftigt sind, ist weder öffentlich noch tut er in irgendeiner Weise Dienst, außer bei dem nur durch den Jahresurlaub von Juni bis Oktober unterbrochenen ganzjährigen Generalstreik.
Im Grunde müsste Griechenland aus der EU ausgeschlossen werden. Allein wegen seiner Küche! Die besteht im Wesentlichen darin, dass das zum Verzehr bestimmte Objekt zwischen zwei Arten zu sterben wählen kann: Tod durch den Grill oder Tod durch Olivenöl. Und erst die Weine! Die werden nach dem nur in Griechenland praktizierten "Prinzip des kleineren Übels" (griech. Prinzipopulos kleinerolis Übelakis) produziert: Der berühmte Retsina wird geharzt, um den Eigengeschmack zu überdecken. Regionale Ausprägungen des Retsina werden anstelle des Harzes mit der Gyrosmischung von Maggi, aufgearbeitetem Motorenöl oder Ziegenurin gewürzt.
Ja, Griechenland, Land des Zeus und der Brille von Nana Mouskouri - du würdest uns sehr fehlen! Immer noch! Auch wenn kein Mensch mehr Witze über dich macht.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
DalachtderMof
Gast
Deutscher Humor und griechischer Staatshaushalt:
Beides eine Katastrophe!
Oder finden Sie das Geschreibsel wirklich komisch.
Een echter Schenkelklopfer nich'? Ick lach mich tod.
derrusse
Gast
...SUPER! und die Überschrift ist genial!
spectator
Gast
Schön trocken und auf den Punkt gebracht!!!!
Besserwessi
Gast
Yueksel schreibt jetzt besser, aber der ist ja Tuerke und darf deshalb beim Erzfeind nicht zum Einsatz kommen. Was wiederum zeigt, wie borniert die Redaktion ist.
Angelos Kodowkakis
Gast
:-))) sehr schön!
Surenhohn
Gast
Diese Wahrheit hätte noch ein paar herzhafte Anspielungen auf unpopoläre Spielarten der körperlichen Liebe vertragen; die Ziege kommt ja immerhin schon vor. Trotzdem ein gelungener Lagebericht!