Container wider Wissen

Die Stadt der Wissenschaft 2005 zieht Bilanz: ein Drittel der Bremer hat nichts mitbekommen. Der Rest fand’s gut

Container sind für vieles praktisch und in den Hafenstädten Bremen und Bremerhaven dazu von besonderem Symbolwert. Nur eingeschränkt geeignet sind sie indes, wenn es darum geht, breite Bevölkerungsteile für vermeintlich spröde Wissenschaft zu begeistern. Diese Erfahrung jedenfalls mussten die OrganisatorInnen der „Stadt der Wissenschaft 2005“ in Bremen und Bremerhaven machen. Die Stahlkisten, ob als „black boxes“ über die Stadt verstreut oder auf der „Pier der Wissenschaft“ aufgestellt, mit Infos über Logistik oder „das Böse“ bestückt, fristeten bisweilen ein eher einsames Dasein. Zu eng, die Hemmschwelle zu groß, analysierte Projektkoordinator Gerold Wefer vom Forschungszentrum Ozeanränder der Bremer Uni: „Ein luftiges Zelt ist vielleicht besser.“

Davon abgesehen zog Wefer gestern eine positive Bilanz des neunmonatigen Wissenschaftsschaulaufs. Die mehr als 700 Veranstaltungen hätten „einige hunderttausend“ BesucherInnen angezogen, unter den ForscherInnen selbst hätten sich teils erstaunliche Kooperationen ergeben. Bremen wie Bremerhaven hätten ihre Identität als Wissenschaftsstandort gestärkt. Die „Stadt der Wissenschaft 2005“, Etat: rund eine Million Euro, „hat dem Image von Bremen sehr gut getan“, lobte der Chef der Bremen Marketing GmbH, Klaus Sondergeld.

Eine von SoziologInnen der Bremer Uni durchgeführte Evaluation kommt, was die BesucherInnenzahlen angeht, zu einem differenzierteren Bild. Zwar hätten alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen Interesse gezeigt. Ein Drittel aller volljährigen LandesbürgerInnen, das habe eine repräsentative Befragung ergeben, hätten allerdings überhaupt nicht mitbekommen, dass Bremen und Bremerhaven „Stadt der Wissenschaft“ waren – obwohl das Logo monatelang die Plakatwände beherrschte. Und ganze elf Prozent der Befragten gaben an, eine der vielen Veranstaltungen besucht zu haben. Hochgerechnet auf die 600.000 erwachsenen EinwohnerInnen des Landes Bremen wären das 66.000 BesucherInnen.

Mit den deutlich höheren Angaben der Veranstalter passe das nicht zusammen, räumte die Leiterin des Evaluationsprojekts, Manuela Pötschke, ein. Ihre Erklärung: Viele BesucherInnen hätten schlicht nicht gemerkt, dass sie eine Veranstaltung der „Stadt der Wissenschaft“ besuchten – und auf die Frage danach mit „nein“ geantwortet. Ergo: ein Marketingproblem. sim