Geplantes Besucherzentrum im Reichstag: Unterirdische Gäste

Neues unterirdisches Besucherzentrum am Reichstag geplant. Berlin begrüßt das Vorhaben und Wolfgang Thierse sieht Washington als Vorbild.

Besucher sollen sich das Gebäude künftig auch von unten anschauen können. Bild: dapd, Michael Gottschalk

Vor dem Reichstagsgebäude dürfte sich in absehbarer Zeit wieder eine große Baugrube auftun. Weil die nach den Terrorwarnungen 2010 errichteten provisorischen Container- und Zeltbauten zur Kontrolle von Besuchern des Reichstagsgebäudes ersetzt werden sollen, plant der Deutsche Bundestag an der Westseite des Parlaments vor dem Hauptportal ein neues großes Besucher- und Informationszentrum. Anvisiert ist, dieses in der kommenden Legislaturperiode, also ab 2013, zu realisieren.

Der Bund hat für das geplante Bauvorhaben jetzt eine "Machbarkeitsstudie" erstellen lassen, wie ein Sprecher des Bundestages am Montag bestätigte. Damit der Blick vom Platz der Republik auf den Reichstag nicht verstellt werde, habe man in der Studie über eine weitgehend "unterirdische Lösung" nachgedacht. Jährlich strömen rund zwei Millionen Besucher in das historische Gebäude und hinauf in die Glaskuppel.

Der eingegrabene Neubau soll laut ersten Überlegungen neben den Sicherheitskontrollen auch Garderoben, Shops, Seminarräume, Ausstellungsflächen und Kinosäle enthalten. Außerdem ist vorgesehen, eine direkte Verbindung vom Besucherzentrum zum Reichstag herzustellen, so dass im Haus keine Sicherheitskontrollen mehr stattfinden. Die Kosten, Größe und die genaue Lage des Projekts - ob an der Nord- oder Südseite des Platzes der Republik - sind ebenfalls noch unklar.

Den Neubau am Reichstag hatte die ehemalige Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) in einem Brief an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im Jahr 2011 angeregt. Die Baukommission des Bundes beriet Mitte letzten Jahren den Vorstoß. "Wir begrüßen, dass der Bund sich damit jetzt auseinandergesetzt hat", sagte Petra Rohland, Sprecherin in der Stadtentwicklungsverwaltung, der taz. Die gegenwärtigeschlechte Lösung vor Ort könne nur eine "temporäre" sein.

Sobald sich der Bund und Berlin über die Planung einig seien, werde ihre Behörde einen Bebauungsplan aufstellen und den Architektenwettbewerb ausloben. Darin werde endgültig entschieden, wie der unterirdische Bau aussehen werde, so Rohland.

Wolfgang Thierse (SPD), Bundestagsvizepräsident, hat laut Medienberichten bereits eine feste Vorstellung von dem Besucherzentrum: Es soll einmal so ähnlich aussehen wie das United States Capitol Visitors Center (CVC) in Washington. "Washington ist Vorbild", so Thierse.

Das riesige, 54.000 Quadratmeter große CVC liegt unter dem Ostflügel des Kapitols und war 2008 eröffnet worden. 620 Millionen Dollar investierten die USA dafür. In drei Geschossen werden die fünf Millionen Besucher jährlich durch Ausstellungen und Kontrollen geleitet. In Berlin gehe es natürlich auch eine Nummer kleiner, meint Thierse. So groß wie das Besucherzentrum "der Weltmacht" müsse das unter dem Reichstag nicht unbedingt werden.

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