die wahrheit: Der elektrische Hund
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Irland elektrifiziert ist ...
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Irland elektrifiziert ist. Zwar hatten die meisten Städte schon in den dreißiger Jahren Strom, aber auf dem Land verzögerte sich der Ausbau des Netzes durch den Zweiten Weltkrieg. Erst 1973 war der Prozess abgeschlossen. Auf den vorgelagerten Inseln dauerte es länger, die letzte wurde erst 2003 angeschlossen. Deshalb müssen die Iren noch jede Menge Erfahrung im Umgang mit Strom sammeln.
Mein Bekannter Shay hat einen Hund, und weil der auch nachts entleert werden muss, ging er mit dem Tier um halb eins bei Nieselregen vor die Tür. Die beiden warteten auf einer Verkehrsinsel im Dubliner Stadtteil Cabra an der Ampel auf Grün, als der Hund plötzlich jaulte und in Zuckungen verfiel. Ein epileptischer Anfall? Shay wollte seinen vierbeinigen Freund beruhigen, doch dem Hund stand der Sinn nicht nach Streicheleien. Der bisher stets friedfertige Köter biss zweimal kräftig zu, sodass Shay vor Schmerzen in die Knie ging. Da wurde ihm im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig klar, warum sich der Hund so garstig benahm: Die gesamte Verkehrsinsel stand unter Strom. Da Shay, anders als sein Kläffer, Schuhe mit Gummisohlen trug, hatte er das zuerst nicht bemerkt.
Shay zog den Hund am Halsband hoch, setzte ihn ins Auto und fuhr in die Notaufnahme - nicht wegen des lädierten Tieres, sondern um sich seine Hände verbinden und sich eine Antitetanusspritze verpassen zu lassen. Auf dem Nachhauseweg hielt er an der elektrischen Verkehrsinsel an. Der Hund verkroch sich vor Entsetzen unter den Beifahrersitz. Da Shay Hobbyelektriker ist, hat er immer einen Spannungsprüfer im Auto. Der Test ergab, dass nicht nur die Verkehrsinsel, sondern auch der Fußgängerüberweg unter 240 Volt Strom stand. Offenbar leckte die Laterne am Straßenrand, denn deren Mast war ebenfalls elektrisch geladen. Man hätte alle möglichen Haushaltsgeräte daran anschließen können.
Shay fuhr zur Polizei, um die Sache zu melden. Der Beamte war nicht interessiert. Auf Shays Einwand, dass in wenigen Stunden Kinder auf ihrem Schulweg die elektrische Straße überqueren würden, antwortete er, dass er von Strom keinen blassen Schimmer habe, und schickte Shay nach Hause. Der rief stattdessen die Elektrizitätsgesellschaft an. Dort zeigte man mehr Interesse. Der diensthabende Stromwächter schaltete sämtliche Laternen im Viertel ab und ließ die Straße sperren.
Handelte es sich bei der Sache vielleicht um einen Versuch? Anthony Tomson von UniServices, einem Unternehmen in Neuseeland, behauptet, dass Elektroautos die Zukunft gehöre. Aber es sei umständlich, die Karren zum Aufladen an die Steckdose anschließen zu müssen. Deshalb hat seine Firma Ladepads entwickelt, die Elektroautos beim Parken automatisch laden. Das sei aber nur ein erster Schritt auf einem Weg, an dessen Ende Ladestreifen auf der Straße die Autos beim Fahren nachladen, sagt Thomson.
Shays Hund hält davon gar nichts. Er weigert sich seit seiner Aufladung, das Haus ohne Gummistiefel zu verlassen.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
HCL
Gast
Woraus, Aplexi, erschließt du nach Kenntnisnahme des Artikels, daß erwähnte Verkehrsinsel 40 Jahre unter Strom stand?
A propos, der Satz, taz zahl ich nicht, geäußert auf einer freien Seite, ist ein dummer Satz, ausgedacht scheints von nem braven Springschwein der Alexpresse.
Lexi
Gast
Wenn die elektrische Verkehrsinsel vierzig Jahre unentdeckt blieb, kann es ja nicht so schlimm gewesen sein.
Gott sei Dank: taz zahl ich nicht.