Schalke holt die Bayern ein: Nicht stabil genug für den Titel

Trotz personeller Engpässe beeindruckt Schalke 04 beim 3:1-Erfolg gegen den VfB Stuttgart mit solidem Funktionsfußball. Trainer Huub Stevens stapelt derweil tief.

Schmerzhafter Ausfall: Benedikt Höwedes brach sich gegen Stuttgart das Jochbein. Nun sucht Schalke einen Defensivspieler. Bild: reuters

GELSENKIRCHEN taz | Der Kapitän meldete sich noch am Abend aus dem Krankenhaus zu Wort. Über seine Facebook-Seite teilte Benedikt Höwedes nach dem 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart mit, dass der FC Schalke 04 drei Punkte "im Sack", er aber "leider auch einen dreifachen Jochbeinbruch" habe.

Vermutlich heute wird Höwedes operiert werden, nach Angaben des Mannschaftsarztes wird er vier bis sechs Wochen pausieren müssen. Manager Horst Heldt reagierte auf die Meldung mit der Ankündigung, auf dem Wintertransfermarkt ab sofort verschärft nach einem Defensivspieler Ausschau zu halten. "Dort sind wir nicht gut besetzt", sagte Heldt, was die Anzahl der Profis für den hinteren Bereich angehe.

Mit einem personellen Engpass waren die Schalker schon in die Partie gegen den VfB gegangen. Jermaine Jones nutzte seine Sperre, um der US-Nationalmannschaft und Trainer Jürgen Klinsmann als Kapitän zu einem 1:0-Erfolg gegen Venezuela zu verhelfen. Da auch Lewis Holtby wegen einer Verletzung ausfiel, musste die "Doppel-Sechs" im defensiven Mittelfeld neu gebildet werden.

Trainer Huub Stevens entschied sich für Marco Höger und Joel Matip, die beide von sich reden machten. Höger noch mehr durch den folgenreichen Zusammenprall mit Höwedes, Matip bestach durch seine Leistung. Schon in der dritten Minute brachte er seine Mannschaft in Führung, danach riegelte er das Zentrum des Spielfeldes gegen einen VfB ab, der ihm mit mäßigem Tempo und wenig Ideen entgegenkam.

Torschützen leugnen Titelambitionen

Matip, der in der Hinrunde als Innenverteidiger spielte, hatte in der Winterpause einen neuen Vertrag unterschrieben, gültig bis ins Jahr 2016. "Wir wollten bei anderen Klubs erst gar keine Begehrlichkeiten wecken", sagte Heldt.

Matip ist 20 Jahre alt, er war damit der älteste Schalker Torschütze am Samstag. Die beiden anderen Treffer erzielten Kyriakos Papadopoulos (19 Jahre, 57. Minute) und Julian Draxler (18, 80.). Trotz ihrer Jugend parierten sie ohne Ausnahme die vielfachen Versuche, ihnen Kampfansagen an die Bayern zu entlocken. "Natürlich schaut man zurzeit gerne auf die Tabelle. Aber mehr ist das auch nicht", gab Matip zu Protokoll.

Trainer Huub Stevens sagte: "Ich weiß, dass wir genauso viele Punkte wie Bayern München haben. Aber Träume sind schön." Das geschriebene Wort lässt dabei Interpretationen zu. Wer Stevens sah, wusste, dass ihn die Frage nach den Titelambitionen noch mehr nervt als das Gegentor durch Shinji Okazaki (87.).

Der Trainer spricht seiner Mannschaft ab, stabil genug zu sein, um Meisterschaftsträume zu hegen. Diese Bedenken sind aber teilweise mit Fakten auszuräumen. Die Schalker gewannen ihre vergangenen fünf Heimspiele, erzielten dabei jeweils mindestens drei Tore und kassierten nie mehr als eines.

Schwaben fuhren kleinlaut nach Hause

Gegen den VfB garnierten die Königsblauen, bei denen der von der TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehene Chinedu Obasi einen ordentlichen Einstand gab, eine Vorstellung von solidem Funktionsfußball mit einem traumhaften Tor. Draxler schloss eine Kombination mit schnellem Kurzpassspiel und noch schnellerem Erkennen der freien Räume erfolgreich ab.

Ein solches Tempo war dem VfB am Samstag viel zu hoch. Nach fünf Spielen, in denen nur ein Punkt gewonnen wurde, fuhren die Schwaben kleinlaut nach Hause. Einen Tag vor der Partie hatten sie noch Vertragsverlängerungen bekannt gegeben und den "Stuttgarter Weg" beschworen, ohne genau zu beschreiben, wie der aussehen soll.

Eine Schlüsselpersonalie ist jedenfalls Fredi Bobic, der einen neuen, bis 2016 gültigen Arbeitsvertrag unterschrieb. "Wir müssen wieder mehr Leidenschaft und Willen zeigen und am kommenden Sonntag viele Dinge besser machen", sagte Bobic in Gelsenkirchen. Der nächste Gegner heißt Borussia Mönchengladbach. Auch einer dieser Titelkandidaten, die als solche nicht gesehen werden wollen. Es ist eine Strategie der Bescheidenheit, die sich durchaus nachvollziehen lässt.

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