Die Platzwunde am Kopf

In dieser Kolumne verlieren wir während der dunkelsten aller Jahreszeiten, der fußballlosen, erhellende Worte über Sportverletzungen.

Es gibt schöne und weniger schöne Verletzungen. Die schönste ist, zweifellos, die Platzwunde am Kopf. Am allerschönsten die klaffende. Junge Männer suchen händeringend Situationen, in denen eine Platzwunde am Kopf für sie abfällt. Aus einem dahin geworfenen „guckst’n?“ kann flugs eine solche entstehen. Die Schönheit der Platzwunde am Kopf rührt von ihrer Evidenz her und dem Adel des betroffenen Körperteils. Blut rinnt, es sieht schlimm aus, Mitleid von allen Seiten.

Weil das so ist, hat der Film-Westernheld immer was am Kopf. Auch der Film-Soldat. Nur Bauchschuss vergleichbar. Kann die blonde Frau ein Handtuch draufdrücken, muss seitlich am Bauch sein, sonst zu geschlechtlich. Seitlich auch deshalb gut, weil da besagter Herr Jesus Christus eine seiner Verletzungen hatte. Aber auch am Kopf: Dornenkrone. Deshalb streckte Berlusconi seine blutige Visage in die Kamera seiner TV-Anstalten. Schafft Sympathie.

Dieter Hoeneß war kein guter Fußballer. Kopfball: gut. Beim Pokalfinale 1982 spielte er nach Körperkontakt mit Nürnbergs Alois Reinhardt trotz Platzwunde an der Birne mit Turban weiter und machte den 4 : 2-Endstand in der 89. Minute mit – dem Schädel. Begründete Hoeneß’ Ruf. Mit Kreuzbandriss wär’s nicht gegangen.

Behandlung: Spielfeldrand, der Doc stellt sich so, dass die Kamera nichts sieht, desinfizieren, tackern. Wenn genäht wird: Nicht den feinen Faden. Sagen Sie das dem Doc. Grobe Dinger, damit fette Narben bleiben. „Hier“, kann man dann sagen, und „hier“ und „hier auch“. Und die Geschichten dazu erzählen. ROR