Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Das Tacheles war in der Tat zum Schluss auch nur noch eine schoene Geschichte. So wie das Maerchen von boesen Nazi. Die Wirklichkeit ist immer anders.
Das Tacheles jetzt den Spekulanten und ihren dubiosen Vollstreckern zu überlassen fände ich bedauerlich. Sollte die Berliner Kunst- und Kulturszene nicht auch bei der zukünftigen Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes mitreden? Oder soll zukünftig Wowi ein dauerhaftes „Based in Berlin" veranstalten? Meiner Ansicht nach sollte jetzt Artur Żmijewski und die Berlin Bienale eingreifen und das Haus für die Kunst zurückgewinnen.
@ Matthias. Das sehe ich genauso. Man gewinnt nicht den Eindruck, als hätte Herr Litschko das Haus in jüngster Zeit mehr als vielleicht einmal von innen gesehen. Die oberen Etagen glichen zuletzt eher den Verkaufseinrichtungen am Checkpoint Charly gepaart mit Gastronomie und Party für den Billigtourist.
Der Kommentator sollte aus meiner Sicht der Ursache auf den Grund gehen, warum das Tacheles über die ganzen Jahre hinweg nicht im Stande war, eine breite Lobby aufzubauen, die Bevölkerung hinter sich zu bekommen, innerhalb des Berliner Senats ernsthafte Verfechter zu gewinnen und seine angebliche Strahlkraft und Wichtigkeit als Ort der Kunst unter Beweis zu stellen.
Was für ein kompletter Unsinn. Als Kunstort ist das Tacheles seit bald einem Jahrzehnt vollständig irrelevant. Wer Kunst in der Oranienburger sehen will, kann das jederzeit. Bei Sprüth Mager oder CFA auf hohem Niveau. Tacheles war zum Ende hin genau das, was die Linke doch angeblich nicht will: ein Touristenmagnet mit Schwerpunkt auf Billigtouristen. Oder gar eine Touristenfalle - wo Kunsthandwerk, Berlin-Tshirts und Allerhand Tand für zu hohe Preise an uniformierte Leute verkloppt wurde. In welcher Welt lebt dieser Kommentartor?
Soll der Ukraine erlaubt werden, Ziele tief in Russland mit westlichen Raketen und Marschflugkörpern anzugreifen? Ein Pro und Contra.
Kommentar zum Tacheles-Abschluss: Jetzt wirds todlangweilig
Seit Donnerstag ist klar: Nur noch ein Wunder kann das Kunsthaus in Mitte retten. Damit wird die Oranienburger Straße endgültig zur Ödnis.
Man weiß nicht, was schlimmer ist: der Einmarsch der Zwangsverwalter samt Security-Anhang ins Tacheles – oder das Schweigen der Politik danach. Es ist ein kräftezehrender Überlebenskampf, den die Off-Künstler seit Jahren führen. Und spätestens seit Donnerstag ist klar: Er wird nicht mehr zu gewinnen sein.
Dass selbst nach der Beinahräumung kaum ein Protesthall von Initiativen und Parteien ertönt, ist ein düsteres Omen für die Tachelianer. Auch als zuletzt der Zwangsverwalter den Tordurchgang zumauerte, als Künstler nach und nach von einem Anwalt aus dem Haus gekauft wurden, blieb das außerhalb der Kunstruine unkommentiert. Und der Senat reiht sich in das Schweigen ein. Längst wird dort mit einem neuen Kulturort geplant – ohne die jetzigen Nutzer. Für Rot-Schwarz scheint das eine kommode Angelegenheit.
Auch Rot-Schwarz schweigt
Dabei dürfte es kaum einen Ort in dieser Stadt geben, wo mehr gemauschelt wird, als das Tacheles: Anwälte, die nicht preisgeben, für wen sie zehntausende Euro an Auszugsprämien zahlen. Sicherheitsleute, die Bilder von Künstlern einfach wegsperren. Und nun auch festlegen, wer das Haus betreten darf – und wer nicht.
Die Politik interessiert das alles nicht mehr, ebenso wenig wie das heute wohl besiegelte Ende des Kunsthauses. Ein blauäugiges Spiel: Denn eine Garantie, dass ein neues Tacheles nicht zu einer ähnlich langweiligen Angelegenheit wie der große Rest der Oranienburger Straße wird, gibt es nicht. Im Gegenteil: Alles spricht dafür.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
mehr von
Konrad Litschko