Schwules Schützenkönigspaar: Diskriminierung rechtswidrig
Die deutsche Schützenbruderschaft darf einen homosexuellen Schützenkönig nicht benachteiligen. Das fordert die Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
BERLIN epd | Die Benachteiligung schwuler Schützenkönige im Verein ist rechtswidrig. Das hat eine rechtliche Prüfung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ergeben. Die Leiterin der Stelle, Christine Lüders, forderte am Donnerstag in Berlin, die Diskriminierung müsse beendet werden.
Die Antidiskriminierungsstelle hat den Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften um eine Stellungnahme gebeten. Darauf habe der Verband bisher nicht reagiert, sagte Lüders.
Die Schützenbruderschaft will kein schwules Königspaar in ihren Reihen dulden. Der Schützen-Dachverband hatte einen entsprechenden Beschluss gefasst nachdem im September vorigen Jahres ein homosexueller Schützenkönig aus Münster seinen Lebensgefährten zum Bundeskönigsschießen im nordrhein-westfälischen Harsewinkel mitgebracht hatte.
Die beiden Männer durften nicht nebeneinander gehen, wie bei Königspaaren üblich. Der Lesben- und Schwulenverband hatte daraufhin die Anerkennung von homosexuellen Schützenpaaren gefordert.
Verstoß gegen Gleichbehandlungsgesetz
Die Antidiskriminierungsstelle kommt zu dem Schluss, dass die Auflagen und der Beschluss des Schützen-Dachverbandes gegen das Diskriminierungsverbot nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verstoßen. Wenn es gleichgeschlechtlichen Königspaaren verboten werde, als Paar aufzutreten, sei dies eine Benachteiligung gegenüber heterosexuellen Paaren. Der Verband hatte argumentiert, der schwule Schützenkönig solle sich eine Frau als Schützenkönigin auswählen.
Weiter erklärte die Antidiskriminierungsstelle, der Schützen-Dachverband könne sich auch nicht auf die Kirchenklausel berufen, wonach für Religionsgemeinschaften teils eigene Regeln gelten. Der Beschluss sei rechtswidrig und damit unwirksam.
Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft hatte argumentiert, das öffentliche Repräsentieren eines schwulen Königspaares sei nicht mit der christlichen Tradition vereinbar. Die Schützenbruderschaft sei ein katholischer Verband mit kirchlichen Regelungen.
Das Sakrament der Ehe habe eine tiefere Bedeutung als andere Lebensgemeinschaften. Daher könne ein homosexuelles Paar nicht höchster Repräsentant des Verbandes sein, dem nach eigenen Angaben etwa 800.000 Mitglieder angehören.
Von dem Beschluss der Schützen gehe eine hohe Signalwirkung aus, sagte Lüders: „Daher ist es wichtig, dass so schnell wie möglich diskriminierungsfreie Zustände wiederhergestellt werden.“
Leser*innenkommentare
Johanna
Gast
Meinung ist es, die Tradition des Schützenfestes zu pflegen oder nicht.
Bei Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie und jeglicher Art der Diskriminierung hört aber der Raum für Diskussion und Streit auf und es beginnt gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Und wer das als Meinung verteidigt, hat entweder nur "Fakten" auf Sarrazin-Niveau übernommen und weiß es nicht besser oder hat ein entsetzliches Menschenbild!
Sarah
Gast
Lieber Totalitarismus,
homophobe Diskriminierung ist keine Ansicht, es ist gegen das Grundgesetz. Also ein Verbrechen.
Es geht auch nicht um Ansichten, sondern um Verbote, die auf grund der sexuellen Orientierung ausgesprochen werden.
Sarah
Gast
Lieber Thomsen,
bei einem homosexuellen Paar besteht genaugenommen eine 50%-Chance auf einen Frauenanteil von 100%.
Passt doch, oder?
Mal ganz davon abgesehen - der Schützenverein besteht meistens sowieso fast nur aus Männern - die anwesenden Frauen sind dann halt die Partnerinnen der Männer, die sich da beteiligen.
Totalitarismus
Gast
"Die deutsche Schützenbruderschaft darf einen homosexuellen Schützenkönig nicht benachteiligen. Das fordert die Antidiskriminierungsstelle des Bundes."
Gesetzgeber und Richter in einem? Bestimmt also bald der/die Antidiskriminierungsbeauftragte was wer zu mögen hat, wie wer zu leben hat und was man denken darf? "Diskriminierung" wird immer mehr zur Waffe um jedem seine Meinung aufzuzwingen. Es sind in Gummigesetze gegossene Ansichten. Man muß aber auch andere Ansichten anerkennen. Sonst dreht sich der Speiß irgendwann um. Mir gehen schwule Schützenbrüder genauso auf den keks wie nichtschwule, aber so von irgendwelchen Bessermenschen dominiert zu werden ist ein massiver Freiheitseingriff. Man hätte uns vor 40 Jahren die Haare zwangsgeschoren und uns die Musik verboten wenn solche Bessermenschen ihre Ansichten in Gesetze gegossen und nach Belieben angewandt hätten wie es heute geschieht. Selbst die Speißer in den 60ern akzeptierten Freiheit. Das scheint heute ein Unwort zu sein. Jeder hat so zu sein,so zu denken und so zu leben wie man es ihm vorschreibt. Das ist Totalitarismus einer neuen Art und im Namen "des Guten". Dazu völlig willkürlich.
PengBummPiffpaff!
Gast
Was sagt eigentlich der betreffende Schützenkönig selbst zu dem Fall? Konnte ich bis jetzt nirgendwo lesen.
thomsen
Gast
und wie ist es mit der Frauen-Quote?
Bei einem Hetero-Paar sind 50% Frauenanteil gesichert. Bei einem Homo-Paar geht das nicht.
Frage:
welche Diskriminierung ist nun schlimmer?
Mika
Gast
Das war doch hier mal ein ganz "normales" Land. Was ist hier nur so gewaltig schief gelaufen?