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Palästinensische Häftlinge im HungerstreikEingesperrt ohne Anklage

Rund 1.200 in israelischen Gefängnissen einsitzende Palästinenser sind in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Sie fordern verbesserte Haftbedingungen und ein Ende der Administrativhaft.

Unterstützung für die hungerstreikenden Palästinenser vor dem Hauptquartier des Roten Kreuzes in Gaza City. Bild: reuters

JERUSALEM afp | Anlässlich des Tags der palästinensischen Häftlinge sind 1.200 in israelischen Gefängnissen inhaftierte Palästinenser in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Rund 2300 weitere Häftlinge weigerten sich, 24 Stunden lang Nahrung zu sich zu nehmen, wie die israelische Strafvollzugsbehörde am Dienstag mitteilte.

Die Palästinenserin Hanna Chalabi, die vergangenes Jahr 43 Tage in den Hungerstreik getreten war, ermutigte die Gefangenen zur Fortsetzung ihrer Aktion, bis ihre Forderungen erfüllt seien.

Der Hungerstreik sei das „einzige Mittel“ zur Durchsetzung der Forderungen, sagte Chalabi. Die 30-jährige war im Oktober gemeinsam mit 26 anderen Frauen im Tausch gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit freigelassen worden, im Februar aber erneut festgenommen worden.

Sie rief die Palästinenser auf, Druck auf Israel auszuüben, damit die Haftbedingungen verbessert, kranke Gefangene freigelassen und die Administrativhaft abgeschafft werde.

Unbegrenzte Haft

Diese Maßnahme erlaubt es Israel, Häftlinge unbegrenzt ohne Erhebung einer Anklage festzuhalten. Am Dienstagnachmittag sollte Chader Adnan, ein Mitglied der radikalen Gruppe Islamischer Dschihad, aus der Haft entlassen werden.

Adnan hatte 66 Tage einen Hungerstreik abgehalten, weil er ohne Erhebung einer Anklage vier Monate in Administrativhaft gehalten worden war. Sein Beispiel hatte in den vergangenen Wochen neun andere Häftlinge inspiriert.

Wie der palästinensische Minister für die Gefangenen, Issa Karakae, sagte, würden sich später weitere Gefangene dem Hungerstreik anschließen. Nach Angaben seines Ministeriums befinden sich derzeit 4.699 Palästinenser in insgesamt 17 israelischen Gefängnissen, die meisten wegen Sicherheitsvergehen. Davon befinden sich 319 in Administrativhaft, während 534 lebenslange Haftstrafen absitzen und 185 minderjährig sind.

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11 Kommentare

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  • J
    Jaakov

    @maoam:

    "Auge um Auge" war nie ein Grundsatz der israelischen Politik! Nur das Neue Testament behauptet diesen Unsinn. Vermutlich stammt diese Verleumdung nicht einmal von Jesus. Bibelfälscher legten ihm diese Worte nachträglich in den Mund.

    In der Torah steht: "Du sollst dich nicht rächen." An einer anderen Stelle steht: "MEIN ist die Rache, ICH will vergelten, spricht Adonai." (Dabei ist Adonai ein Name des Allmächtigen.)

  • M
    maoam

    Wie die radikal-zionistischen Kommentatoren immer wieder religiöse Diktaturen mit dem "freiheitlich-demokratisch-rechtstaatlichen" Israel vergleichen wollen.

     

    Entscheidet euch doch mal:

     

    Auge um Auge, oder doch auch mal miteinander reden?

     

     

    Menschen hinrichten ohne Verfahren - wird immer mit menschenfressenden Diktaturen in Verbindung gebracht. Dabei ist das ganz normale israelische Politik.

     

    Gesellschaftlich ist das hochtechnologisierte Israel kaum weiterentwickelt als die islamistischen Staaten/Königreiche.

     

    Man kann Israel durchaus mit Saudi-Arabien vergleichen.

    Religion ist bei beiden die tragende Säule. Königshäuser hatten/haben auch beide.

     

     

    Sind mal wieder einige bezahlte Kommentatoren unterwegs hier. Heidewitzka.

  • E
    end.the.occupation

    AFP hat nicht nur vergessen zu erwähnen, dass die 'einzige Demokratie im Nahen Osten' Hana Chalabi bereits zwei Jahre ihres Lebens gestohlen hat - Raub und Diebstahl sind die Basis dieser Demokratie - sondern sie anschliessend nach Gaza deportiert hat.

     

    Die taz hatte Chader Adnan und Hana Shalabi ja ebenso 'vergessen'. Denn Frau Knaul berichtet ja viel lieber über Brustimplantate in Israel oder die neuesten Erfolge der israelischen Armee - dank 'iron dome' straflos Massaker in Gaza begehen zu können.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    wow ... ein 24-stündiger Hungerstreik. Da muss man doch einen Artikel schreiben. Ist gerade mal kein Sack Reis umgefallen? Drei aufgeknüpfte "Verräter" im Gaza-Streifen sind doch keine Meldung wert.

    Möchtet Ihr nicht die Berichterstattung gleich dem Ministerium für öffendliche Empörung und unkontrollierbare Wut in Ramalah übertragen?

    Die TAZ schafft es immer wieder, sich im Niveau-Limbo zu unterbieten.

  • TH
    Thomas Hemberger

    In praktisch JEDEM arabischen Land und den allermeisten islamischen Staaten wird mit Häftlingen (von denen ein Großteil wegen absoluter Lapalien einsitzt, für die man in demokratischen Staaten wie Israel niemals hinter Gittern landen würde!) weitaus schlechter (nämlich extremst inhuman!) umgegangen, als in Israel mit den in den Terrorismus involvierten Feinden umgegangen wird!

     

    So lange sich niemand der sich hier mal wieder einzig und allein über Israel künstlich ereifernden Kommentatoren ebenso eifrig um die Haftgründe und Haftbedingungen von zighunderttausenden Gefangenen in Hamastan, Fatahstan, Syrien, Ägypten, Jemen, Irak, Pakistan, Iran, Sudan usw. bekümmert, so lange sehe ich keinerlei Glaubwürdigkeit auf Seiten solch extrem einseitiger Kommentatoren, denen ein arabisches und/oder muslimisches Leben in den meisten Fällen offensichtlich herzlich wenig bis gar nichts bedeutet!

  • S
    Sohar

    Da kann man mal sehen wie armselig ihr seid.

    Das palästinensische Volk wird seit vielen Jahrzehnten massiv unterdrückt und deren Land durch Sieldlungen und Mauern besetzt, bzw. zerstückelt, die Häuser mit Bulldozer zerstört... Und Israel hat auch gezeigt dass sie an eine Zweistaaten-Lösung nicht interessiert ist. Eine Woche nachdem dies verkündet wurde hat Israel über 300 neue Siedlunden in fremden Gebieten angekündigt.

    Dass sich Menschen dort radikalisieren ist sehr traurig aber leider eine logische Konsequenz aus der ganzen Scheisse die sie tagtäglich erleben.

     

    Wie würdet ihr reagieren wenn eine fremde Macht kommt und euch alles wegnimmt. Eure Würde und eurer Land (Gaza, Westjordanland) Stück für Stück raubt.

    Glaubt ihr ihr würdet euch dann nicht mit der Zeit radikalisieren wenn das alles mit euch passiert?

     

    Hier in Deutschland reichen ja oft schon eine hohe Arbeitlosigkeit und radikale Parteien wie NPD bekommen wieder Zuwachs.

  • I
    ich

    Von "Terroristen" kann man bei nie angeklagten Zivilisten kaum sprechen. Vor allem sollte man auch mit dem Zusatz "Dschihad" vorsichtig sein, den meisten Palaestinensern geht es nicht um Religion, sondern um das Ende der israelischen Besatzung, deren Bedingungen in mehreren UN-Resolutionen verurteilt und menschenrechtlich illegal sind.

     

    Ich wundere mich auch, woher CHRISTIAN die Informationen ueber die Haftbedingungen in Israel hat, die seiner Meinung nach "nicht schlecht" seien?

     

    CHRISTINE, das Rote Kreuz hat keinen Zugang zu den illegal inhaftierten Palaestinensern. Ausserdem kann man eine religioese Miliz wie die Hamas kaum mit einem Staat vergeleichen, der sich als gerechte Demokratie ausgibt, wie Israel es tut. Wuerde Israel nicht kontinuierlich palaestinensische Polizeigebaeude bombardieren und andere Strukturen der internen Sicherheit der Palaestinenser zerstoeren, waeren diese in der Lage, in den palaestinensischen Gebieten fuer mehr Sicherheit zu sorgen. Mann kann diese Strukturen nicht einerseits gezielt zerstoeren, sich aber dann beschweren, dass die Autonomiebehoerde kaum Macht innerhalb der palaestinensischen Gebiete hat.

  • C
    Christian

    Vorige Woche hat die Hamas im Gazastreifen 3 sog. "Verräter" erhängen lassen. Öffentlich am Galgen, wie im Mittelalter.

     

    Wo waren die Medien da? Aber kaum streiken in israelischer Haft einige Terroristen, wird ein Artikel geschrieben. Dabei sind die Haftbidungen in israelischen Gefängissen nicht schlecht.

  • D
    David

    Israel kann diese Dschihad-Terroristen ja freilassen und dann zum Abschuss freigeben. Da gibts dann keine Streiks und die Hamas kann wieder auf unschuldig machen und Bomben und Raketen zünden.

  • C
    Christine

    Eine Frage: Das rote Kreuz darf zu den Gefangenen? Zur Erinnerung: Ein Besuch Schalits durch Vertreter des IKRK wurde von Seiten der Hamas stets abgelehnt.

     

    Die Gefangennahme und Festsetzung Schalits wurde international verurteilt, zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsgruppen forderten seine Freilassung. In Israel war das Schicksal Schalits ein gesellschaftliches und mediales Dauerthema. An den Jahrestagen der Gefangennahme fanden große Kundgebungen statt, bei denen Tausende zuletzt auch gegen die Regierung Netanjahu protestierten. S. http://de.wikipedia.org/wiki/Gilad_Schalit

  • E
    end.the.occupation

    Vielleicht sollte Israel die ganzen Gefangenen hinrichten wegen kollaborieren mit den dem Feind. Hat ja die Hamas auch gemacht, und dazu finde ich hier keinen Artikel. Kann dann also nicht so schlimm sein.