„Von Panikkäufen raten wir ab“

Makler-Vizepräsident Schick hält die Eigenheimzulage nicht für den entscheidenden Faktor beim Immobilienkauf

taz: Herr Schick, das Bundeskabinett hat gestern die Eigenheimzulage für die Förderung des privaten Immobilienbesitzes zum Jahresende abgeschafft. Stellen Sie einen Boom bei Hauskäufen fest, weil sich viele Leute die Zulage noch sichern wollen?

Jürgen Michael Schick: Nein, es gibt kein nennenswertes Strohfeuer. Bauherren, die ohnehin kaufen wollten, haben ihre Projekte aber vorgezogen.

Können Sie Interessenten denn raten, sich jetzt noch schnell eine Eigentumswohnung zu kaufen?

Wer die passende Immobilie gefunden hat, sollte die Eigenheimzulage nutzen. Von Panikkäufen raten wir aber ab. Mit einer Immobilie muss man ja 10, 20 oder 30 Jahre zufrieden sein. Da lohnt sich Hektik überhaupt nicht.

Was muss man bis Jahresende erledigen, wenn man sich doch noch die Förderung sichern will?

Bei Neubauten bis 31. Dezember den Bauantrag stellen, bei Eigentumswohnungen den notariellen Kaufvertrag unterschreiben.

Gibt es am Jahresende traditionell eine besondere Dynamik am Immobilienmarkt?

Früher ja – als noch gute Möglichkeiten existierten, Immobilien als Abschreibungsobjekte zu nutzen. Da versuchte man, Gewinne an anderer Stelle durch Immobilienverluste zu neutralisieren. Mittlerweile sind diese Modelle zur Steuergestaltung aber größtenteils gestrichen. Daher gibt es auf dem Immobilienmarkt im November und Dezember nicht mehr das ganz große Jahresendgeschäft.

Werden die Preise für selbst genutzte Immobilien zum Jahresbeginn sinken, weil die Eigenheimzulage nicht mehr gezahlt wird?

Nein, die Zulage ist nur ein Faktor unter mehreren. Seit ihrer Einführung 1996 hat sie auch nicht zu steigenden Preisen geführt. Die Preise beeinflusst eher, dass die Nachfrage nach selbst genutztem Wohneigentum wieder zunimmt. Viele Leute kaufen, weil sie für ihr Alter vorsorgen wollen.

Wie entwickeln sich die Preise aktuell?

Nach einer Phase sinkender Nachfrage und Preise in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre hat sich die Situation wieder stabilisiert. Gerade in Städten ab 200.000 Einwohner zieht der Markt an. In Berlin haben die Kauf-Fälle im vergangenen Jahr sogar um zehn Prozent zugenommen. Im Durchschnitt können wir von Preisstabilität sprechen. Bei frei stehenden Einfamilienhäusern steigen die Preise um ein bis drei Prozent pro Jahr.

INTERVIEW: HANNES KOCH