Keine Angst vor der Säge

Die Eifelgemeinde Nettersheim setzt bei Energie auf Photovoltaik, Getreide und Holzverbrennung. Dafür wurde sie schon zwei Mal zur „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz“ gekürt

VON SANDRINA MAHLBERG

Klima- und Umweltschutz – ein ganz wichtiges Thema für die Eifelgemeinde Nettersheim: „Für unsere Umwelt können wir gar nicht genug tun“, sagt Bürgermeister Wilfried Pracht (CDU). Anfangs wurde er für seine Vorhaben von anderen Kommunen noch belächelt, erzählt er. Doch für ihr Engagement wurde die Gemeinde schon zwei Mal als „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz“ ausgezeichnet. Die Weiterentwicklung der konsequenten Nutzung von regenerativen Energien empfindet Bürgermeister Pracht als eine Notwendigkeit. „Im Rahmen des Klimawandels sind wir alle gefordert unsere Beiträge zu leisten.“

Nach Meinung von Frank Wagener, zuständig für Konzeption und Projektkoordination der Gemeinde, ist der „Energiemix ein ganz wichtiger Punkt“. Nicht nur Holzverbrennungsanlagen sorgen für die notwendige Wärme und Strom. Auch Photovoltaik-Anlagen und Getreide sollen für die benötigte Energie sorgen. Vorerst konzentriert sich die Gemeinde jedoch auf die Verwertung von Holz. Ein zentrales Holzkraftwerk versorgt bisher über ein Nahwärmenetz ein Neubaugebiet und acht öffentliche Gebäude.

40 bis 45 Prozent der Gemeinde Nettersheim sind bewaldet. Eine optimale Grundlage für die Energiegewinnung mit Holz. Aber sind Wälder nicht die wichtigsten Sauerstoffspender? „Einen Baum zu fällen ist nicht schädlich“, sagt Pracht. Das allerdings müsse vielen erst einmal klar werden. Für neue Bäume müsse ohnehin Platz geschaffen werden, damit sie genug Freiraum hätten, um sich zu entwickeln. Für Pracht also eine ganz klare Sache: „Wir haben die Ressource Wald. Warum sollen wir sie nicht nutzen?“ Ob das Restholz nun vermodere oder verbrannt werde, sei egal. „Die Verbrennung ist ohnehin Kohlenstoffdioxid-neutral“, sagt er. Die Ängste vieler Bürger, dass es in Zukunft wohlmöglich einen Kahlschlag der Wälder geben wird, kann er nicht bestätigen. „Es wird nur soviel geerntet, dass das, was man verbraucht hat, auch wieder nachkommt.“

Aber auch Alternativen zur Holzverbrennung sollen gefördert werden. Noch in diesem Jahr soll die Turnhalle mit einer Photovoltaik-Anlage beheizt werden. Die Windenergie ist für Pracht allerdings keine Alternative. Gemeinden müssten die Ressourcen nutzen, die ihnen zu Verfügung stehen. „An der Nordsee stehen riesige Windräder zur Energiegewinnung, weil es effektiv ist. Hier hingegen kann man die Wälder viel besser nutzen“, sagt Wagener. Er ist überzeugt: Jede Gemeinde und jeder Standort solle doch die regenerative Energie nutzen, die den höchsten Wirkungsgrad verzeichnet. Jeder solle sich auf die bestmöglichsten Ressourcen spezialisieren.

Auch der Naturschutzbund in NRW befürwortet das Heizen mit Holz in Regionen, die „die Gegebenheiten mit sich bringen“, sagt Sprecherin Birgit Königs. Das sei zwar nicht für alle Regionen der beste Weg. Für sehr bewaldete Kommunen sei es aber geradezu optimal, wenn „die Nutzung des Waldes nachhaltig ist“, weiß Königs.

Dass die Holzverbrennung „ein guter und richtiger Weg“ ist, da ist sich Pracht sicher. Nicht nur aus ökologischer Sicht, auch aus ökonomischer Sicht seien erneuerbare Energien förderungswürdig. „Auch Arbeitsplätze können so geschaffen werden“, sagt Pracht.

Die Bürger sollen zukünftig besser über das Heizen mit Holz aufgeklärt werden. Pracht hofft, so auch die letzten von dem Projekt überzeugen zu können: „Den Leuten muss gezeigt werden, dass ein Nutzen in der Sache liegt.“ Mit Flyern, Klimatagen und einem Klimatelefon, das bald eingerichtet werden soll, will die Gemeinde alle Bürger informieren.