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Ich glaube nicht, dass es eine sinnvolle Strategie ist, die Abhängigkeit von Gazprom/Russland durch eine Abhängigkeit von anderen mehr oder weniger diktatorischen Staaten wie Aserbaidschan, Turkmenistan oder Usbekistan zu ergänzen.
Wer die Abhängigkeit von russischen Energieträgern (im übrigen nicht nur Gas, sondern auch Öl, Kohle, Uran) reduzieren will, sollte darauf hinarbeiten, dass diese so schnell wie möglich nicht mehr gebraucht werden und die Energiewende (nicht nur im Strombereich) zu beschleunigen.
Hier muss ich Herrn Gottschlich rechtgeben,
Als Alternativen sehe ich:
Die ausgesprochenen sicheren Thoriumreaktoren leiden nicht unter den Kinderkrankheiten der momentan in Betrieb sich befindlichen Reaktortypen. Kernschmelze ist technisch unmöglich. Zudem kann man auch den unsäglichen Nuklearmüll aufbereiten und sinnvoll genutzt werden anstelle es einfach nur wieder irgendwo zu verbuddeln wie den Sondermüll aus der hochgiftigen Produktion von Solarzellen.
Eine andere Möglichkeit ist Schiefergas als Brückentechnologie. Eine saubere und günstige Energiequelle. In den Vereingten Staaten hat dies zu einer Reduzierung der drecken Kohleverstohmung geführt während der Deutsche Michel wieder anfängt dreckigste Braunkohle zu verfeuern. Seit der Schiefergasrevolution ist der Gaspreiseingebrochen, zum Bespiel verlagert die Chemische Industrie wieder Fabriken zurück in die USA.
Ich ermuntere den Autoren sich einmal auf englischsprachigen Seiten des Weltweiten Netzes mit diesen beiden Technologien auseinander zu setzten, die deutschen sind etwas einseitig.
Ihr muesst noch einen Artikel nachschieben! Nicht nur Russland hat "gewonnen". China und Indien auch. Der eigendliche Grund, warum Turkmenistan sich nicht auf Nabukko eingelassen hat, ist, dass es vor zwei Jahren eine neue und ausbaufaehige Exportpipeline nach China fertiggestellt hat. Dazu kommen jetzt fortgeschrittene Plaene, die lang angedachte TAPI (Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien) Pipeline doch endlich zu bauen. Vor wenigen Tagen ist erstmalig ein internationales Abkommen dazu unterzeichnen worden. Davor hatte das Projekt nur die Asiatische Entwicklungsbank (ADB)mit Geld fuer Machbarkeitsstudien und regionale Seminare unterstuetzt. Die Ironie: Hauptgeldgeber der ADB ist: Westeuropa.
Deutschland schafft sich ab, zumindest energietechnisch.
Was macht denn jetzt der arme Herr Fischer? Rüstungsindustrie? Die ist ihm schließlich zu Dank verpflichtet.
Die Schweiz hat viele schöne Seiten. Aber Klimaschutz und Menschenrechte sind dem Bundesrat dort bisweilen egal. Dafür sollten sich die Eidgenossen schämen.
Kommentar Nabucco-Pipeline: Ab jetzt schweigt der Gefangenenchor
Das größte europäische Infrastrukturprojekt, eine gigantische Gaspipeline, ist gescheitert. Russland hat gewonnen. Damit bleibt Europa in absoluter Abhängigkeit vom Gasprom.
Europa schaut an diesem Samstag nach Aserbaidschan. Der Eurovision Contest und die Frage nach den Menschenrechten in dem Land am Kaspischen Meer bestimmen die Berichterstattung. Dabei geht völlig unter, dass in diesen Tagen in Baku eine für Europa viel gravierendere Entscheidung gefallen ist, als die, wer die Sängerkrone des Kontinents trägt.
Es geht um die wirklichen Schätze Aserbaidschans, um das Öl und Gas aus dem Kaspischen Meer und wer davon profitiert. Es geht um das größte Infrastrukturprojekt Europas, eine gigantischen Gaspipline, die von Baku bis Wien führen sollte um Europa aus der Geiselhaft der russischen Gazprom zu befreien, indem man an Russland, aber auch an Iran vorbei, Gas nach Westeuropa führt.
Nach dem berühmten Gefangenenchor aus der Verdi Oper „Nabucco“ erhielt das Projekt seinen Namen, doch jetzt steht de facto fest, dass die Befreiung aus russischer Haft misslungen ist. Nabucco hatte seit Jahren geschwächelt, einmal weil die Pipline sehr teuer ist, vor allem aber, weil nie ganz klar war, wie sie eigentlich gefüllt werden soll.
Einzig Aserbaidschan schien bereit, einen Teil der Kapazität zu stellen, doch von Turkmenistan, von wo der Hauptanteil kommen sollte, gab es nie eine Verbindliche Zusage. Das hatte Russland mit einer Mischung aus Drohungen und finanziellen Anreizen gegenüber dem turkmenischen Autokraten Gurbanguly Berdymuchammedow immer zu verhindern gewusst.
Jetzt hat ausgerechnet der britische Weltkonzern BP Nabucco den Todesstoß versetzt. BP führt das Konsortium aus mehreren Konzernen an, die das größte aserbeidschanische Gasfeld „Shah Deniz“ ausbeuten und von dem der aserische Beitrag zu Nabucco kommen sollte. BP hat jetzt klar gemacht, dass Nabucco für sie keine Option mehr ist. Viel zu teuer, weil für die zur Verfügung stehende Gasmenge viel zu groß.
Die Entscheidung für den Bau liegt zwar immer noch in Brüssel und bei den Hauptanteilseignern, der deutschen RWE und der österreichischen OMV, doch ohne Zusagen von Lieferanten braucht man keine Pipline zu bauen. Statt weiter auf den Gefangenenchor zu lauschen sollten die deutschen Verantwortlichen sich jetzt lieber ernsthaft auf den Ausbau der alternativen Energien konzentrieren.
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Kommentar von
Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei