Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann ...

… hat – oft genug thematisiert an dieser Stelle – einige Klischees an der Backe. Dazu gehört auch die Vorstellung, er sei gern farbenfroh gekleidet, ganz bunt, gar schrill.

… hat – oft genug thematisiert an dieser Stelle – einige Klischees an der Backe. Dazu gehört auch die Vorstellung, er sei gern farbenfroh gekleidet, ganz bunt, gar schrill. Dass es auch anders geht, ließ sich in der vergangenen Woche in der CDU-Zentrale in Berlin besichtigen. Geladen in just den Raum, in dem ansonsten montags immer der Bundesvorstand tagt, hatten die „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU) zu einer Podiumsdiskussion – Thema: „Wie passen queer und konservativ, wie passen Schwarz und Bunt zusammen?“

Die Räumlichkeit erforderte eine gewisse Contenance, die Farbe Grau bestimmte das Spektrum, die Anzugträger waren in der Überzahl und verdruckst war der Ton. Podiumsgast Ole von Beust war nicht einfach nur von Beust, sondern – so viel Zeit muss sein – Freiherr von Beust. Seine Mitdiskutantin, die frühere Sozialministerin aus dem Saarland, Regina Görner, wurde vorgestellt – damit keine Missverständnisse aufkommen – als nichtlesbisches LSU-Mitglied. Der angekündigte Dritte im Bunde, Umweltminister Peter Altmaier, fehlte entschuldigt, seine Nähe zum Thema wurde gekonnt verklemmt umschrieben: Er habe „für uns als Lesben und Schwule in der Union stets ein offenes Ohr für den Kulturwandel in unserer Mutterpartei“ und – so kann man es auch sagen – „ist gern und regelmäßig unser Gast.“

So blieb es einzig an von Beust, den homosexuellen Mann zu geben, und es war seine Paraderolle. Nicht nur optisch – mit blaukariertem Hemd und hellem Sakko – stach er heraus aus der grauen Männerschar, auch mit seinen Äußerungen zum Thema „Homo-Ehe“ lag er weit vor vielen anderen im Saal. Auf die Frage, was denn gegen die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare spräche, antwortete er mit einem schlichten „Nichts!“. Und plauderte drauflos, erzählte aus seinem schwulen Leben. Mit 16 habe er gewusst, dass er schwul sei, und mit 16 sei er in die CDU eingetreten. Dann sei er „munter“ unterwegs gewesen, „nie ein Kind von Traurigkeit“: „Ich hab’s einfach immer ausgelebt!“

Dass er schwul ist, hätten dann alle gewusst, aber niemand habe das thematisiert, „das ist die Hamburger Toleranz“. – „Ich bin so schwul normal, das muss man nicht outen.“ Sprach’s und stichelte in Richtung Klaus Wowereit: „Andere brauchen das als Befreiungsakt, ich nicht.“

Ordentlich ins Gericht ging von Beust mit seiner Partei, seine momentane Ferne von politischen Ämtern ließ ihn offen sprechen: Mit dem Homo-Thema habe die CDU ihre Probleme – aus Angst, die Konservativen zu vergraulen. „Im privaten Gespräch sind viele CDUler für die Homo-Ehe, aus strategischen Gründen formulieren sie öffentlich aber ein deutliches ,Nein‘.“ Dabei könne die Partei viele Dinge beherzter angehen, die Bevölkerung sei oft viel „pfiffiger“. Doch das muss auch der fortschrittliche CDU-Mann einräumen: „Die Union stand nie an der Spitze einer gesellschaftlichen Entwicklung.“

Diesen Kurs werden die vielen grauen Männer im Saal, ganz vernarrt in ihre Symbole von Anständigkeit und Angepasstheit, sicher nicht ändern.

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