Friede, Freude, Eierkuchen

KONGRESS Die Neue Gesellschaft für Psychologie lädt ein, um über Glück, Macht und Bildung zu diskutieren

Überall wird uns Glück versprochen: im Fernsehen, in den Medien und auf den Einkaufsmeilen, in der Schule oder auf dem Arbeitsmarkt. Glück durch Erfolg, durch Bildung, Geld sowie Konsum – und nicht zuletzt: Glück durch Schönheit. In den Castingshows von Heidi Klum etwa ist dieses Versprechen an den Satz „Du musst es wollen, Baby“ geknüpft. Glück durch Anstrengung also: vom Tellerwäscher zum Millionär – nur weil wir uns genug bemühen?

Dieses neoliberale Versprechen ist auch im Bildungssystem allgegenwärtig – und wird gleichzeitig durch die allgegenwärtige Konkurrenz aller gegen alle nicht nur konterkariert, sondern auch systematisch in eine Verwertungslogik einbezogen. Auf die dadurch entstehenden Herausforderungen hat das Bildungssystem wiederum die scheinbar passenden Antworten parat: lebenslanges Lernen und ständige Weiterbildungen; frühkindliche Förderung, um nicht hinter den anderen zurückzufallen oder die eigenen Talente verkümmern zu lassen; schließlich die verschiedenen „Reformen“ an Universitäten und Schulen, die letztlich einer marktkonformen Bildung dienen.

Was macht uns glücklich?

Doch macht uns das alles wirklich glücklich? Und welche Formen von Macht und Gewalt verstecken sich hinter diesen Versprechen nach Glück, Erfolg und Ruhm? Über diese Fragen soll vom 7. bis zum 9. März auf dem Kongress „Machtwirkung und Glücksversprechen – Gewalt und Rationalität in Sozialisation und Bildungsprozessen“ diskutiert werden, zu dem die Neue Gesellschaft für Psychologie (NGfP) einlädt.

Die NGfP ist ein Zusammenschluss von Psychologen und Psychologinnen, die es sich eine „methoden- und gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit psychologischen Themen“ zur Aufgabe gemacht haben. Sie wollen „Verantwortung für eine humane Gestaltung menschlichen Zusammenlebens übernehmen“. Dafür bildet die Gesellschaft Arbeitsgruppen, nimmt Einfluss auf Verbände und veranstaltet Tagungen und Kongresse – wie nun in dieser Woche in Berlin.

Von Donnerstag bis Samstag halten Experten an der Freien Universität zwei Dutzend Vorträge, um anschließend mit dem Publikum Fragen rund um Bildung, Glück und Macht zu diskutieren. Die Diplompädagogin und Genderforscherin Andrea Nachtigall zum Beispiel fragt am Samstagmittag in ihrem Vortrag „Du musst es wollen, Baby! – Mädchen(t)räume und Glücksversprechen“ nach der antifeministischen Tendenz von Castingshows und beleuchtet das neoliberale Ideal der „sexy und selbstbestimmten Frau“.

Am Freitagmittag befasst sich der Psychologe Günter Graumann in seinem Vortrag „Schöpferische Sprengkraft gegen globalisierte Bildungsdressur “ einerseits mit Begrenztheiten der Bildungssozialisation und fragt andererseits nach Möglichkeiten, diese Grenzen kreativ zu sprengen.

Schließlich beleuchten die Psychologen ihr eigenes Fachgebiet kritisch, wenn etwa der Psychoanalytiker Volker Tschuschke fragt, ob die „Psychotherapieforschung an der Psychotherapie vorbeigeht“. TIMO REUTER

■ Der Kongress „Machtwirkung und Glücksversprechen“ findet vom 7. März bis 9. März im Seminarzentrum der Freien Universität Berlin statt (Otto-von-Simson-Straße 26). Eintritt inklusive zwei Mittagessen: ermäßigt 25 Euro, für Mitglieder der NGfP 70 Euro und sonst 150 Euro. Eine Anmeldung ist auch vor Ort (ab 7. März, 13.30 Uhr) möglich. Infos im Netz unter www.ngfp.de