LESERINNENBRIEFE :
Alles Augenwischerei!
■ betr.: „Managerflucht wird schwieriger“, „Mehr als Aktionärsdemokratie“, taz vom 5. 3. 13
Das ganze Geschrei um die Managergehälter ist ja eine hübsche moralische Abwechslung, aber an den extrem undemokratischen Eigentumsverhältnissen dieser westlichen Welt ändert es wohl nichts. Dafür sorgen schon die bürgerlichen Regierungen, die Banken und die Mehrheitsaktionäre. Alles Augenwischerei!
Im Schatten solcher geheuchelter Entrüstun lenkt es sich vorzüglich von den eigentlichen Gebrechen dieser Gesellschaft ab: von den Millionen, die nicht von ihrem Gehalt leben können, aber nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik erscheinen, von den Leiharbeitern, den modernen Sklaven der Unternehmen, von Millionen normaler Haushalte, die für Energiefehlplanungen und den Ausfall stillgelegter Windräder eine Ökoschwindelsteuer berappen, von Alten und Kranken, die von den staatlichen Vorsorgegeschenken der Beamten ausgeschlossen sind und damit auch vom sorglosen Lebensabend. Von den Kindern, deren Eltern die privaten und teuren Ausbildungswege und Nachhilfekuren nicht bezahlen können usw. usf. Das wären die wirklichen Wahlkampfthemen, für Parteien, Medien, für die Öffentlichkeit.
Und da ist es völlig schnuppe, was Herr Steinbrück für einen Vortrag kassiert, ob ein Manager oder Bayernfußballer ein paar Millionen weniger gutgeschrieben bekommt, wer nächster Papst wird oder ob über Facebook mal wieder ein Promi als Ossischlampe beleidigt wird.
Fragt nur nicht, was wir für Waffenexporte nach Arabien einheimsen, was ein V-Mann bei den Neonazis verdient oder wer in den Medien dafür sorgt, dass verunreinigte Lebensmittel von Nestlé u. Co grundsätzlich ihren Ursprung in Serbien, Rumänien, Bulgarien oder China haben. Am Schluss lesen wir doch stolz: made in Germany … Für frische Rosen verbrauchen wir Wasser und fruchtbare Erde der Afrikaner, für Treibstoff (Öko!) den Boden unserer Getreidefelder und den der Regenwälder Asiens. Alles kein Thema. Wir fragen so richtig demokratisch beim Bürger Paulchen Schulze und beim Minister Brüderle nach, wer uns was von den Managergehältern abgeben soll. Auf gutes Gelingen! HUBERT RAFFELT, Berlin
Wertvolle Bereicherung
■ betr.: „Bunga Bunga statt Buße“, taz vom 28. 2. 13
Ich finde die „frechen“ (unkonventionellen) Kommentare und Texte von Deniz Yücel nicht nur sehr erfrischend und unterhaltend, sondern eine echt wertvolle Bereicherung für die taz. Aktuell seinen Artikel vom 28. 2. 13. Dazu möchte ich einfach konstatieren: inhaltlich überzeugend und (zu-)treffend und gleichzeitig köstlich, amüsant. WOLFGANG ROOS, Freiburg
Androhung lebenslanger Sperre
■ betr.: „Daily Dope. Schmutziger als alle anderen“, taz vom 1. 3. 13
Nun also auch noch „Dæhlie Dope“ im Daily Dope – mich wundert langsam gar nichts mehr. Und die FIS sieht wie alle Verbände zunächst mal „keinen Handlungsbedarf“. Schließlich will man nicht das gleiche Schicksal erleiden wie die Radsportverbände und -Profiteams, denen die Sponsoren reihenweise davongelaufen sind, nachdem die ehemals größten Sportler in ihren Reihen entlarvt und die „Helden“ damit als Vorbilder der Jugend unhaltbar wurden.
Als ehemaliger Hochleistungssportler und Weltmeisterschaftsteilnehmer weiß ich mittlerweile nur noch einen einzigen Ausweg, der greifen kann: Androhung der lebenslangen Sperre von jeglichen Wettbewerben beim ersten Nachweis eines Dopingvergehens. Beschlossen und mit angemessener Frist für das Inkrafttreten angekündigt – ein oder maximal zwei Jahre dürften jedem genügen, um wieder clean zu werden –, wird auch dem letzten jungen Sportler klar werden, dass die Verlockungen von Ruhm, Preis- und Sponsorengeldern, angeboten von Dealern, Ärzten, Trainern oder Funktionären, im Ernstfall mit einem allzu hohen Preis bezahlt werden müssten.
Auch wenn die derzeit im Sport Aktiven dies wohl noch als zu drakonisch empfinden; wir dürfen nicht vergessen, dass auch „Daily Dope“ immer nur von der Spitze des Eisbergs berichtet. Um die rundum, auch medizinisch betreuten Spitzensportler muss man sich nicht sorgen, um die Tausenden von jungen Menschen, die gern einmal Spitzensportler werden wollen und deshalb der Versuchung des Dopings erliegen, jedoch ohne Betreuung, muss uns aber angst und bange sein. MARTIN DELKER,
1979 Mannschaftsvizeweltmeister der Junioren, Moderner Fünfkampf, München
Anwälte profitieren, Verlage nicht
■ betr.: „Bundestag setzt Google Grenzen“, „Was das Gesetz erlaubt und verbietet“, taz vom 2. 3. 13
Da hat sich die Verlagslobby einen Bärendienst erwiesen: Für jede Website ist es möglich, Suchrobotern in einer Textdatei vorzuschreiben, welche Seiten sie durchsuchen dürfen und welche nicht. Weshalb hat man also nicht einfach den Inhalt dieser Datei für rechtsverbindlich erklärt? Weil eine solche Regelung natürlich nicht im Interesse der Verlage gewesen wäre.
Diese wollen ja gerade, dass ihre Texte bei Google, Yahoo & Co gefunden werden, und haben nur nach einem Weg gesucht, die Suchmaschinenbetreiber zu Goldeseln zu machen, um ihre Internetpublikationen querzufinanzieren. Zu dumm nur, dass statt den Verlagen nun wohl die Anwälte von den neuen Regelungen profitieren dürften. DIRK FLEISCHMANN, Berlin