Wahlergebnis in Mexiko: López Obrador fordert Annullierung
Der Linkskandidat wirft der Ex-Staatspartei PRI Stimmenkauf und zu hohe Ausgaben vor. Aktivisten versuchen eine eigene Stimmzählung im Netz zu organisieren.
MEXIKO-STADT taz | Der bei den Präsidentschaftswahlen am 1. Juli unterlegene Andrés Manuel López Obrador hat Klage gegen das Ergebnis eingelegt. Er fordert die Annullierung der Wahl. Vertreter des Linksbündnisses, für das er antrat, übergaben der Staatlichen Wahlbehörde am Donnerstagabend knapp 40 Kartons mit Dokumenten. Sie wollen belegen, dass in großem Stil betrogen wurde. Auch soll die Partei des Gewinners Enrique Peña Nieto, die frühere Staatspartei PRI, das zulässige Wahlkampfbudget um ein Vielfaches überschritten haben.
Die PRI habe umgerechnet über 300 Millionen Euro statt der erlaubten 20 Millionen ausgegeben und damit unter anderem etwa fünf Millionen Stimmen gekauft, kritisiert López Obrador. Er verweist auf die vielen Belege, die seine Unterstützer gesammelt haben: Zeugenberichte, Verträge, Videoaufnahmen und Geschenke wie etwa Haushaltsgeräte oder Kreditkarten.
Zweifellos versucht in Mexiko jede Partei, Wahlen widerrechtlich zu beeinflussen. Doch die PRI verfügt über die meisten finanziellen Mittel und die besten Strukturen zum Betrug. Folglich wurden jetzt viele Manöver aufgedeckt, mit denen insbesondere PRI-Aktivisten versucht hatten, Bürger zur Wahl ihrer Partei zu zwingen oder illegal zu animieren.
Werber der PRI hatten zum Beispiel massenhaft Geldkarten der Supermarktkette Soriana verteilt. Wer eine Kopie oder ein Foto seines Wahlscheins vorzeigen konnte, sollte für ein gewisses Budget einkaufen können. Die Aktion wurde zum Skandal, nachdem Kunden vor den Soriana-Läden protestierten, weil man ihnen statt den versprochenen 1000 Pesos (ca. 60 Euro) nur 100 oder gar nichts auf die Karte überwiesen hatte.
Öffentlichkeit im Netz
Die meisten Betrugsmanöver waren weniger spektakulär. Ins Internet gestellte Videos und Fotos zeigen, wie PRI-Parteigänger Bürgern Geld übergeben oder Polizisten gegen Wahlbeobachter der studentischen Bewegung vorgehen. Häufig wurden Ergebnannte ihn bereits einennisse bewusst falsch weitergeben. Dagegen haben Aktivisten mit der Homepage „yo soy antifraude“ - „ich bin gegen Wahlbetrug“ Öffentlichkeit geschaffen. Sie rufen dazu auf, die an jedem Lokal öffentlich ausgehängten Ergebnisse zu fotografieren und ins Netz zu stellen, um eine eigene Zählung vornehmen zu können.
Wie Mitglieder der Studentenbewegung, die selbst Betrugsklagen sammeln, kommen sie zu dem Ergebnis: Das offizielle Resultat, nachdem Peña Nieto mit 6,62 Prozent Vorsprung gewonnen hat, kann nicht stimmen. Bis zum 6. September muss das Wahlgericht entscheiden.
Ob die Klage eine Chance hat? „Es gibt Gründe, um sie zu annullieren, aber ich glaube nicht, dass die Richter sich trauen“, erklärte der ehemalige Berater der Wahlbehörde von Mexiko-Stadt Eduardo R. Huchim. López Obrador will nächste Woche einen Aktionsplan bekanntgeben, um seine Ziele durchzusetzen. „Wir werden immer einen friedlichen Weg“, beteuerte er. Peña Nieto hat ihn bereits als „schlechten Verlierer“ bezeichnet.
Leser*innenkommentare
krewong
Gast
(Dieser Kommentar ist nicht zur Veröffentlichung bestimmt.)
Im Abschnitt "Öffentlichkeit im Netz" findet sich
folgender Satz, dessen Bedeutung mir zweifelhaft ist:
"Häufig wurden Ergebnannte ihn bereits einennisse bewusst falsch weitergeben."
Ich fände es schön, wenn sie das korrigieren würden.