: Der verkleidete Staatsmann
Die Kollegen von Juan José López de Urlade wollten zeigen, dass sie ihn nicht vergessen haben. Am Silvesternachmittag hängten sie in Madrid ein überdimensionales Transparent mit seinem Konterfei auf. Wenige Stunden später hießen dort Hunderttausende das neue Jahr willkommen. 50.000 Menschen haben sich mittlerweile mit dem 46-jährigen Chef der spanischen Greenpeace-Sektion solidarisiert. Er sitzt seit dem 17. Dezember in Kopenhagen in Haft. Ihm wird Dokumentenfälschung, Amtsanmaßung sowie schwerer Hausfriedensbruch vorgeworfen.
Zusammen mit der Norwegerin Nora Christiansen und dem Schweizer Christian Schmutz war es dem spanischen Umweltschützer gelungen, ins Allerheiligste des entscheidungsunfreudigen Klimagipfels vorzudringen. Sie entrollten auf dem von Königin Margrethe veranstalteten Galadinner für die angereisten Staats- und Regierungschefs ein Transparent mit dem Motto „Politicians Talk, Leaders Act“ („Politiker reden, Anführer handeln“). Die drei hatten sich als Staatschef mit Frau sowie als deren Bodyguard ausgegeben. Sie wurden sofort festgenommen. Zwei Tage später verhaftete die dänische Polizei dann auch noch den Greenpeace-Verantwortlichen für internationale Kampagnen, Joris Thijssen aus Holland.
López de Uralde ist ein Veteran der spanischen Umweltbewegung. Der 1963 im baskischen San Sebastián geborene Landwirtschaftsingenieur arbeitete in verschiedenen Institutionen und NGOs, bis er 1987 zu Greenpeace fand, wo er für die Aktionen gegen besonders kontaminierende Unternehmen zuständig war. Nur ein Jahr später übernahm er bei Greenpeace Amsterdam die Aufgabe des Kampagnenleiters gegen Umweltgifte. 2001 wurde er Direktor von Greenpeace Spanien.
Trotz aller Proteste zeigte sich die dänische Justiz bislang unnachgiebig. López de Urlade durfte weder Weihnachten noch den Jahreswechsel mit seiner Frau und seinen beiden Kindern verbringen. Zusammen mit den anderen drei Verhafteten wird er erst nach Dreikönig dem Richter vorgeführt. Ob die vier dann bis zum Verfahren auf freien Fuß kommen werden oder die Richter weiterhin von Fluchtgefahr ausgehen, weiß niemand zu sagen. REINER WANDLER