UNO sucht Hilfsgelder in Milliardenhöhe

Globaler UN-Hilfsappell für 2006: 4,7 Milliarden Dollar für 31 Millionen Menschen in 26 Ländern. Schwerpunkte: Sudan und Kongo. Trotz großzügiger Tsunami-Spenden bleiben dieses Jahr weiterhin viele Krisengebiete unterfinanziert, warnt die UNO

VON DOMINIC JOHNSON

Die humanitären Hilfswerke der Vereinten Nationen haben zu Spenden von 4,7 Milliarden Dollar für die Opfer humanitärer Katastrophen im Jahr 2006 aufgerufen. Es gehe um 31 Millionen Menschen in 26 Ländern, erklärte UN-Generalsekretär Kofi Annan bei der Vorstellung des „Consolidated Appeal 2006“ in New York. Er nannte „von Konflikten bedrohte Frauen und Kinder in Darfur und der Zentralafrikanischen Republik; von Fluten und Wirbelstürmen obdachlos gemachte Dörfler in Guatemala; von Instabilität vertriebene Zivilisten in Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und Burundi; Familien ohne Nahrung in Niger, Mali und Burkina Faso“.

Der „konsolidierte Hilfsapell“ der UNO stellt jährlich die Planungen der UN-Hilfswerke in Krisengebieten für das kommende Jahr zusammen, wobei regelmäßig unvorgesehene Ereignisse später dazukommen. Erstmals seien für 2006 auch Hilfswerke außerhalb des UN-Systems darin eingebunden, erklärte Annan.

Die größten Hilfsaktionen, beide gegenüber 2005 stark ausgeweitet, plant die UNO im kommenden Jahr im Sudan und in der Demokratischen Republik Kongo (siehe Tabelle). Im Kongo stürben nach wie vor 1.000 Menschen pro Tag an den Folgen bewaffneter Konflikte, heißt es; 738 Millionen Dollar sollen in direkte humanitäre Hilfe fließen und der Rest in die Unterstützung des Friedensprozesses mit den Prioritäten ländliche Entwicklung und soziale Basisdienste. Im Sudan will die UNO 5,5 Millionen Menschen versorgen, darunter 2,5 Millionen Vertriebene in Darfur und 680.000 Rückkehrer im Südsudan.

Im Jahr 2005 flossen mehr Hilfsgelder als je zuvor, wird in der Einleitung des Gesamtappells erläuert – allerdings meist im Zusammenhang mit dem Tsunami in Asien. Zahlreiche Krisengebiete seien unterfinanziert geblieben. Von 6 Milliarden Dollar, die die UNO 2005 für Hilfsaktionen suchte, waren bis Mitte Oktober lediglich 3,3 Milliarden vorhanden. „Die Finanzierung aller Sektoren außer Landwirtschaft und Infrastruktur als Anteil des Bedarfs ist im Vergleich zu Oktober 2004 sogar zurückgegangen“, so die Bilanz. „2004 war auch schon ein Jahr stark reduzierter Finanzierung.“

Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, plädierte erneut für die rasche Einrichtung des von der UNO geplanten ständigen Hilfsfonds, in den Geber unabhängig von konkreten Hilfsappellen einzahlen können. Er sagte: „Wir können es uns nicht mehr leisten, ein humanitäres Lotto zu spielen, in dem nur ein oder zwei Krisen im Jahr die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen.“