Religionsfreiheit in Deutschland: „Die Hamas marschiert mit“

Am Sonntag wollen Juden und Muslime für ein Recht auf Beschneidung demonstrieren. Unterstützt werden sie von einem Verein, der der Hamas nahesteht.

Demonstrieren ihre Unterstützer am Samstag mit? - Mitglieder der Hamas in Gaza. Bild: reuters

BERLIN taz | Unter dem Motto „Auf Messers Schneide“ wollen am 9. September jüdische und muslimische Organisationen gemeinsam gegen ein Beschneidungsverbot demonstrieren. Doch einer der Vereine soll der Hamas nahestehen.

„Juden und Muslime stehen urplötzlich als 'Kinderquäler' da, als schlechte und lieblose Eltern, die an wehrlosen Kindern angeblich archaische und blutige Rituale vollführen“, heißt es in dem Aufruf des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA), welches Initiator der Demonstration ist.

Unterstützt wird der Aufruf von mehr als 20 jüdischen Organisationen wie dem American Jewish Committee, aber auch von der evangelischen Landeskirche und dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg. Levi Salomon, Sprecher des JFDA, rechnet mit Hunderten Teilnehmern.

Auch das Islamische Kultur- und Erziehungszentrum Berlin ließ sich auf die Unterstützerliste schreiben. Über den Verein heißt es im Berliner Verfassungsschutzbericht von 2011: „Als Berliner Treffpunkt von Hamas-Anhängern gilt das ’Islamische Kultur- und Erziehungszentrum Berlin e. V. (IKEZ).‘“

Wird also auf der Pro-Beschneidungsdemo eine Organisation mit dabei sein, die der radikalislamischen Hamas nahesteht? Immerhin wird diese von vielen westlichen Staaten als Terrororganisation angesehen.

„Die Hamas marschiert mit“

Für den Blogger Martin Niewendick aus Witten ist der Fall jedenfalls ganz klar: „Die Hamas marschiert mit“, schreibt er auf der Homepage www.ruhrbarone.de. Daneben ein Bild mit zwei vermummten Hamaskämpfern. Ein Ärgernis für Salomon. Er räumt ein, die Unterstützerliste nicht genauesten überprüft zu haben.

„Wir sind keine Behörde“, sagt er. „Wir haben nur begrenzte Ressourcen.“ Salomon hat die IKEZ mittlerweile aus der Liste entfernt. Er fürchtet einen Imageschaden, will nicht, dass darüber berichtet wird, vor allem nicht so aufrührerisch, wie es der Blogger Niewendick gemacht hat. Niewendick findet, der Veranstalter hätte die Teilnehmerliste vorab googeln können. Die IKEZ war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Anlass für die Demonstration am Sonntag ist das Urteil des Kölner Landgerichts. Diese hat im Juni die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen als „rechtswidrige Körperverletzung“ und damit als grundsätzlich strafbar bewertet. Der Bundestag fordert in einer Resolution die Straffreiheit. Im Herbst soll eine gesetzliche Regelung gefunden werden.

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