piwik no script img

Löw über das Schweden-Spiel„Eine Lehre für alle Zeiten“

Ein fassungsloser Bundestrainer sprach nach dem 4:4 gegen Schweden über die große Unruhe, 60 großartige Minuten und mangelnde Professionalität.

„Wenn wir nachlassen, passieren eben solche Dinge“, sagt Joachim Löw. Bild: dpa

Haben Sie schon eine Erklärung für das, was gegen Schweden passiert ist?

Joachim Löw: Das ist natürlich relativ schwierig. Wir haben eine große Chance verpasst, in der Gruppe eine kleine Vorentscheidung herbeizuführen. Wir haben 60 Minuten überragend gespielt, was Kombinationen, Abschluss, Ordnung und Disziplin betraf. In den letzten 30 Minuten haben wir unheimlich viel falsch gemacht. Wir hatten nicht mehr die Ordnung und die Sicherheit am Ball, plötzlich war eine große Unruhe da bei uns. Da ist vieles schiefgelaufen, wir haben das Spiel nicht mehr in den Griff bekommen. Das muss man analysieren.

Haben Sie Ähnliches schon erlebt?

Wir alle haben so eine Situation noch nicht erlebt in den letzten Jahren. Das war ein ganz außergewöhnliches Spiel. Wenn man 4:0 führt, überwiegt logischerweise die Enttäuschung. Wir können aus dem Spiel wahnsinnig viel lernen. 60 Minuten war es eine großartige Leistung. Die Schweden waren 60 Minuten nicht vorhanden. Ibrahimovic und Elmander hat man 60 Minuten nicht gesehen.

Was kann man lernen?

Wir müssen daraus lernen, dass man das Spiel auch konsequent zu Ende bringt, wenn man führt. Wenn wir konzentriert sind, können wir auf unglaublich hohem Niveau spielen. Aber nur dann. Wenn wir nachlassen, passieren eben solche Dinge. Es soll uns eine Lehre für alle Zeiten sein.

Kann aus so einem Spiel etwas hängenbleiben?

Ich denke nicht, dass da was hängenbleibt. Die Mannschaft ist zuletzt mit einigen Diskussionen, die es im Umfeld gab, absolut professionell umgegangen. Natürlich muss man das analysieren und darüber sprechen. Natürlich ist das ein Lernspiel gewesen.

Woran machen Sie den negativen Umschwung fest?

Man kann es jetzt nicht an einzelnen Spielern oder individuellen Fehlern festmachen. Es war irgendwie im ganzen Kollektiv. Die ganze Mannschaft hat nicht mehr so konsequent gearbeitet. Wir haben die Ordnung nicht mehr herstellen können.

Ist man als Trainer von außen dagegen machtlos?

Wenn das Spiel mal in so eine Phase gerät, ist es schwierig, von außen richtig Einfluss zu haben. Ich habe versucht, einzelne Spieler nochmals daran zu erinnern, wie sie in ihre Positionen gehen sollen und konsequent arbeiten. Das Spiel ist irgendwie aus dem Ufer gelaufen und war nicht mehr zu korrigieren.

(Interview: dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • T
    Tim

    Kurz zur Erinnerung: Die Mannschaft von Löw wird anhand (soweit möglich) objektiver Kriterien als beste Mannschaft nach Spanien bewertet!!

    Aber, wie unser Kommentator-Häuptling Beckmann, gefällt man sich ja so gut im "Draufhauen" ... klar - ist leichter.

  • S
    Sebastian73

    Ein verblüffendes Ergebnis am Ende, vor allem nach den ersten 60 min. Doch was ich nie verstehen werde, sind die Entscheidungen dieses Coaches. Wenn ein Schweinsteiger nach dem 4:2 vergeblich Özil und Kroos versucht nach hinten zu beordern, warum stellt dieser Coach dann nicht Westermann neben Schweinsteiger (und nimmt Müller raus). Kross dann in der Mitte und Özil rechts wäre devensiver gewesen und hätte Stabilität gebracht. Statt dessen reagiert er gar nicht aufs Spiel und bringt unpassender Weise nur, wen er von Anfang an bringen wollte, Podolski und Götze, die in dieser Situation ja wohl erst recht nichts im Spiel zu suchen hatten. Ich verstehe auch nicht, warum er nach zwei gelben Karten wegen Zeitspiels nicht auf die Idee kommt, zu helfen und ein drittes Mal zu wechseln. Es mag ja sein, dass der Trainer sich eine schöne Taktik und gut besetzte Mannschaft zusammengebalstelt hat, aber man muss doch auch mal reagieren können, wenn es nicht läuft. Da hat er schon wieder versagt. Irgendwie war es dann wie gegen Italien. Alle, vor allem aber der Torwart, wirkten total verunsichert. Diese Verunsicherung der Mannschaft ist ja nichts Neues und hängt wohl nicht zuletzt mit dem mangelnden Reaktionsvermögen des Coaches zusammen, der durch kluge Änderungen Beruhigung schaffen sollte, anstatt mit zwei defensiv untätigen Offensivspielern noch mehr Unruhe zu schaffen. Das allerdings kann man von diesem Coach offensichtlich nicht erwarten.

  • GO
    Generation ohne Titel und Profil

    Diese Fußballer-Generation wird nie einen Titel holen - ihr fehlt einfach die Qualität dazu. Hier zeigen sich die Auswirkungen der digitalen permanenten Berieselung durch Smartphone, Play Station usw. auf die Konzentrationsfähigkeit der Spieler - Ihr Geist schafft es nicht über 90 Minuten, den gelegten Erfolg (4:0)zu manifestieren. Auch indiviuelle Qualitäten sind nicht gereift. Persönlichkeiten fehlen - ein Dilemma, das durchaus gesdamtgesellschaftlich übetragbar ist.

  • R
    Rainer

    Man könnte auch ehrlich sein und sagen: Über 60Min.waren die Schweden erschreckent schwach,so das wir gut aufspielen durften.Nach der 60 Min.spielte nur noch 1 Mannschaft und das war Schweden...überhaupt großer Respekt an Schweden nach 0:4 noch 4:4.Da hätte ich einmal gerne unserer SCHLAFMÜTZENTRUPPE gesehen!Da hätten sich die ersten schon genervt freiwillig auswechseln lassen.Schon gegen Österreich hat D. großes Glück gehabt.Löw uns Bierhof sollten freiwillig aufhören.Sie können leider keine neuen Impulse mehr geben. Frage:

    Warum immer wieder Neuer im Tor? Dieser TW entpuppt sich doch immer wieder zum Fliegenfänger der Nation!

    Deutschland hat zur Zeit bessere Torhüter als Neuer.

    Sorry,ist leider so!