Zahl getöteter Jorunalisten gestiegen: Die Hälfte starb in Syrien
Die Zahl der getöteten Journalisten ist 2012 drastisch gestiegen. Sie liegt bei 88 – das ist der Höchststand seit dem Jahr 1995.
BERLIN dapd | Die Zahl der getöteten Journalisten hat 2012 einen Höchststand erreicht. 88 Journalisten kamen weltweit im Zusammenhang mit der Ausübung ihres Berufs ums Leben, teilte die Organisation Reporter ohne Grenzen am Dienstagabend in ihrem Jahresbericht mit. Das sei die höchste Opferzahl seit der ersten Bilanz im Jahr 1995 und ein Drittel mehr als 2011. Daneben wurden sechs nicht-redaktionelle Mitarbeiter getötet.
„Zu den enorm hohen Opferzahlen haben vor allem der Syrien-Konflikt, die Gewalt der Taliban in Pakistan und der Bürgerkrieg in Somalia beigetragen“, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. Auch unter den Bloggern und Bürgerjournalisten stieg die Zahl der Getöteten binnen Jahresfrist drastisch an, von 5 auf 47 Opfer. 44 von ihnen starben laut ROG in Syrien bei dem Versuch, als Reporter, Fotografen oder Video-Journalisten den Alltag des Bürgerkriegs zu dokumentieren.
„Die Gewalt, mit der das Regime von Baschar al-Assad gegen Aufständische vorgeht, traf Journalisten und Blogger als Zeugen der Bluttaten schwer“, heißt es in dem Bericht. „Doch auch bewaffnete Oppositionelle, die kaum noch Kritik dulden, griffen Journalisten an und diffamierten sie als Spione.“ In Syrien sei unabhängiger Journalismus inzwischen fast unmöglich.
Die meisten Journalisten kamen im ablaufenden Jahr in Kriegs- und Krisengebieten ums Leben. Andere wurden nach Angaben der Reporter-Organisation „durch mafiöse Banden, militante Islamisten oder sogar im Auftrag hochrangiger Staatsbeamter ermordet“. In Mexiko seien Dutzende Journalisten umgebracht worden, weil sie über „Drogenhandel, Korruption und die Verquickung von Politik und organisiertem Verbrechen berichteten“.
Im Nahen und Mittleren Osten sowie Nord-Afrika zählte ROG 26 getötete Journalisten. Besonders gefährliche Regionen waren zudem Asien (24 Tote), afrikanisch Länder südlich der Sahara (21 Tote) sowie Nord- und Südamerika (15 Tote). In Russland kamen zwei Medienvertreter ums Leben.
Knapp 2.000 Journalisten angegriffen
Weltweit wurden dem Bericht zufolge zudem knapp 2.000 Journalisten angegriffen oder bedroht und damit in etwa so viele wie im Jahr zuvor. 38 Pressevertreter wurden entführt (2011: 71) und 879 festgenommen (2011: 1.044). Die geringere Zahl der Festnahmen wird in dem Bericht unter anderem auf den Sturz des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi und des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zurückgeführt.
Mindestens 193 Journalisten sowie 130 Blogger und Internetaktivisten sitzen nach Angaben von ROG momentan wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, die meisten von ihnen in der Türkei und in China.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies