Steuerflucht: Investmentfeuerwerk aus Barbados

Globale Großkonzerne lassen sich häufig in Kleinststaaten nieder. Der geringe Steuersatz hilft ihnen die Umsatzsteuer in ihren Heimatländern zu hinterziehen.

Es ist nicht das gute Wetter, das Großkonzerne in tropische Regionen lockt - die Steuergesetze sind ein beliebtes Schlupfloch zur Steuerflucht. Bild: ap

BERLIN taz | Ein Blick auf die internationalen Investitionsflüsse offenbart dieser Tage einen ungewöhnlichen Trend. In das Zentrum der Kapitalströme haben sich in den letzten Jahren Kleinststaaten wie Barbados oder die Bahamas geschoben. Was Investoren wie Google oder Amazon an den Standorten reizt, ist allerdings nicht die blühende Wirtschaft, sondern die geringen Steuern.

Wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, nutzen global agierende Unternehmen immer aggressiver Schlupflöcher im internationalen Steuerrecht, um ihre Abgaben zu senken. Durch Tochtergesellschaften in Steueroasen gelinge es den Großkonzernen in Industriestaaten oft, weniger als fünf Prozent Umsatzsteuer zu zahlen, während mittelständische Unternehmen mit einem Steuersatz von 30 Prozent konfrontiert sind.

Länder wie Deutschland, deren Steuersätze im internationalen Durchschnitt oder darüber liegen, werden durch dieses Vorgehen massiv geschädigt. Kleinere Staaten mit verschwindend geringen Steuersätzen stehen dafür plötzlich auf der Liste der internationalen Top-Investoren.

So groß wie Bochum, mehr Investitionen als Deutschland

Drei dieser Länder sind die Britischen Jungferninseln, Bermuda und Barbados. Gemeinsam haben sie etwa so viele Einwohner wie Bochum. Die von dort in die Welt überwiesenen Investitionen übertreffen mit einem Anteil von 4,54 Prozent jedoch spielend jene aus Deutschland (4,28). Global operierende Konzerne wie Amazon oder Google nutzen die geringen Steuersätze dieser Länder, um dort ihr Geld in einer Tochterfirma billig zu bündeln. Bilaterale Abkommen, die eigentlich einer Doppelbesteuerung vorsorgen sollten, helfen den Unternehmen schließlich, die hohen Steuersätze in der EU zu umgehen und nur den niedrigen Satz der Steueroasen zu zahlen.

Diese Verschiebung der Geldflüsse sorgt mitunter für ungewöhnliche Strukturen. Beispiel Russland: Vier der fünf größten Investitionsströme in die russische Wirtschaft kommen inzwischen aus Zwergenstaaten. Allen voran ein Staat, der in Europa nicht gerade wegen seiner Liquidität Schlagzeilen macht: 28 Prozent der in Russland getätigten ausländischen Investitionen kommen aus Zypern.

Die OECD schlägt nun eine engere Kooperation im internationalen Steuerrecht vor. "In Zeiten, in denen Regierungen und Bürger nur knapp über die Runden kommen, ist es wichtig, dass alle Steuerzahler, private wie unternehmerische, ihren Teil dazu beitragen," sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Die Organisation kündigte an, einen Vorschlag für eine internationale Besteuerungspolitik vorlegen zu wollen.

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