Regenwald-Ganoven: Interpol jagt Tropenholz-Mafia
Schluss mit lustig. Die internationale Polizeiorganisation Interpol widmet sich der illegalen Rodung in Südamerika. 200 Verdächtige wurden bereits festgenommen.
BERLIN taz | Auch Interpol kämpft jetzt gegen die illegale Zerstörung des Regenwaldes. Die internationale Polizeiorganisation hat nach eigenen Angaben in einer länderübergreifenden Operation erstmals gegen den illegalen Einschlag im großen Stil 50.000 Festmeter Holz beschlagnahmen lassen.
Wie Interpol in einer Bilanz der mehrmonatigen Operation in zwölf Staaten Lateinamerikas mitteilte, wurden dabei 200 Verdächtige vorläufig festgenommen und neben dem Holz im Wert von 8 Millionen Dollar auch 150 Holztransporter beschlagnahmt.
Die Kampagne „Rettet den Regenwald“ sieht in der Polizeiaktion in Brasilien, Bolivien, Kolumbien und neun weiteren Ländern einen ersten wichtigen Schritt zum Schutz von Tropenwäldern vor illegaler Abholzung. „Erstmals werden damit der verbotene Holzeinschlag und der Handel mit illegal geschlagenem Holz als organisierte Kriminalität behandelt und mit dem internationalen Drogenhandel und der Mafia auf eine Stufe gestellt“, sagte Kampagnensprecher Klaus Schenk auf Anfrage. Die Regenwälder würden zurzeit in erster Linie durch illegalen Holzeinschlag zerstört.
Illegal geschlagenes Holz im Wert von 100 Milliarden Dollar
Interpol schätzt, dass der Handel mit illegal geschlagenem Holz jährlich einen Gewinn zwischen 30 und 100 Milliarden Dollar einbringt. Die Polizeiorganisation hatte zunächst zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nation, Unep, mehrere Studien zur illegalen Waldzerstörung veröffentlicht.
Interpol und Unep starteten dann im Juni vergangenen Jahres das Projekt Leaf, das unter dem Titel „Law Enforcement Assistance for Forrest“ die verbotene Waldvernichtung und den Handel mit illegal geschlagenem Holz bekämpft. Das Projekt, in dessen Rahmen nun die Operation gegen den illegalen Einschlag in den lateinamerikanischen Ländern stattfand, wird über die Entwicklungsorganisation Norad von Norwegen unterstützt.
In Europa haben es die Verkäufer illegal geschlagenen Holzes demnächst schwerer. Am 3. März tritt die schon vor drei Jahren beschlossene EU-Holzverordnung in Kraft. Diese verbietet das Inverkehrbringen von illegal geschlagenem Holz und Holzerzeugnissen illegaler Herkunft. Händler müssen sich zudem künftig sorgfältig um die Herkunft des Holzes kümmern und über Lieferanten und Kunden Buch führen.
Für Brasiliens Wälder wird der Kampf gegen illegalen Einschlag kaum etwas bringen. Dort hat laut Greenpeace ein neues Waldgesetz alle Hürden genommen, das 70 Prozent des privaten Waldes für den Einschlag freigibt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland