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Archiv-Artikel

„Es kommen mehr Frauen“

RELIGION In Bremen-Nord treffen sich regelmäßig Muslime und Christen – heute zum Freitagsgebet

Von eib
Harm Ridder

■ war Pastor in der evangelisch-reformierten Kirche in Bremen-Blumenthal.

taz: Herr Ridder, seit wann gibt es den muslimisch-christlichen Gesprächskreis in Bremen-Nord?

Harm Ridder: Oh, schon sehr lange, seit mindestens 15 Jahren.

Wie hat sich der Dialog im Laufe der Zeit verändert?

Sehr positiv ist, dass mittlerweile auch sehr viele Frauen zur Sprache kommen, das war anfangs von muslimischer Seite sehr männerdominiert. Heute hat sich das fast umgekehrt, da wird der Gesprächskreis vor allem von den Frauen getragen, die für uns heute auch die Freitagspredigt übersetzen.

Welche Probleme gibt es?

Nach wie vor übersetzen wir alles auf Deutsch und Türkisch, obwohl heute viel mehr Menschen kommen, mit denen wir uns auch auf Deutsch verständigen können. Aber der Imam, der aus der Türkei geschickt wird, spricht kein Deutsch und wird alle drei Jahre ausgetauscht. Gerade also, wenn man sich kennengelernt hat, geht er wieder weg.

Ist es eigentlich ein religiöser Dialog, den Sie führen?

Ja, darauf legen wir auch großen Wert.

Was ist der größte Unterschied, den Sie hier wahrnehmen?

Das unterschiedliche Verständnis der heiligen Schriften. Für die Muslime ist der Koran ein von Gott gegebenes Buch, das unantastbar und unbedingt gültig ist. Für uns Christen ist die Bibel ein historisch entstandenes Buch, das man mit historisch-kritischen Methoden untersuchen muss und auch in Frage stellen kann. Das war auch nicht immer so, als Christen haben wir erst in einem langen Prozess dazu gefunden – es geht aber nicht anders.

Sagen Sie das Ihren muslimischen Gesprächspartnern?

Nein, das würde heißen: „Ihr seid noch nicht so weit“, das wäre anmaßend. Interview: eib