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East Side GalleryAnnäherung in Sicht

Hunderte protestierten erneut gegen den Abriss von Mauerteilen. Nun zeichnet sich im Streit um die East Side Gallery ein Kompromiss ab.

Demonstration für den Erhalt der East Side Gallery am Mittwoch vor dem Roten Rathaus. Bild: dpa

Im Streit um die East Side Gallery hat sich vor dem Osterwochenende ein Kompromiss abgezeichnet. Demnach könnte unter bestimmten Voraussetzungen auf weitere Durchbrüche durch den Abschnitt der Berliner Mauer für den Bau zweier Wohnhäuser verzichtet werden, sagte ein Sprecher des Investors Living Bauhaus der Nachrichtenagentur AFP. Vor dem Roten Rathaus demonstrierten erneut hunderte Menschen gegen die Löcher im Mauerdenkmal.

Living Bauhaus hatte am Mittwochmorgen eine weitere rund sechs Meter breite Lücke in die Mauer schlagen lassen. Dagegen protestierten am Mittwoch auf Einladung des Bündnisses "East Side Gallery retten" bis zu 600 Menschen vor dem Roten Rathaus, dem Amtssitz von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Bereits seit Anfang März hatte es Proteste gegen das Schlagen neuer Löcher in die East Side Gallery für die Bauprojekte gegeben.

Der Sprecher des Investors sagte AFP, die Lücke solle laut Planung nach Abschluss der Bauarbeiten im Sommer 2015 wieder geschlossen werden. Statt weitere Lücken in die East Side Gallery zu schlagen, soll nach seinen Angaben dem Kompromissplan zufolge ein bereits bestehender Durchbruch um sechs Meter erweitert und von zwei Investoren als Zugang zu ihren Bauten geteilt werden. "Wir sind grundsätzlich bereit zu diesem Kompromiss unter dem Vorbehalt, dass er technisch und statisch umsetzbar ist", sagte der Sprecher. Die Prüfung soll mehrere Wochen dauern.

Der neue Plan wurde nach Angaben des Bezirksbürgermeisters von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), bei einem Gespräch zwischen Investoren, Bezirk und Wowereit vereinbart. Die derzeit rund fünf Meter breite Lücke, die nach dem neuen Plan um sechs Meter erweitert werden soll, führt laut Schulz zum sogenannten Oststrand an der Spree. Ein bereits genehmigter, etwa 22 Meter breiter, zusätzlicher Durchbruch soll demnach wegfallen.

Ein Sprecher des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) sagte AFP, jetzt komme es bei der Umsetzung des Kompromisses "auf den guten Willen aller Beteiligten an". "Die East Side Gallery muss weitestmöglich geschont werden", betonte er.

Ein Sprecher des Bündnisses "East Side Gallery retten" bekräftigte am Freitag die Forderung, nach einem Ersatzgrundstück für die geplanten Bauten zu suchen. Die Zeichen stünden derzeit jedoch nicht so, "als ob Wowereit das überhaupt wollen würde", sagte er AFP. Einer Forsa-Umfrage zufolge seien drei Viertel der Berliner gegen eine Bebauung des einstigen Todesstreifens: Wowereit müsse klargemacht werden, "dass er da einlenken muss".

Der Sprecher kündigte weitere Aktionen an, um den Druck auf den Senat zu erhöhen. "Der Investor hat in einer Nacht- und Nebelaktion fünf Mauerstelen herausgenommen, wir planen, in einer Nacht- und Nebelaktion die Mauer wieder aufzubauen." Zudem sollten Prominente in Mauerspaziergängen für den Erhalt der East Side Gallery werben, angefragt seien die Sänger Campino und Udo Lindenberg.

Die East Side Gallery ist mit rund 1,2 Kilometern der längste erhaltene Abschnitt der Berliner Mauer. Er wurde seit 1990 von Künstlern mit großformatigen Wandbildern bemalt und zieht jedes Jahr hunderttausende Touristen an. (AFP)

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4 Kommentare

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  • HK
    Hady Khalil

    Eine Falschmeldung?!

    Es wird gemeldet die Freiheitsstatur sei „ein Geschenk“ Frankreichs an die Vereinigte Staaten gewesen.

  • HK
    Hady Khalil

    Eine Falschmeldung!?

    Der Investor stoppt mit sofortiger Wirkung die Bauarbeiten, zieht sein Kapital zurück, auf dem Grundstück an der East Side Gallery zu bauen. Er hat ein besseres Angebot aus China bekommen sein Geld zu investieren. Ein chinesischer Investor sucht noch Kapital einen Rohstoff abzubauen und auf den Weltmärkten und Börsen anzulegen. Es handelt sich um die 1000de Kilometer lange und jahrtausende alte West Side Gallery. Der Investor hat eingesehen, das diese Investion mehr Gewinn verspricht.

  • B
    berlinerin

    "Die Zeichen stünden derzeit jedoch nicht so, "als ob Wowereit das überhaupt wollen würde", sagte er AFP."

    Das sehe ich genauso. Schade nur, dass die Medien inklusive taz die rethorik "des kompormisses" von wowereit übernehmen, mit denen er eine minimale änderung, die dem bauherren ansonsten volle freiheit lässt (und vor allem raum für spätere forderungen, wenn dann gebaut ist) als kompromiss verkauft. ein kompromiss wäre eine grundstückalternative jenseits der east-side-gallery. so lässt sich die taz – wie auch viele andere – von wowereit als sprachrohr benutzen. und damit als manipulationshelferin.

  • HM
    Hans Martin Fleischer

    Zum Thema Lücke in der Mauer ein alter Artikel:

     

    http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=bl&dig=2001/08/09/a0187&cHash=18da2e5260 ;

     

    ein Arte Film

     

    http://www.youtube.com/watch?v=ncdYgVQvnkY&list=UU_6KridqHG25GdSNLaNwMkA&index=49 ;

     

    und eine website, auf der zu sehen ist, an welchen Stellen das zuletzt vor der East Side Gallery und dem Roten Rathaus stehende Styropormauerstück schon stand bzw. schwamm:

     

    www.berlinwall.de

     

    Die erste Lücke in der Mauer 1989 am Potsdamer Platz und die Lückenlosigkeit der Mauer an der East Side Gallery widersprechen sich nicht.

     

    Beide sind ein wichtiger Teil der Berliner, der deutschen und der europäischen Geschichte.

     

    Der mit dem Mauerfall verbundene friedliche Wandel ist Berlins wichtigstes "Exportprodukt".

     

    1989 ist ein Beispiel dafür, dass die Welt durch Menschen veränderbar ist.

     

    Die nächste anstehende Veränderung ist eine fundamentale Veränderung des Geld- und Finanzsystems, das sich in den Jahren seit dem Mauerfall exponentiell zunehmend jeglicher demokratischen Kontrolle entzogen hat. (mehr: www.monetative.de)

     

    Deswegen die Kurzformel auf der Mauer:

     

    NEXT WALL to FALL - WALLSTREET.

     

    Keine Aufforderung zum "Kampf", sondern zu einer längst überfälligen Kurskorrektur. Diese ist leichter als angenommen und in der historischen Rückschau wird man sich vielleicht dereinst wundern für wie „unmöglich“ wir diesen Wandel gehalten haben.