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Archiv-Artikel

Die Baumverschenker

DIE INI (XIX) In Osnabrück verschenkt eine Baumschutzinitiative junge Linden

Die Norddeutschen engagieren sich in Bürgerinitiativen gegen Verkehrsprojekte, für Tiere oder gegen Datenmissbrauch – mal laut und knallig, mal leise und beharrlich. Diese Serie stellt in loser Folge die Menschen hinter den Initiativen vor.

Einfach weil ein Baum schön ist – und in der Stadt besonders wertvoll: In diesem Frühjahr gibt die Osnabrücker Baumschutz-Initiative jedem eine Linde, der diese dann in seinem Garten einpflanzt. Privatpersonen, aber auch Kindergärten und andere öffentliche Einrichtungen sollen so insgesamt 100 Sommerlinden in der Stadt pflanzen. „Ein Zeichen, dass man selbst initiativ werden kann“, sagt Jürgen Schmitte, Landschaftsgärtner und Mitglied der Gruppe.

Die trifft sich alle drei Wochen, zehn bis 15 Baumschützer gehören fest dazu. Die 100 Sommerlinden zahlt die Ini selbst, eine Spende von den zukünftigen Linden-Besitzern ist aber selbstredend willkommen. Aber das solle nach eigenem Ermessen geschehen, das ist Schmitte wichtig: „Wir werden diese Spenden sammeln und damit die Patenschaft für einen Baum übernehmen, den die Stadt auf öffentlichem Grund pflanzt.“

Seit vor elf Jahren die Satzung zum Baumschutz aufgehoben wurde, verliert das Osnabrücker Stadtbild kontinuierlich an Grün – heikel angesichts immer heißerer Sommer und hoher Feinstaubbelastungen. Und seit Jahren wird eine endlos erscheinende, häufig ideologisierte Debatte darüber geführt, wie die Stadtbäume geschützt werden sollen. Zuletzt machte 2009 die städtische Verwaltung Vorschläge zu einem „Baumschutz mit Weitblick“. Umgesetzt wurde das, was kein Geld kostet – also fast nichts.

Die Baumschützer wollen jetzt konkret werden, die erste verschenkte Sommerlinde hat mittlerweile ihren Platz gefunden: Der Maler Uwe Hendriks hat sie gemeinsam mit Jürgen Schmitte vor dem Gebäude gepflanzt, in dem er seine Arbeitsgeräte aufbewahrt. „Die Linde ist ein typischer Hausbaum“, sagt Schmitte. „Sie wird traditionell bei uns zu Häusern und Höfen gesetzt, sie kommt mit fast allen Standorten klar und verträgt auch Stadtklima.“

Die Ini fordert von der Politik, der Verwaltung aber auch von Gartenbesitzern, Verantwortung für den Umwelt- und Klimaschutz zu übernehmen. Häufig würden die für das Stadtklima wichtigen großen Bäumen gefällt und im Gegenzug zu wenig junge Bäume neu gepflanzt. Für ihre Forderungen nach einem effektiven Baumschutz in Osnabrück hat die Initiative bereits 5.000 Unterschriften von Osnabrücker Bürgern gesammelt. Im Frühjahr sollen sie den politisch Verantwortlichen übergeben werden.  GUNHILD SEYFERT