Piraten-Parteitag: Sieben Kandidaten, viele Favoriten
Johannes Ponader gibt das Amt des Politischen Geschäftsführers der Piratenpartei auf. Nun soll an der Spitze Ruhe einkehren.
BERLIN taz | Auf diese Personalie warten viele Piraten seit Monaten: Bleibt es bei der geplanten Tagesordnung des Bundesparteitags, soll gleich zum Auftakt ein Nachfolger für den glücklosen politischen Geschäftsführer Johannes Ponader gewählt werden. Bislang haben fünf Männer und zwei Frauen ihre Kandidatur angekündigt.
Als einer der Favoriten gilt Andi Popp, ein Wirtschaftsmathematiker aus Ingolstadt. Popp hat schon einige wichtige Posten in der Partei bekleidet – unter anderem war er Vizebundesvorsitzender, Landeschef in Bayern; er steht auf Platz 3 der Landesliste zur Bundestagswahl.
Popp gilt als Verfechter der Kernthemen, als eher konservativ und verspricht in seiner Bewerbung um das Amt, keine neue „Unruhe“ in den Vorstand zu bringen – vor allem Letzteres könnte nach Johannes Ponaders Freakshow des vergangenen Jahrs ein Trumpf bei diesem Parteitag sein. Zudem hat Popp als Bayer einen Heimvorteil. Denn traditionell ist bei Bundesparteitagen der Piraten immer jener Landesverband deutlich überrepräsentiert, in dem das basisdemokratische Großevent stattfindet.
Kurz vor dem Parteitag gab die Netzaktivistin Katharina Nocun ihre Kandidatur bekannt. In der Partei genießt sie Respekt als Streiterin für den Datenschutz. Bei der missglückten Niedersachsen-Wahl stand sie auf dem zweiten Listenplatz, nun kandidiert sie für den Bundestag. Für ihre Wahl ins Spitzengremium der Partei machen sich einige prominente Piraten wie Exbundesvorstandsmitglied Matthias Schrade stark.
Besser vermarkten
Auf namhafte Unterstützer gerade aus Berliner Kreisen kann der Mannheimer Kommunikationsdesigner Christophe Chan Hin zählen, in der Partei unter seinem Twitternamen @Incredibul bekannt. Der 31-Jährige hat in den vergangenen Wochen für die Partei die Plakatkampagne zur Bundestagswahl betreut.
Sein Angebot: Er will bis zur Bundestagswahl im Vorstand seine Expertise als PR-Profi einbringen und den Piraten helfen, sich besser zu vermarkten. Im Gegensatz zu Popp wird er dem progressiven Parteiflügel zugeordnet. Er gehört zu den Unterstützern der Onlineplattform Liquid Feedback. Kritiker halten ihm seinen vorübergehenden Parteiaustritt im vergangenen Herbst vor.
Die Unterstützer Bernd Schreiners schließlich hoffen, mit ihrem Favoriten Ruhe in den zerstrittenen Vorstand zu bringen. Schreiner ist selbstständiger Architekt, Jahrgang 1967, und war drei Jahre im Thüringer Landesvorstand aktiv. Er ist Themenbeauftragter der Piraten für Umweltpolitik, kümmert sich um die Webseiten der Partei und fungiert als Administrator. Für den Fall, dass überraschend sogar der gesamte Bundesvorstand der Partei in Neumarkt neu gewählt wird, kandidiert Bernd Schreiner auch für den Posten als Parteivize.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen