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Archiv-Artikel

Rathaus wählte mit

WAHLVERSPRECHEN Uni-Präsident Lenzen erhielt vor seiner Wahl Zusage über 500.000 Euro. Frühere Uni-Vizepräsidentin: „unzulässige Einflussnahme“

„Andere Bewerber hatten keine finanziellen Zusagen“

Barbara Vogel, ehemalige Uni-Vizepräsidentin

Die Linke-Fraktionschefin Dora Heyenn kann beharrlich sein. Als der neue Uni-Präsident Dieter Lenzen nach seiner Wahl in der Welt am Sonntag erklärte, Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach habe ihm „Mittel in erheblicher Höhe“ zugesagt, wollte sie Genaueres wissen und stellte eine Kleine Anfrage. Der Senat antwortete, er nehme zu Presseberichten nicht Stellung.

Heyenn wandte sich an Bürgerschafts-Präsident Berndt Röder und bat ihn, den Senat auf seine Auskunftspflicht hinzuweisen. Das tat dieser. Heyenn erhielt jetzt eine „Neufassung der Antwort des Senats“, in der dieser angibt, dass Lenzen vor seiner Wahl „bis zu 500.000 Euro zur personellen und sächlichen Umsetzung zukunftsweisender Konzepte“ zugesagt wurden.

„500.000 Euro Begrüßungsgeld für Lenzen, das ist ein Skandal“, kritisiert Heyenn. Die Uni-Präsidialverwaltung sei bereits „bestens ausgestattet“. Das Geld wäre in Studium und Lehre besser angelegt.

Ob es 500.000 Euro sind, sei noch gar nicht ausgehandelt, ruderte Wissenschaftsbehördensprecher Timo Friedrichs zurück: „Wir haben gesagt, dass wir uns eine Spanne zwischen 350.000 und 500.000 Euro vorstellen können.“ Der noch amtierende Berliner FU-Präsident wolle Mitarbeiter mitbringen. Eine Stelle in der Presseabteilung und die Stelle des persönlichen Referenten seien frei und müssen neu besetzt werden, eventuell aber höher dotiert. Das nötige Geld komme aus dem Globalhaushalt der Behörde. Friedrich: „Lenzen war wichtig, dass er nicht die eigene Uni schröpft.“

Für die frühere Uni-Vizepräsidentin Barbara Vogel hat der Vorgang politische Bedeutung. „Hier geschah eine unzulässige Einflussnahme der Landesregierung auf die Wahl des Uni-Präsidenten, wie sie im Gesetz nicht vorgesehen ist“, kritisiert sie. Andere Bewerber seien nicht von der Landesregierung zu Gesprächen eingeladen worden und hätten auch keine finanziellen Zusagen erhalten. KAIJA KUTTER