Spreeforum beendet: Debatte bleibt im Fluss

Beim Forum Stadtspree vereinbaren die Anrainer eine gemeinsame Zusammenarbeit. Der Konsens ist fragil und könnte schon am erneut gefährdeten Yaam scheitern.

Mit dem Forum ein Stück näher gekommen: "Spreeufer für alle". Bild: dpa

Am Montagabend war man sich noch einig: Die Zukunft des Spreeufers liege in einem neuen Miteinander statt der bisherigen Konfrontation, in Dialog und Interessenausgleich. Da hatte das Forum Stadtspree gerade zum dritten und letzten Mal getagt.

Am Dienstag streckt Jan Lerch vom Vorstand des Yaam seine Füße in den Sand des Reggae-Clubs und sagt, er sei sehr besorgt. Ende 2012 wurde dem gekündigten Yaam am Spreeufer die Rettung versprochen: mit einem Ersatzgrundstück wenige hundert Meter weiter (siehe links). „Nur passiert ist nichts“, sagt Lerch. „Das gefährdet den Kompromiss massiv.“ Das gerade zu Ende gegangene Forum verteidigt er dennoch: „Endlich sind hier alle im Gespräch.“

Ende Januar hatten sich auf Initiative der Stiftung „Zukunft Berlin“ erstmalig rund 30 Investoren, Clubs und Mieter vom Spreeufer zwischen Jannowitz- und Schillingbrücke zusammengesetzt, um über die Zukunft zu sprechen. Auch am Montag saß da im Radialsystem etwa Jürgen Scheunemann, Sprecher des umstrittenen Hochhausprojekts an der East Side Gallery, neben den Mediaspree-Gegnern, die ihre Banner über den Tisch hängten.

Die Rettung war schon ausgemacht: Das Yaam, räumungsbedrohter Reggae-Strandclub am Friedrichshainer Spreeufer, kommt aufs Grundstück des Magdalena-Clubs an der Schillingbrücke. Umzug: Januar 2014. So beschlossen es im November Bezirk, Eigentümer und Clubbetreiber.

Am Dienstag nun schlug das Yaam Alarm: Seit der Vereinbarung sei nichts passiert, so Club-Vorstand Jan Lerch. Bis heute sei das Magdalena-Grundstück nicht vom Liegenschaftsfonds an den Bezirk rückübertragen. Auch für Donnerstag stellte die Finanzverwaltung den Punkt erneut nicht auf die Tagesordnung des Vermögensausschusses, der das Grundstücksgeschäft absegnen muss - danach ist Sommerpause. Lerch sprach von einer "unkalkulierbaren Hängepartie". Im Yaam ist man auch deshalb besorgt, weil bei den parallel geretteten Prinzessinnengärten in Kreuzberg die Rückübertragung längst erfolgte.

Knackpunkt beim Umzug ist die nötige Ufersanierung beim Magdalena-Gelände: Unklar ist, wer die Kosten von 5,5 Millionen Euro übernimmt. Die Senatsverwaltung für Finanzen sieht den Bezirk verantwortlich, der noch kein Finanzierungskonzept erstellt habe. Dort wiederum verweist man auf einen Investitionsantrag an das Land, der ausstehe. Eine Sprecherin der Finanzverwaltung versicherte, der Senat stehe zur Zusage für die Rückübertragung.

Lerch kritisierte das "Fingerhakeln" als "fahrlässige Gefährdung" seines Clubs. Die Kündigung durch den spanischen Eigentümer Urnova sei nur wegen des Grundstückstauschs ausgesetzt. Lerch: "Wir wissen nicht, wie lange dieses Goodwill anhält." (ko)

„Alle, auch die Investoren, waren gesprächsbereit“, lobte Initiator und Exsenator Volker Hassemer. Damit habe das Forum ein neues Diskussionsklima am Spreeufer geschaffen. „Wer sich ab jetzt Gesprächen verweigert, stellt sich ins Unrecht.“

Die Runde einigte sich auch auf konkrete Verabredungen: Der öffentliche Uferweg soll kommen. Neubauprojekte sollen ihre Erdgeschosse möglichst öffentlich machen, etwa mit Cafés. In Workshops soll die Lärmproblematik angegangen werden. Ein Beirat „Stadtspree“ aus Politik und Anrainern soll die gemeinsame Uferentwicklung im Blick behalten.

Ein Quantensprung dafür, dass dort noch vor einigen Jahren fast gar nicht von öffentlichen Interessen, aber umso mehr von Bürotürmen und Lofts die Rede war. Auch Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) hielt fest, dass mit dem Forum „etwas wirklich Neues" vereinbart worden sei.

Wie fragil der Konsens ist, zeigte aber schon der Abend. „Das Areal der East Side Gallery darf keinesfalls bebaut werden“, stellte da Mediaspree-Gegner Robert Muschinski nochmal klar. „Alles andere verstößt gegen den Denkmalschutz.“ Für Investor-Sprecher Scheunemann eine nicht einlösbare „Maximalforderung“ – er verwies auf die Baugenehmigungen. Auch das vom Forum als Vorzeigeobjekt gelobte Spreefeld, ein genossenschaftlicher Wohnneubau, wurde kritisiert. Zu hoch, zu nah am Wasser, monierte Muschinski.

Und nun das Yaam. Alles Nagelproben, was von dem neu besiegelten Miteinander an der Spree bleibt.

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