Steueraffäre um Uli Hoeness: Vielleicht nur eine Bewährungsstrafe
Ein halbes Jahr nach der Selbstanzeige von Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung kann der Bayern-Chef laut einem Medienbericht auf eine milde Strafe hoffen.
MÜNCHEN dpa | Uli Hoeneß soll nach einem Medienbericht auf ein „mildes Urteil“ bei einer Anklage wegen Steuerhinterziehung hoffen können. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel steht das seit Monaten andauernde Ermittlungsverfahren gegen den Präsidenten des FC Bayern München „unmittelbar vor dem Abschluss“, was von der Staatsanwaltschaft München II am Sonntag nicht bestätigt wurde. „Unser Stand ist unverändert“, sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich der Nachrichtenagentur dpa. Es werde weiter ermittelt.
Nach den Spiegel-Recherchen „scheint die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung beantragen zu wollen“. Das Magazin nannte in einer Vorabmeldung jedoch keine Quellen für diese Darstellung. Hinzu kommen könne bei der noch im August erwarteten Anklage gegen Hoeneß eine Geldstrafe von 720 Tagessätzen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der FC Bayern München AG soll angeblich davon profitieren können, dass ein Teil der geschuldeten Steuern verjährt sei. Der strafrechtlich relevante Anteil der Steuerschuld soll nach Spiegel-Angaben unterhalb einer für Hoeneß wichtigen finanziellen Grenze liegen. Der Bundesgerichtshof hatte 2012 bekräftigt, das erst bei einer Steuerhinterziehung von mehr als einer Millionen Euro keine Bewährungsstrafe mehr möglich sein soll.
Nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen unverändert weiter. Er könne „derzeit keinen Zeitrahmen“ für den Abschluss nennen, erklärte Oberstaatsanwalt Heidenreich auf entsprechende Nachfrage. Den Magazinbericht kommentierte die Behörde inhaltlich nicht. „Objektiv falsch“ sei allerdings die Darstellung, dass als Prozessort das für Hoeneß' Wohnsitz zuständige Amtsgericht Miesbach infrage komme. „Das Amtsgericht Miesbach ist nicht zuständig für Steuerstrafverfahren“, korrigierte Heidenreich.
Adidas-Chef Herbert Hainer gibt Hoeneß Rückendeckung
Der 61-jährige Hoeneß hatte zu Jahresbeginn eine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung abgegeben. Seitdem ermitteln die Behörden. Hoeneß war zuletzt bei der Vorstellung des neuen Bayern-Trainers Pep Guardiola am 24. Juni öffentlich aufgetreten. Bundespräsident Joachim Gauck hatte sich Anfang Mai mit scharfen Worten in die Debatte um Uli Hoeneß eingeschaltet: „Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortungslos oder gar asozial.“
Der Aufsichtsrat der FC Bayern AG hatte sich kurz darauf, am 6. Mai, auf einer Sitzung nach Angaben des FC Bayern das Angebot von Hoeneß abgelehnt, sein Amt als Vorsitzender des neunköpfigen Gremiums ruhen zu lassen, bis die Behörden über seine Selbstanzeige entschieden haben.
Adidas-Chef Herbert Hainer, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates, steht unverändert zu diesem Schritt des Gremiums. Er forderte in einem Focus-Interview, Hoeneß „eine zweite Chance“ zu geben. Es könne immer noch sein, dass der Vereinspräsident durch die Selbstanzeige „strafbereit“ werde, sagte Hainer. Der fränkische Sportartikelhersteller Adidas ist auch Anteilseigner der FC Bayern AG. Auf die Frage, ob Hoeneß sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender auch dann weiter ausüben könne, wenn gegen ihn Anklage erhoben werden sollte, antwortete Hainer nur indirekt: „Ich bin der Meinung, dass es keinen Besseren für diese Position gibt.“
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