DFB-Elf gegen Paraguay: Viel Not, viel Elend

Naives Defensivspiel, schlechtes Stellungsspiel und kaum Konzentration: Die deutsche Fußballnationalmannschaft ist so über ein 3:3 gegen Paraguay nicht hinausgekommen.

Die Frisur sitzt noch, das Spiel nicht so sehr: Marco Reus Bild: dpa

KAISERSLAUTERN dpa | Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat die WM-Saison mit einem 3:3 (2:3) gegen Paraguay eröffnet. Und vor allem das erneut schwache und teilweise sogar naive Defensivspiel des WM-Mitfavoriten wirft 302 Tage vor der Weltmeisterschafts-Eröffnung in Brasilien viele Fragen auf. Die Bilanz ist besorgniserregend: Im Jahr 2013 hat das DFB-Team in sechs Spielen nun schon elf Gegentore kassiert. „Das war kein idealer Start. Ich glaube aber, es gibt keinen Grund zu großer Sorge“, analysierte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Bereits nach 13 Minuten lag das Team von Joachim Löw gegen die in der WM-Qualifikation bereits gescheiterten Südamerikaner in Kaiserslautern durch Jose Nunez (9.) und Wilson Pittoni (13.) mit 0:2 im Hintertreffen. Ilkay Gündogan (18.) und Thomas Müller (31.) glichen vor 47.522 Fans im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion zwar aus. Miguel Samudio (45.) brachte die Gäste nochmals in Führung, ehe der Leverkusener Lars Bender (75.) zumindest noch das Remis rettete.

Bis zur WM-Qualifikation in drei Wochen in München gegen Österreich bleibt für den Bundestrainer noch viel Arbeit. „Das war ein Warnschuss. So können wir gegen Österreich nicht spielen“, monierte der bei allen Gegentoren machtlose Schlussmann Manuel Neuer.

„Wir haben in der Anfangsphase viele Konzentrationsfehler gemacht, elementare Fehler. Insgesamt waren wir in der ersten Halbzeit in der Defensivarbeit sehr fahrig. Bei einigen Spielern hat man aber auch gesehen, dass sie noch keine Wettkämpfe haben. Da fehlt die Frische“, nahm Löw seine Spieler auch ein wenig in Schutz.

Keine Balance

Dennoch wurde deutlich: Die schon in der Vorsaison häufig kritisierte Balance zwischen Offensive und Defensive scheint auch in dieser Spielzeit zum größten Problemfall für den Bundestrainer zu werden. Gegen Paraguay präsentierte sich die Abwehr vor allem in der ersten Halbzeit desolat. Ein Musterbeispiel dafür war der dritte Gegentreffer, bei dem die Innenverteidigung um Mats Hummels und Per Mertesacker mit zwei einfachen Pässen ausgehebelt wurde. Für Neuer war es bei derart indisponierten Vorderleuten ein Abend zum Verzweifeln.

Im Spiel nach vorne mühte sich Mesut Özil nach Kräften, Linie ins Spiel zu bringen, doch ihm und einigen anderen war die fehlende Matchpraxis deutlich anzumerken. Miroslav Klose, der ebenso wie die sechs Auslands-Legionäre im Kader noch kein Pflichtspiel absolviert hat, lief vergeblich seinem 68. Länderspieltor hinterher, mit dem er den Rekord von Gerd Müller eingestellt hätte.

Dabei hatte der Wahl-Römer gleich dreimal die Gelegenheit dazu. In der 9. Minute schloss Klose selbst ab und übersah den besser postierten Özil, wenig später landete sein Lupfer auf dem Tor (11.), schließlich spitzelte er den Ball aus aussichtsreicher Position vorbei (38.). Nach 54 Minuten löste ihn Mario Gomez ab.

Im 95. Länderspiel in der Ära Löw machte die deutsche Mannschaft da weiter, wo sie vor zweieinhalb Monaten in den USA aufgehört hatte. Hieß es damals nach 16 Minuten 0:2, so lag das Team diesmal bereits nach 13 Minuten mit zwei Treffern in Rückstand. Nach einem schnellen Pass in die Spitze lief Nunez seinem schlecht postierten Widersacher Hummels auf und davon und ließ auch Neuer mit einem trockenen Schuss keine Chance. Keine vier Minuten später leitete ein Ballverlust von Sami Khedira vor dem eigenen Strafraum den nächsten Gegentreffer ein. Pittoni hielt aus gut 20 Metern einfach drauf: 2:0.

Tobener Bundestrainer

Der geschockt wirkende Bundestrainer tobte regelrecht an der Seitenlinie und war auch durch den schnellen Anschlusstreffer von Gündogan kaum zu besänftigen. Der zuletzt an Rückenproblemen laborierende Dortmunder nahm aus 16 Metern Maß und überwand Justo Villar im Tor der Gäste mit einem platzierten Schuss in die lange Ecke.

Nachdem Gündogan wenig später nach einer Ecke von Victor Ayala auf der Linie stehend das 1:3 verhindert hatte (24.), musste er wegen erneuter Schmerzen im Rücken vom Platz und Lars Bender weichen. 14 Minuten vor der Pause war der Fehlstart dann wieder ausgebügelt, als Müller einen 50 Meter-Diagonalpass von Hummels gekonnt stoppte und zum 2:2 vollstreckte.

Doch mit Beginn der zweiten Spielhälfte musste die DFB-Auswahl nach dem kollektiven Aussetzer vor Samudias 2:3 erneut einem Rückstand hinterherlaufen. Der eingewechselte Gomez deutete mit einem Kopfball (58.) immerhin gleich seine Torgefährlichkeit an. Die Gastgeber waren nach der Pause um mehr Struktur bemüht und verhinderten damit weitere gefährliche Konter der Südamerikaner. Trotz klarer Überlegenheit und guter Chancen gelang Bender aber erst eine Viertelstunde vor Schluss der erneute Ausgleich. Weitere gute Gelegenheiten etwa durch die eingewechselten Lukas Podolski und Marcell Jansen blieben ungenutzt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.